FairTradeTown Schwarzenbruck: news No.4

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Die aktuellen „FairTradeTown news“ starten mit einer überlieferten Indianer-Weisheit: „Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet, das letzte Tier getötet - erst dann werdet ihr merken, daß man Geld nicht essen kann“. Diese Weisheit passt doch recht gut in unsere Industrie- und Konsum-Gesellschaft - und sie passt besonders gut zum Thema „Huhn und Ei“:
Das Huhn hat einfach Pech gehabt. Es ist robust und anpassungsfähig, es ist also prädestiniert für Ausbeutung. Und das haben wir, die Produzenten und die Verbraucher, super hingekriegt. Beim Produzenten (leider meist Industrie und nicht Bauer) geht es um jeden Cent - und die Verbraucher, die Konsumenten, also wir wollen zwar vor der Kasse die Welt verbessern, aber wenn es ums Zahlen geht, ist alles plötzlich anders. Wir sind es, die Zeichen setzen können und müssen. Und es gibt Organisationen wie z.B. PETA, die Zeichen setzten. Und Bauern, die Zeichen setzen. Wenn wir alle zusammen gemeinsam diese Zeichen stärker und lauter machen, ist dies ein wichtiger und richtiger Schritt zurück in eine vernünftige und nachhaltige Nahrungsmittel-Kette. Um diese Zeichen setzen zu können und ganz besonders zu wollen, müssen wir allerdings in die grausame Realität blicken. Und diese Realität ist nichts für schwache Nerven. Aber auch nichts für Wegschauer. Denn diese Realität ist hier bei uns, jeden Tag und immer wieder: Wir haben es geschafft, Hühner zu züchten, die fast 10 mal mehr Eier legen als vor 30 Jahren (dafür aber kein Fleisch ansetzen). Und wir haben es geschafft, Hühner zu züchten, die in gerade mal dreissig Tagen fast zwei Kilo schwer sind (die natürliche Lebensdauer eines Huhnes ist bis zu 15 Jahren und nicht gerade mal 33 Tage …). Und wir haben es geschafft, die Effizienz in der „Produktion“ so zu steigern, daß in diesem Prozess das männliche Küken sozusagen als Abfall auf die Welt kommt. Nochmal: als Abfall auf die Welt kommt. An die 50 Millionen männliche Küken werden jährlich am ersten Tag ihres Lebens vergast (!). Die Bilder vom Aussortieren (!) will wirklich keiner sehen - und was danach passiert, wirklich auch nicht. Zum Schreddern dieser Küken, was in vielen Mitgliedstaaten Europas immer noch tägliche Praxis ist, gibt es natürlich eine Verordnung (aber die wollen Sie lieber auch nicht lesen). Was wir aber lesen und wissen sollten ist, dass das Töten der Küken strafbar ist: das Wohl der Tiere wurde 2002 sogar im Grundgesetz unter Artikel 20a festgeschrieben. Und das Tierschutzgesetz verbietet sehr deutlich, „Wirbeltiere ohne vernünftigen Grund“ zu töten. Jetzt kommen wieder wir als Verbraucher ins Bild: was ist vernünftig? Während Brüter, Züchter und Produzenten mit starken Lobbies alles tun, um Verbote oder Einschränkungen zu verhindern, sind wir Verbraucher als Lobby der Tiere aufgerufen, durch unser Konsumverhalten Tatsachen zu schaffen.
Und da gibt es tatsächlich Möglichkeiten. Da gibt es zum Beispiel den Bauern Thomas Müller in Überlingen, der einen neuen Ansatz gefunden hat. Auf jedes Ei (von glücklichen Hühnern), das er verkauft, werden 5 Cent aufgeschlagen. Anstatt die männlichen Küken (weil unrentabel!!) umzubringen, werden sie mit diesem Geld aufgezogen - und das Fleisch wird dann unter dem Etikett „Bruderhahn“ verkauft. Der Bauer Thomas Müller hat das sinnlose Töten beendet. Und ein Teil der Mehreinnahmen geht auch in ein Zuchtprojekt auf dem Hofgut Rengoldshausen: dort wird versucht, 50 Jahre Effizienzsteigerung wieder zurück zu drehen und das Zweinutzungshuhn zu züchten. Wie früher, als das Huhn noch Eier legte und Fleisch ansetzte …
Wenn wir bereit sind, etwas mehr für dieses emotionale Produkt Ei auszugeben, werden wir zu einer ganz starken Lobby für vernünftiges und nachhaltiges Handeln. Für faires Denken und faires Handeln. Leider geht das noch nicht so einfach, weil es die Angebote noch nicht gibt. Wir Verbraucher müssen nachfragen, müssen fordern, müssen Druck machen - durch unser Konsumverhalten und durch unsere Beharrlichkeit. Daß die politische Lobby (zum Beispiel Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt) nicht nach wirklichen Lösungen sucht, zeigt auch die Förderung eines Verbunds von Wissenschaftlern in Leipzig, die Alternativen zum Vergasen finden sollen. Wenn dies die einzigen Alternativen sind, sind es keine Alternativen für Deutschland (kleines Wortspiel …). Also braucht es uns. Wir können Dinge ändern. Und verändern. Indem wir die unterstützen, die Effizienz und Profit bei Tierhaltung und der Produktion von Nahrungsmitteln hinten an stellen. Indem wir fair denken und fair handeln. Wir schaffen das. Und: Geld kann man nicht essen.

Autor:

Fritz Schneider aus Nürnberger Land

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