Vom Schwarzen Meer nach Oberfranken: Die Flussgrundel ist angekommen

Die Flussgrundel wurde im Landkreis Forchheim nun erstmals in Bayern nachgewiesen. Foto: Andreas Hartl
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FORCHHEIM (pm/rr) – Die Flüsse und Bäche Oberfrankens werden von einer neuen Fischart besiedelt, die aus dem Schwarzmeerraum zuwandert: die Flussgrundel ist jetzt in der Aisch beheimatet.

Die beiden Jugendlichen Paul Birkner (13) und Tim Stillkerich (14) hatten beim Jugendzeltlager des Fischereivereins Willersdorf/Haid (Lkr. Forchheim) in den Sommerferien einen unbekannten Fisch gefangen. Daraufhin kontaktierte der Fischereiverein die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken. Schnell war klar, dass es sich um eine weitere eingewanderte Fischart aus dem Donauraum handeln musste, eine bisher für Bayern nicht nachgewiesene Schwarzmeergrundel-Art.

Für das Zeltlager des Fischereivereins Willersdorf/Haid stellte die Fachberatung Reusen zur Verfügung. Zudem hatte sich die Experten aus Oberfranken mit internationalen Grundelexperten, unter anderem aus Rumänien, ausgetauscht. Diese hatten eine spezielle Angeltechnik mit Wurm- oder Maden-Köder empfohlen, wie sie auch gezielt für das Köderfischen eingesetzt wird. Insgesamt neun dieser Fische konnten so mit der Angel gefangen werden. Eine Flussgrundel verirrte sich zusätzlich in eine der ausgelegten Reusen. Nach einer abschließenden Prüfung durch die Zoologische Staatssammlung in München war klar: die Flussgrundel hat nun Bayern eindeutig erreicht. Bisher wurde sie in Deutschland nur einmalig im Jahr 2011 in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen, im Rhein nahe der holländischen Grenze. In der Aisch wurden zudem auch die Schwarzmundgrundel nachgewiesen, die bereits in Main und Regnitz heimisch ist.

Genauer Wanderweg bleibt wohl im Dunkeln

Oft wandern die Fische im Ballastwasser von Schiffen ein. „Ob die Zuwanderung beziehungsweise Verbreitung nun über die Donau und über den Main-Donau-Kanal erfolgte, der die ursprünglich getrennten Einzugsgebiete von Donau und Rhein nun unnatürlich verbindet, oder ob die Flussgrundel über die Schiffstransportwege den Rhein beziehungsweise den Main aufwärts nach Oberfranken gelangte, bleibt unklar“, berichtet Dr. Thomas Speierl, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken. „Nachdem in der Aisch kein Schiffsverkehr besteht, steht fest, dass die Flussgrundel die in den letzten Jahren erstellten Fischaufstiegsanlagen gezielt zur Einwanderung genutzt hat. Die Aisch ist aufgrund der geringen Strömung, des hohen Sandanteils und der vielen Untiefen, vor allem in den Staubereichen ein günstiger Lebensraum für diese neue Fischart – wie auch alle weiteren linksseitigen Zuflüsse der Regnitz.“

Fischereiwirtschaftlich besitzt die Flussgrundel aufgrund ihrer geringen Größe keine wirtschaftliche Bedeutung. Als Lebensmittel zeichnet sie ihr süßes Fleisch aus, das sehr schmackhaft ist, wenn es frisch verzehrt wird. Dies trifft auch alle übrigen Grundel-Arten zu.

Flussgrundel im Steckbrief:

Der neue Zuwanderer ist gewöhnlich 8-11 cm groß, kann aber auch Spitzenwerte von 19 cm erreichen. Wie bei allen Schwarzmeergrundel-Arten sind die Bauchflossen zu einer „Saugscheibe“ verwachsen. Diese ist bei der Flussgrundel hell bis farblos. Typisch sind die hell-bläulich irisierenden Flanken mit einer deutlich abgrenzbaren Musterung aus schwarzen Flecken. In der Laichzeit von April bis Juli ändern die männlichen Tiere ihre Farbe (dunkel bis schwarz) und die unpaaren Flossen (Rücken-, After- und Schwanzflosse) werden größer mit gelber Sprenkelung. Die weiblichen Tiere legen in einem Meter Tiefe rund 1.500 Eier ab, die an Wurzeln, Steinen oder anderen festen Strukturen kleben.

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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