Diese vier Persönlichkeiten erhalten die Bürgermedaillen der Stadt Nürnberg 2017

Dieter Kempf. | Foto: Christian Kruppa
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NÜRNBERG (pm/nf) - In nicht öffentlicher Sitzung hat der Nürnberger Stadtrat am heutigen Mittwoch, 28. Juni 2017, über die diesjährige Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg entschieden. Nach Vorschlägen des Oberbürgermeisters und der Fraktionen ehrt die Stadt Nürnberg heuer folgende Bürger mit ihrer zweithöchsten Auszeichnung: Rudi Ceslanski, Peter Dickopp, Dieter Kempf und Antje Rempe. Die Verleihung der Bürgermedaille findet in einer festlichen Sondersitzung des Ältestenrats am Stadtgründungstag, Sonntag, 16. Juli 2017, um 17 Uhr statt.

Mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg werden seit 1960 Nürnberger Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besondere Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben haben. Sie ist aus Gold und hat die Form einer Münze. Auf der Vorderseite ist das große Nürnberger Stadtwappen mit der Umschrift „Stadt Nürnberg“ eingeprägt, auf der Rückseite der Name der oder des Geehrten mit den Worten „Für hervorragende Verdienste“. Bislang wurden 211 Personen mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

Dieter Kempf

Prof. Dieter Kempf hat über 25 Jahre hinweg – fünf Jahre als Vorstandsmitglied und schließlich zwei Jahrzehnte als Vorstandsvorsitzender – eines der größten Nürnberger Unternehmen geführt: die Datev. Dabei hat er nicht nur seine Firma, seine Genossenschaft, vorangebracht, sondern auch die Stadt Nürnberg: immer wirtschaftlich, mehrfach architektonisch, aber auch stetig kulturell und in der Bildung. Nach seinem Studium arbeitete Dieter Kempf 13 Jahre bei der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur & Young, heute Ernst & Young, bevor er 1991 in den Vorstand der Datev eintrat und dort die Verantwortung für die Produkt- und Softwareentwicklung übernahm. 1996 wurde Dieter Kempf Vorstandsvorsitzender. Die Datev in Nürnberg ist heute mit knapp einer Milliarde Euro Jahresumsatz und rund 7 000 Beschäftigten ganz weit oben angekommen in der Rangliste der deutschen und europäischen IT- Dienstleister. Eine Entwicklung, die maßgeblich unter der Führung von Prof. Dieter Kempf stattgefunden hat.

Er baute das überwiegend als Rechenzentrumsanbieter tätige Unternehmen zum erfolgreichen IT- Dienstleister um. Heute ist das Unternehmen nach Microsoft, SAP und Oracle der viertgrößte Softwarehersteller in Deutschland. Prof. Dieter Kempf erkannte früh die Wichtigkeit von Sicherheit und Vertraulichkeit im Umfeld einer sich immer schneller entwickelnden Welt von Software und Netzwerken. So legte er größten Wert darauf, dass die Sicherung der elektronischen Geschäftsvorgänge höchste Priorität genießt und investierte klug und vorausschauend in den Schutz der Daten seiner Steuerberater und deren Mandanten.

Ein unternehmerisches Leitbild für ökologische und soziale Verantwortung wurde in der Datev nicht nur aufgestellt, sondern wird gelebt. Dass diese verantwortungsbewusste Haltung gegenüber Umwelt und Mitarbeitern funktioniert, zeigt nicht zuletzt die Auszeichnung als „Great place to work“, als großartiger Ort um zu arbeiten, mit dem zweiten Platz der Kategorie „Beste Arbeitgeber in der IT“ – deutschlandweit. Diese erfolgreiche Verbindung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen ist für den Wirtschaftsstandort Nürnberg eine Bereicherung.

Eine deutlich sichtbare Bereicherung – nicht nur in wirtschaftlicher sondern auch in architektonischer Hinsicht – ist der 2015 eröffnete Datev IT Campus 111 an der Fürther Straße. Bereits der Gebäudekomplex an der Virnsberger Straße im Stadtteil Höfen setzte Maßstäbe in der arbeitsökonomischen Gestaltung und prägt die städtebauliche Entwicklung an der Grenze zur Nachbarstadt Fürth. Der neue Standort gegenüber dem Justizpalast ist Symbol und ein Impuls für den Strukturwandel im Nürnberger Westen und mit 1.800 Arbeitsplätzen allein für die Softwareentwicklung erneut eine wichtige Investition in die Zukunft des Unternehmens. Auch dort am Campus sind die Verantwortung und die Idee, die über das eigene Unternehmen hinaus gehen, zu sehen und zu spüren. 4.500 Quadratmeter Parkanlagen mit Spielflächen für Schach und Boccia wurden nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angelegt, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ganz bewusst auch für die Nachbarn im Stadtteil geöffnet.
Prof. Dieter Kempf hat es aber nicht nur verstanden, seine Datev erfolgreich und gleichzeitig verantwortungsvoll zu führen, er hat auch über viele Jahre hinweg Spuren in der Nürnberger Kultur und in der Bildung hinterlassen. So ist er großer Förderer und seit 15 Jahren Vorstandsmitglied der Freunde der Staatsoper Nürnberg e.V. und hat entscheidend an der Patronatsvereinbarung der Datev mit dem Dürer- Gymnasium mitgewirkt.

Seit dem Jahr 2000 unterrichtet er Betriebliche Steuerlehre an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg. Er wurde auf Grund seiner erfolgreichen Lehrtätigkeit 2005 zum Honorarprofessor ernannt. Bereits seit 1998 ist er Mitglied des Kuratoriums der FAU und ermöglichte Studenten die Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Prof. Kempf ist auch Kuratoriumsmitglied des Alumni-Netzwerks der WiSo Nürnberg und Mitglied im Steuerungskreis des Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrums für Wirtschaft und Gesellschaft. Er ist seit der Gründung 1996 aktives Mitglied des Vorstands der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft, engagierte sich viele Jahre als Vizepräsident der Steuerberaterkammer und ist seit 1997 im Kuratorium des Fördervereins Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg e.V. ehrenamtlich tätig. Außerdem ist er Mitglied der Vollversammlung der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Von 2011 bis 2015 war er Präsident des BDI-Mitgliedsverbands bitkom und gleichzeitig als Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) an entscheidender Stelle für 36 Branchen mit 100.000 Mitgliedsunternehmen tätig. Im November 2016 wurde er schließlich zum Präsidenten des BDI gewählt und ist damit seit der Amtsübernahme zum Jahreswechsel das „Gesicht der deutschen Wirtschaft“.

Für seine zahlreichen Verdienste wurde Prof. Dieter Kempf bundesweit ausgezeichnet. Die Ehrenmedaille der IHK Mittelfranken, die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekräftigen, wie erfolgreich und mit welch herausragender Leistung sich Dieter Kempf nicht nur für sein Unternehmen, sondern für die Region, den Freistaat und das Land eingesetzt hat. Prof. Dieter Kempf habe das Image Nürnbergs als innovativer Wirtschaftsstandort vorangebracht und ist Motor des Strukturwandels, so der Nürnberger Stadtrat.

Rudi Ceslanski

Rudi Ceslanski ist seit 1948 Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg (IKG). Nach dem Ende des NS-Regimes hatte er sich bewusst für die Rückkehr in seine Heimatstadt Nürnberg entschieden. Von 1996 bis 2016 war er als 2. Vorsitzender Mitglied im Vorstand der IKG. Über lange Zeit trug er maßgeblich zum Aufbau der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg bei. Mit seiner engagierten Arbeit, auch bei der Betreuung vieler Besuchergruppen aus aller Welt, hat Rudi Ceslanski das Bild eines neuen Nürnberg vermittelt, das längst aus dem Schatten der NS-Zeit herausgetreten ist und sich heute dem Frieden und den Menschenrechten stärker denn je verpflichtet weiß. Rudi Ceslanski ist ein Mann der Versöhnung, der mit seinem Handeln vielen ein Beispiel ist. Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich immer stärker in der IKG. Ab 1996 war er
2. Vorsitzender der Gemeinde. Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Arno Hamburger im Jahr 2013 übernahm er die Aufgabe, die Gemeinde verantwortlich zu leiten, ehe Ende 2016 Jo-Achim Hamburger zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Zahlreichen jüdischen Besuchergruppen aus Belgien, Israel, England oder den USA zeigte er die Schönheiten Nürnbergs. Er war und ist einer der besten Botschafter unserer Stadt. Seine aufopferungsvolle ehrenamtliche Arbeit hat ihm sehr viel internationale Anerkennung eingebracht.

Peter Dickopp

Peter Dickopp ist seit Jahrzehnten in Nürnberg für die Förderung des interkulturellen Zusammenlebens aktiv und setzt sich intensiv auch für die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene ein. Seinen jahrzehntelangen Einsatz für das gute Zusammenleben der Menschen in Nürnberg und ihre guten Beziehungen zu Bürgerinnen und Bürgern in anderen Ländern honoriert die Stadt Nürnberg Peter Dickopp mit der Verleihung der Bürgermedaille. In den 1980er Jahren begannen auch die völkerverbindenden Aktivitäten von Peter Dickopp. Damals war er das einzige ausländische Mitglied in der spanischen „Asociacion de Padres de Alumnos e.V.“, einem spanischen Schüler-Eltern-Verein, dessen Ehrenmitglied er heute ist. Als Mitglied der Nicaragua-Gruppe des Nürnberger Dekanats der evangelisch-lutherischen Kirche bereitete Peter Dickopp durch privat finanzierte, ehrenamtliche Reisen die inzwischen 20 Jahre währende Partnerschaft zwischen den evangelischen Gemeinden Nürnbergs und jenen in Nicaragua vor. Neben allem Engagement für den Austausch mit Spanien und Lateinamerika liegt Peter Dickopp ebenso sehr das Miteinander der Menschen daheim in Nürnberg am Herzen. Peter Dickopp ist zudem ein hochgeschätztes und unermüdliches Mitglied des Helferkreises der Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen in der Solgerstraße 21. Er gibt den Bewohnern der Unterkunft Deutschunterricht und sammelte im Vorfeld Spenden für Lehrmaterialien und die Ausstattung der Räume für den Unterricht.

Antje Rempe

Antje Rempe hat sich in besonderer Weise um die Stadt Nürnberg und die internationale Verständigung und Aussöhnung verdient gemacht. Ihr Engagement für die Städtepartnerschaft mit Charkiw, insbesondere bei der Gründung und der Pflege des Partnerschaftsvereins Charkiw- Nürnberg, ihre jahrzehntelangen Verdienste um die Völkerverständigung und ihr unermüdlicher Einsatz für Bildung, Jugendaustausch und soziale Projekte verdienen eine besondere Anerkennung. Seit 1989 setzt sich Antje Rempe mit großem Engagement für die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und der ukrainischen Stadt Charkiw ein. Als Dolmetscherin, die perfekt russisch spricht und ukrainisch versteht, leistet sie wertvolle Hilfe bei der Begründung und Pflege der Städtepartnerschaft. Antje Rempe war eine der Initiatorinnen der Gründung des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg e.V. im Jahre 1993. Über viele Jahre war sie als stellvertretende Vorsitzende mit Aufgaben der Geschäftsführung betraut. Nach dem Tod des früheren Vorsitzenden Dr. Bernd Rödl wurde sie 2016 zur Vorsitzenden gewählt.
Besonders herauszustellen ist darüber hinaus die Gründung und Betreuung des Kultur- und Bildungszentrums „Nürnberger Haus“ in Charkiw durch den Partnerschaftsverein im Jahre 1995. Diese landesweit einzigartige Einrichtung bietet Deutschsprachkurse, Kultur, Begegnung, Beratung und Information für Deutsche und Ukrainer gleichermaßen an. Seit 2000 ist das „Nürnberger Haus“ Sprachlernzentrum des Goethe- Instituts und führt regelmäßig Sprachkurse für alle Niveaus durch.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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