Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis 2017 geht an die Gruppe ,,Caesar"

Im Sommer 1993 trat der damalige Oberbürgermeister Dr. Peter Schönlein mit seiner Initiative an die Öffentlichkeit, einen Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis zu stiften. Für diese Idee erntete er große Zustimmung. Inspiriert hatte ihn die Straße der Menschenrechte (Bild), die sich zu dieser Zeit gerade im Bau befand. | Foto: Nicole Fuchsbauer
  • Im Sommer 1993 trat der damalige Oberbürgermeister Dr. Peter Schönlein mit seiner Initiative an die Öffentlichkeit, einen Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis zu stiften. Für diese Idee erntete er große Zustimmung. Inspiriert hatte ihn die Straße der Menschenrechte (Bild), die sich zu dieser Zeit gerade im Bau befand.
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Französische Journalistin Garance Le Caisne nimmt den Preis stellvertretend entgegen

NÜRNBERG (pm/nf) - Die zwölfte Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises findet am Sonntag, 24. September 2017, im Nürnberger Opernhaus statt. Ausgezeichnet wird die „Gruppe Caesar“, die unzählige Fotos von in syrischen Gefängnissen zu Tode gefolterten Menschen veröffentlicht hat.

Hinter der Gruppe steht ein ehemaliger syrischer Militärfotograf mit dem Decknamen „Caesar“, der über 50.000 Fotos aus dem Land gebracht hat, darunter allein 28.000 von Gefangenen, die in den Gefängnissen durch Folter, Hinrichtungen, Unterernährung oder andere Misshandlungen getötet wurden.„Caesar“ lebt heute im Untergrund in Nordeuropa und wird den Preis nicht persönlich entgegennehmen. Stellvertretend übernimmt dies die französische Journalistin Garance Le Caisne. Als Garance Le Caisne von den Fotos erfuhr, konnte sie nach monatelanger Recherche Kontakt zu „Caesar“ aufnehmen, der sich schließlich doch zum Interview bereit erklärte. Daraus und aus weiteren Gesprächen mit ehemaligen Häftlingen entstand das Buch „Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie“.

„Caesar“ und seine Mitstreiter wollen dafür sorgen, „dass die dokumentierten Menschenrechtsverbrechen nicht straflos bleiben. Dafür nahmen sie große Gefahren auf sich“, begründete die international besetzte Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bei der Bekanntgabe im September 2016 ihre Entscheidung. 2013 verließ „Caesar" mit seiner Familie Syrien. Er wollte die Verbrechen an die Öffentlichkeit bringen. Im Januar 2014 wurden die Fotos im Internet veröffentlicht. Der zum gleichen Zeitpunkt erschienene Bericht einer Untersuchung, die von ehemaligen Chefanklägern internationaler Strafgerichte geführt wurde, bestätigte, dass die von „Caesar“ vorgelegten „Beweise verlässlich waren und in jedem Prozess verwendet werden könnten“. Der Leiter der Untersuchung, Desmond De Silva, sah die Bilder als Bestätigung für Morde in „industriellem Ausmaß“ durch das syrische Regime an. „Human Rights Watch“ versicherte 2015 ebenfalls die Echtheit der Fotos.

Mit der Vergabe des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an die Gruppe „Caesar“ will die Jury auch an die Geschichte Nürnbergs als Wiege des modernen Völkerstrafrechts anknüpfen.Seit 1995 vergibt die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre die Auszeichnung an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg, der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der menschenverachtenden NS-Rassegesetze, „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“. Der Preis steht alle zwei Jahre im Mittelpunkt des vielfältigen Engagements der Stadt Nürnberg, die 1997 das erste kommunale Menschenrechtsbüro Deutschlands einrichtete.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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