73 Millionen Euro für Zeppelintribüne und Zeppelinfeld

Für die bauliche Sicherung des Zeppelinfelds mit Tribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände hat das Hochbauamt der Stadt Nürnberg eine belastbare Kostenschätzung erstellt. Die Berechnungen ergeben eine Gesamtsumme von circa 73 Millionen Euro, die sich gleichmäßig auf zwölf Jahre Bauzeit verteilt. Davon entfallen rund 60 Prozent auf die Zeppelintribüne und etwa 40 Prozent auf das Zeppelinfeld. | Foto: Nicole Fuchsbauer
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  • Für die bauliche Sicherung des Zeppelinfelds mit Tribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände hat das Hochbauamt der Stadt Nürnberg eine belastbare Kostenschätzung erstellt. Die Berechnungen ergeben eine Gesamtsumme von circa 73 Millionen Euro, die sich gleichmäßig auf zwölf Jahre Bauzeit verteilt. Davon entfallen rund 60 Prozent auf die Zeppelintribüne und etwa 40 Prozent auf das Zeppelinfeld.
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Informationstag Zeppelinfeld für Interessierte am 16. Oktober 2016

Ausführliche Informationen plus Bildergalerie und Video vom Besichtigungstermin des Stadtrates auf marktspiegel.de finden Sie hier

NÜRNBERG (pm/nf) - Für die bauliche Sicherung des Zeppelinfelds mit Tribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände hat das Hochbauamt der Stadt Nürnberg eine belastbare Kostenschätzung erstellt. Die Berechnungen ergeben eine Gesamtsumme von circa 73 Millionen Euro, die sich gleichmäßig auf zwölf Jahre Bauzeit verteilt. Davon entfallen rund 60 Prozent auf die Zeppelintribüne und etwa 40 Prozent auf das Zeppelinfeld.

Zu Testzwecken und als eine wichtige Grundlage zur Kostenermittlung waren Bauausführungen an ausgewählten Musterflächen auf dem Zeppelinfeld vorgenommen worrden, die alleine durch die Stadt Nürnberg finanziert wurden. Trotz des experimentellen Charakters dieser Baumaßnahmen konnten von den eingeplanten 3 Millionen Euro rund 500 000 Euro eingespart werden. „Die Bearbeitung von Musterflächen an Tribüne und Wallanlage in den vergangenen zwei Jahren hat uns in die Lage versetzt, sehr gründlich die Schäden zu analysieren und die Gesamtkosten zu berechnen. Außerdem können wir nun vor Ort zeigen, wie eine bauliche Sicherung aussehen kann“, erklärt Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.

Geplante bauliche Maßnahmen

Der größte Teil der Gesamtkosten entfällt auf die Steinmetzarbeiten mit fast 20 Millionen Euro. Entgegen ursprünglicher Prognosen kann an der Fassade der größte Teil der Originalplatten erhalten werden, nur etwa 25 Prozent müssen ausgetauscht werden. Auch die Stufen der Zeppelintribüne können an Ort und Stelle verbleiben, jedoch müssen die Fugen abgedichtet werden. Somit kann eine optische „Modernisierung“ der Anlage vermieden werden.

Bei der Wallanlage des Zeppelinfelds wurde durch Belastungsversuche die Standsicherheit nachgewiesen. Nach wie vor ist der Wall schlecht verdichtet, jedoch ist eine Nutzung für Besuchergruppen problemlos möglich. Alleine bei Großveranstaltungen wie „Rock im Park“ bleibt der begrünte Wall gesperrt.
Im Inneren der Tribüne und der Türme werden nur notwendige statische Sicherungen durchgeführt. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung soll die durchfeuchtete Konstruktion wieder abtrocknen. Wichtig ist die Abdichtung gegen eindringendes Regenwasser von oben. An der Tribüne wurden im Bereich der ehemaligen Pfeilergalerie zwei Varianten ausgeführt, bei einer ist die Begehung durch Besuchergruppen möglich.

An einem Treppenhaus der Tribüne sollen Besucher erstmals seit den 1960er Jahren wieder die Möglichkeit haben, diesen Bereich zu begehen, dazu ist eine Überdachung notwendig. Um die Rahmenbedingungen zu testen, steht bis 2017 auf der ehemaligen Pfeilergalerie noch ein provisorisches Gerüstdach. Über alle baulichen Maßnahmen informieren neue Tafeln, die vor Ort angebracht wurden.

Einbindung in Nutzungskonzept

Für Bereiche ohne Publikumsverkehr wurden nur die nötigsten statischen Maßnahmen in die Kosten eingerechnet. Weitere gehen über den rein baulichen Erhalt hinaus und leiten sich ab aus dem aktuellen Nutzungskonzept des Kulturreferats. Für den „Goldenen Saal“ ist erstmals eine ganzjährige Temperierung vorgesehen, damit die Räume auch in den Wintermonaten begehbar sind. Die Baumreihe vor der Tribüne soll verpflanzt werden, um die räumliche Wirkung der Gesamtanlage wieder besser spürbar zu machen. Auch die Leitplanken im unmittelbaren Umfeld der Tribüne sollen entfernt werden. In Abstimmung mit dem Motorsportclub Nürnberg wurden hier Kosten für den einmaligen Umbau in ein mobiles System eingerechnet, sodass die Leitplanken zum Norisring-Veranstaltungswochenende auf- und abgebaut werden können.

Der Flachbau in der Mittelachse des Zeppelinfelds soll ebenso entfernt werden. Ersatzumkleiden sind in einigen Türmen der Wallanlage vorgesehen. Bei den Sportflächen des Zeppelinfelds bleibt die Nutzung durch Sportvereine bestehen, jedoch soll das Feld für Besucher geöffnet werden.

Historische Verantwortung und neue Antworten

„Der Erhalt der Bauwerke im heutigen Zustand ist kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung für eine zukunftsgerichtete Erinnerungsarbeit. Das Vermittlungskonzept des Kulturreferats setzt auf Information, aktuelle Vermittlungsformen und größtmögliche Zugänglichkeit“, sagt Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner. Nicht nur der Verlust der Zeitzeugen, sondern auch junge Generationen mit anderen kulturellen Gewalt- und Diktaturerfahrungen sowie einem durch neue Medien veränderten Rezeptionsverhalten stellen neue Fragen an den historischen Ort Reichsparteitagsgelände. Nur der sichere Aufenthalt in oder auf den Bauten garantiert die unmittelbare Auseinandersetzung und Aufklärung über die Propagandaarchitektur, die Bücher, Fotos oder Filme alleine nicht bieten können.

Konzept des Kulturreferats

Ziel ist es, für die Besucherinnen und Besucher – ob in Gruppen oder individuell – bisher verschlossene Türen zu öffnen, um keine Mystifizierung der Bauten am Zeppelinfeld entstehen zu lassen. Dazu gehört, das heute für die Öffentlichkeit gesperrte Zeppelinfeld sowie ausgewählte Punkte auf der Wallanlage begehbar zu machen. Ein Turm an der Wallanlage soll Einblick in seine banale Nutzung als Toilette geben. Zusätzliche Informationseinheiten sollen das bestehende Geländeinformationssystem ergänzen. Davon unberührt bleibt die etablierte Sport- und Freizeitnutzung, die diesen Ort demokratisch erschließt.

Die Halle im Mittelbau der Zeppelintribüne – umgangssprachlich „Goldener Saal“ genannt – wird als ein Ort der Information unter Federführung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände weiterentwickelt. In einem neu einzurichtenden Projektraum sollen neue pädagogische Ansätze des forschenden Lernens und Mittel der ästhetischen Bildung eingesetzt werden. Derzeit besuchen schätzungsweise mehr als 200.000 vor allem junge Menschen aus aller Welt im Jahr das Gelände.

Der Bund hat sich im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung zur gemeinsamen Verantwortung für den Erhalt des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes bekannt. Auch der Freistaat Bayern hat seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, für den Erhalt von Zeppelinfeld und -tribüne einen Beitrag zu leisten.

Informationstag Zeppelinfeld am 16. Oktober

Am Sonntag, 16. Oktober 2016, haben Interessierte die Möglichkeit, sich bei kostenlosen Rundgängen zwischen 10 und 16 Uhr sowohl über den aktuellen Zustand von Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sowie den Stand der Diskussion zu informieren als auch mit städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Treffpunkt ist am Informationspavillon an der Nordwestseite der Zeppelintribüne/Ecke Dutzendteich. Teilnahmekarten sind an der Informationstheke des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, Bayernstraße 110, sowie am Tag der Veranstaltung am Informationspavillon vor Ort erhältlich.

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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