Große Allianz für die Rettung der unabhängigen Patientenberatung

Oftmals fühlen sich Patienten von ihrem Arzt nicht ausreichend beraten.  Hier kann die Patientenberatung helfen. | Foto: Alexander Raths - Fotolia
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NÜRNBERG (web) - Die gesetzlich festgeschriebene Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) ist seit ihrer Einführung im Jahr 2006 für viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle. Doch ihr droht - zumindest in ihrer jetzigen Form - das Aus. Der Widerstand ist aber groß.

„Wir verstehen die Welt nicht mehr“, erklärte Angelika Weikert gegenüber unserer Zeitung. Die SPD-Landtagsabgeordnete ist Vorstandsmitglied im Förderverein der UPD-Beratungsstelle in Nürnberg (UPN). Neben Nürnberg gibt es in Bayern noch in München und Landshut eine Beratungsstelle. Ebenso wie sie ist CSU-Kollege Hermann Imhoff in „tiefer Sorge“. Der Patienten- und Pflegebeauftragte der bayerischen Staatsregierung sieht die „qualitativ hochwertige Arbeit“ der insgesamt 21 UPD-Beratungsstellen in Deutschland in Gefahr. Was war passiert?
Seit 2006 können sich Patienten bei der UPD zu gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen Rat und Hilfe holen - kostenfrei, unabhängig und neutral. So ist das auch im Sozialgesetzbuch (SGB, § 65) geregelt. Gefördert wird die Einrichtung durch den Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) mit momentan 5,2 Millionen Euro jährlich. Ab 2016 sollen es neun Millionen sein.
Zum 31.12. 2015 endet die laufende Förderperiode, der GKV-Spitzenverband hat die zukünftige Trägerschaft deshalb neu ausgeschrieben. Bislang wurde die UPD durch einen gemeinnützigen Verbund der drei Gesellschafter Sozialverband VdK Deutschland, Verbraucherzentrale Bundesverband und dem Verbund unabhängige Patientenberatung getragen.
Doch im Rahmen des neuen „Teilnahmewettbewerbs“ (GKV) bekam dieser Verbund bereits eine Absage. Dagegen soll die Firma Sanvartis GmbH bereits den Zuschlag erhalten haben. Von seiten des GKV-Spitzenverbandes wurde dies nicht dementiert, aber auch nicht bestätigt.
Sanvartis aber sei „ein privatwirtschaftliches gewinnorientiertes Unternehmen und auch Dienstleister der Krankenkassen“ lautet einer der Hauptvorwürfe. Zudem sehen die Kritiker die persönliche Beratung vor Ort nicht mehr gewährleistet. Die Beratungsstellen wie etwa in Nürnberg sollen wegfallen, beraten und informiert wird nur noch über das Callcenter per Telefon. Imhoff befürchtet hier eine „fließbandmäßige Abfertigung“ der Patienten. Auch ist er in Sorge um die Zukunft der qualifizierten Mitarbeiter, knapp 80 sind es in Deutschland,
Zu den Vorwürfen wollte Sanvartis „keine Stellungnahme“ abgeben. Zu laufenden Vergabeverfahren wolle man „derzeit nichts sagen“, erklärte Brigitte Schneider von Sanvartis. Auch beim GKV Spitzenverband gab man sich sehr bedeckt, ob der massiven Kritik. Auch bei der AOK Bayern gab es keine Stellungnahme. Bei Fragen solle man sich an den GKV-Spitzenverband wenden.
Kritik wird übrigens bundesweit geübt. Auch die Bundesärztekammer, der Verein demokratischer Pharmazeuten, die Kammern der Zahnärzte oder auch die Apothekerkammer schlagen sich auf die Seite des UPD-Verbundes. Das allein zeige doch, dass „wir bislang gute Arbeit geleistet haben“, so Angelika Weikert. „Der Widerstand ist groß und formiert sich weiter“, weiß auch Herrman Imhoff. Deshalb sieht er eine „gute Chance“ für die UPD. Enttäuscht zeigten sich alle vom Patientenbeauftragten des Bundes Karl-Josef Laumann (CDU). Er allein hätte sein Veto einlegen können.
Die UPD ist auch über das bundesweite, kostenfreie Beratungstelefon zu erreichen: Deutsch: 0800/0117722 (Mo.-Frei., 10 - 18 Uhr, Do.:10 - 20 Uhr), Türkisch: 0800/0117723 (Mo/Mi. 10 - 12 Uhr, 15 - 17 Uhr), Russisch: 0800/0117724 (Mo/Mi. 10 - 12 Uhr, 15 - 17 Uhr).
Nürnberger UPD-Beratungsstelle: Königstraße 56/58 (Eingang Klaragasse), 90402 Nürnberg, Telefon (Deutsch) (0911) 242 71 72 , Russisch: (0911) 56 90 23 48.

Unterstützung im Dschungel des Gesundheitswesens

NÜRNBERG (web) Die gemeinnützige Unabhängige Patientenberatung Deutschland UPD ist kostenfreier, unabhängiger und neutraler Lotse, Wegweiser und Berater in Gesundheitsfragen für alle. Auch in Nürnberg befindet sich eine Beratungsstelle.
„Habe ich das Recht, meine Patientenakte einzusehen?“, „Was zahlt meine Kasse. Was tun, wenn sie ablehnt?“ Mit diesen und vielen Fragen mehr wenden sich jährlich bundesweit rund 80.000 Menschen (10.000 in Bayern) pro Jahr an die 21 regionalen UPD-Stellen.
Dort werden sie von qualifizierten Mitarbeitern mit einschlägiger Berufserfahrung und auch Hochschulabschluss beraten (auch auf Türkisch und Russisch). Die Unabhängigkeit ist durch die drei Verbundpartner gewährleistet.
Gerade die persönliche Beratung vor Ort begrüßen viele Patienten. Meistens geht es um die Leistungen der Kassen, aber auch um Behandlungsfehler, Rechte der Patienten und Geldfragen. Bislang fühlen sich die Menschen bei den unabhängigen UPD-Stellen gut aufgehoben.
Dort haben sie etwa auch die Möglichkeit, „ihre Anliegen mit all ihren Unterlagen persönlich zu besprechen“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Patientenbeauftragten aus Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die örtlichen Berater kennen die individuellen Strukturen der regionalen Gesundheitsversorgung, können so besser führen, beraten und helfen.
Die UPD soll auch gleichzeitig zur immer wieder geforderten Stärkung der Patientenrechte beitragen. Die Berater erkennen so in den Gesprächen auch die „Problemlagen im Gesundheitswesen“. Mit dem jährlichen Bericht „Monitor Patientenberatung“ sieht man gleich, wo der Schuh drückt.

Oftmals fühlen sich Patienten von ihrem Arzt nicht ausreichend beraten.  Hier kann die Patientenberatung helfen. | Foto: Alexander Raths - Fotolia
Die UPD berät auch, wenn Arzt oder Krankenkasse falsch abgerechnet haben. | Foto: Gina Sanders - Fotolia
Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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