Schwertkunst Iaido: Ruhig wie der Mond und beweglich wie eine Libelle

Peter Röder, Präsident des Deutschen Iaido Bundes, leitete den Landeslehrgang des Bayerischen Iaido Bundes.
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  • Peter Röder, Präsident des Deutschen Iaido Bundes, leitete den Landeslehrgang des Bayerischen Iaido Bundes.
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Beim japanischen Iaido handelt es sich keinesfalls um einen Funsport oder ein neues Wellnessprogramm. Iaido - die Kunst des Schwertziehens entstand über viele Generationen hinweg durch Übermittlung von Schwertkunstmeistern und war ursprünglich eine der angesehensten Kampfkünste Japans. In unserer Zeit geht es den Iaido-Praktizierenden - den Iaidoka - nicht nur darum, sich mit einer fernöstlichen Schwertkunst zu befassen, sondern insbesondere darum, bei sich selbst Unkonzentriertheit und Nachlässigkeiten zu besiegen.

Oberflächlich betrachtet, scheinen dem Laien die Iaidobewegungen einfach, schlicht und nicht außergewöhnlich spektakulär: Mit mühelos wirkender Eleganz wird das japanische Schwert aus der Scheide gezogen, einige wenige Schnitt- oder Stoßtechniken folgen, abschließend wird die Klinge geräuschlos in die Scheide zurückgeführt. Beim klassischen Iaido fehlt zudem noch der angreifende Gegner - die Kata (Bewegungsabfolge) wird ohne Partner geübt und vorgeführt.

Um siegen zu können, muss der Geist so ruhig sein wie der Mond aber auch so beweglich wie eine Libelle - so heißt es in Japan. Schnell, groß, stark und weich - das waren die vier wichtigen Prinzipien bzw. Trainingskriterien, die Peter Röder, Präsident des Deutschen Iaido Bundes, als Lehrgangsleiter auf dem Iaido-Landeslehrgang vor zwei Wochen in München vorgab.

Iaido versteht sich als rein defensive Kampfkunst. Gleichgültig, ob ein angreifender Gegner real vorhanden ist oder - wie beim Iaido üblich - nur in der Vorstellung des Übenden, ist die erste Aktion stets eine schnelle Reaktion auf die Angriffsabsicht bzw. Angriffsbewegung des Gegners. Aus sitzender, knieender oder stehender Position, im Gehen oder während man sich umwendet, muss man unverzüglich mit spürbarer Entschlossenheit reagieren. Systematisch werden Verteidigungen gegen einen Angreifer von vorne, von der Seite, von hinten sowie auch gegen mehrere Angreifer gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen trainiert.

Mit würdevoller Erscheinung und aufrechter Körperhaltung schreitet ein Iaidoka mit eleganten lautlosen Schritten. Vor dem Ziehen und nach dem Zurückführen in seine Scheide wird das Schwert korrekt in vorgeschriebener Position im vier Meter langen Gürtel auf der linken Körperseite getragen. Nicht nur das unvermittelte Aus-der-Scheide-Ziehen und das anschließende Ausführen weniger, jedoch starker Schnitte oder Stiche in einer einzigen fließenden Bewegung erfordert Präzision und Maßgefühl, sondern auch das geräuschlose Zurückstecken der Klinge in die Scheide. Diese abschließende Aktion erfolgt ganz selbstverständlich ohne dabei zur Scheide zu schauen. Denn der wachsame Blick richtet sich auf den jetzt am Boden liegenden besiegten (imaginären) Gegner und kontrolliert dennoch die gesamte Situation.

Durch jahrelanges konzentriertes Iaido-Praktizieren sollte es gelingen, Schritt für Schritt unnötige Bewegungen einzusparen und auf Überflüssiges zu verzichten, mit dem Ziel, Schwert- und Körperbewegung Eins werden zu lassen und auf diese Weise Körper und Geist in Einklang zu bringen. Im Tao Te King liest man dazu: Andere zu meistern erfordert Kraft - sich selbst zu meistern erfordert Stärke.

Iaido lernen in Nürnberg kann man bei ZANCHIN Kampfkunst e.V.: www.zanchin.de
Info zum Probetraining: PDF
Weitere Iaido-Vereine in Bayern findet man unter: www.bayerischer-iaido-bund.de
Infos zu Iaido in Deutschland: www.iaido.de

Autor:

Annette Maul aus Nürnberg

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