Spannende neue Ausstellung: Albrecht Dürer als Zeitzeuge der Reformation

Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner präsentiert den ,,kleinen Dürer" zum Auftakt der sehenswerten Sonderausstellung ,,Neuer Geist und Neuer Glaube. Dürer als Zeitzeuge der Reformation" im Albrecht-Dürer-Haus. | Foto: Nicole Fuchsbauer
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  • Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner präsentiert den ,,kleinen Dürer" zum Auftakt der sehenswerten Sonderausstellung ,,Neuer Geist und Neuer Glaube. Dürer als Zeitzeuge der Reformation" im Albrecht-Dürer-Haus.
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Wie stand der Humanist Albrecht Dürer wirklich zur Reformation? Die Ausstellung im Albrecht-Dürer-Haus will Antworten geben

NÜRNBERG (nf) - Eine Reformations-Ausstellung mit großartiger Kunst, ohne grob polemische Flugblätter und fast ohne Cranach – geht das? Das geht! Es geht vor allem dann, wenn man den Blick weg von den großen Reformatoren und der Ereignisgeschichte, die im Jahr des Reformationsjubiläums an vielen anderen Orten behandelt werden, auf einen der berühmtesten Zeitgenossen der Reformation richtet: das Nürnberger Universalgenie Albrecht Dürer. Als Beitrag der Stadt zur „Luther-Dekade ‒ Reformationsjubiläum 2017“ zeigen das Albrecht-Dürer-Haus und die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg ab heute bis 4. Oktober 2017 die feine, ganz besondere Ausstellung „Neuer Geist und neuer Glaube. Albrecht Dürer als Zeitzeuge der Reformation“.

In der Ausstellung zu sehen sind u.a. 143 Kupferstiche aus der Diehl-Sammlung – viele davon werden erstmals öffentlich gezeigt. Werke aus Albrecht Dürers druckgraphischem Schaffen in herausragender Qualität und Erhaltung. Dies ist der Schenkung der Dürer-Sammlung des verstorbenen Nürnberger Ehrenbürgers Karl Diehl an seine Vaterstadt zu verdanken. Sie erfolgte im vergangenen Jahr durch seine Söhne. Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner bezeichnete die Ausstellung ,,als besonderes Kleinod, vor allem weil Dr. Thomas Schauerte, Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses, sie gemacht hat." Die Ausstellungsbesucher werden ihr vermutlich Recht geben, denn die spannend gemachte Präsentation zeigt und erklärt anschaulich, lebendig und genau, wie sich der (anfangs) überzeugte Luther-Anhänger Dürer in den schwierigen Zeiten des Umbruchs (auch als Geschäftsmann und Politiker) positionierte und wie seine Kunst die großen Umbrüche widerspiegelt. Beim Gang durch die Ausstellung im Dürer-Haus kann sich jeder Besucher leicht in diese turbulente Zeit hineinversetzen. Zur Ausstellung ist übrigens ein ganz exzellenter bebilderter Katalog im Michael Imhof Verlag erschienen, der an der Museumskasse (19.95 Euro) zu haben ist. Viele Texte sind von Dr. Thomas Schauerte selbst, der den Leserinnen und Lesern auch Überraschendes zu erzählen weiß.

Das prominenteste (und kostbarste) Stück ist sicher ,,Das letzte Abendmahl (1523) von Albrecht Dürer, eine Federzeichnung, in der Christus am ganz linken Bildrand zu sehen ist - und nicht wie üblich als zentrale Figur in der Mitte. Eine Leihgabe der Albertina in Wien. Wie Dr. Schauerte erklärte, stammt die Anregung zur ungewöhnlichen Federzeichnung wohl aus Dürers engstem Umfeld. Der Hinweis findet sich im Chorumgang der Sebalduskirche im linken der drei Sandsteinreliefs von Veit Stoß, die er bis 1499 für die Paulus Volckamersche Stiftung geschaffen hat.

1525 erfolgte der Übertritt Nürnbergs zum neuen Glauben früh und relativ reibungslos. Auch Albrecht Dürer (1471‒1528), Deutschlands bedeutendster Maler, Graphiker und Kunsttheoretiker, saß im Großen Rat, als die Reichsstadt den folgenschweren Beschluss fasste, die Reformation zu vollziehen. Zunächst begeisterter Anhänger Martin Luthers, waren für den Künstler die bilderfeindlichen Tendenzen mancher Reformatoren aber schlichtweg existenzbedrohend. Wie also positionierte sich der prominenteste Nürnberger in diesen unübersichtlichen Zeiten? Und vor allem: Spiegelt seine Kunst die großen Umbrüche tatsächlich wider? Diesen spannenden Fragen geht die Ausstellung mit einigen wertvollen Leihgaben und einem genauen Blick auf die Details nach ‒ und stößt dabei auf manch Überraschendes. Denn obwohl der Künstler bereits um 1518 aus seiner Luther-Begeisterung keinen Hehl machte, gibt es auch aus diesen Jahren kein Kunstwerk mit eindeutigem Reformationsbezug von seiner Hand. Wollte er sich möglichst neutral verhalten, um sein malerisches Werk für alle Zukunft religiösen Anfeindungen (Bilderstürme) zu entziehen?
Die Ausstellung wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, im Rahmen des Förderprogramms „Reformationsjubiläum 2017“ aufgrund eines Beschlusses des Bundestages maßgeblich unterstützt.

Leihgeber
Staatsbibliothek Bamberg
Universitätsbibliothek Basel (CH)
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Staatsarchiv Nürnberg
Stadtbibliothek Nürnberg
Albertina Wien (A)

Laufzeit
30. Juni bis 4. Oktober 2017
Der Eintritt in die Ausstellung ist im Museumseintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, bereits inbegriffen.

Katalog
Zur Ausstellung ist ein Katalog im Michael Imhof Verlag erschienen, der zum Preis von 19,95 Euro an der Museumskasse sowie im Buchhandel erworben werden kann.

Kontakt
Albrecht-Dürer-Haus
Albrecht-Dürer-Straße 39
90403 Nürnberg
Telefon: 09 11 / 2 31-25 68
Fax: 09 11 / 2 31-24 43
E-Mail: albrecht-duerer-haus@stadt.nuernberg.de www.albrecht-duerer-haus.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 10-17 Uhr
Samstag und Sonntag 10-18 Uhr
Donnerstag 10 -20 Uhr
Juli bis September auch: Montag 10-17 Uhr

Anfahrt
Straßenbahnlinie 4: Bus 36: U1/U11:
Haltestelle Tiergärtnertor
Haltestelle Burgstraße
Haltestelle Lorenzkirche, Ausgang Hauptmarkt

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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