Stadtrat vergibt Ehrenbürgerwürde

Dr. Günther Beckstein. | Foto: Stadt Nürnberg/Michael Kraus
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Geehrt wurden Dr. Günther Beckstein, Renate Schmidt und Bruno Schnell

NÜRNBERG (pm/nf) - Der Stadtrat hat den Ministerpräsidenten a.D. Dr. Günther Beckstein, die Bundesministerin a.D. Renate Schmidt und den Verleger Bruno Schnell aufgrund ihrer herausragenden Verdienste um die Stadt Nürnberg zu Ehrenbürgern ernannt. Die Verleihung der höchsten Auszeichnung der Stadt an die geehrten Persönlichkeiten wird in feierlicher Form im Herbst 2014 erfolgen.

Dr. Günther Beckstein

Günther Beckstein ist am 23. November 1943 in Hersbruck geboren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Im Jahr 1954 war Becksteins Familie nach Nürnberg gezogen. Dort machte er 1962 am Willstätter-Gymnasium sein Abitur. Danach studierte er an den Universitäten in Erlangen und München Jura. 1966 legte er das erste juristische Staatsexamen ab, 1972 das zweite. Seit 1971 betreibt er eine Rechtsanwaltskanzlei. 1975 promovierte er im Fach Rechtswissenschaft mit einer Dissertation mit dem Titel „Der Gewissenstäter im Straf- und Strafprozessrecht“. Seit langem ist er im Stadtteil Langwasser fest verwurzelt.
Seine politische Karriere begann Beckstein als Bezirksvorsitzender der Jungen Union Nürnberg-Fürth (1973 bis 1978). Später war er zunächst stellvertretender Vorsitzender, von 1991 bis 2008 schließlich Vorsitzender des CSU-Bezirksverbands Nürnberg-Fürth-Schwabach.
1974 wurde Beckstein erstmals in den Bayerischen Landtag gewählt. Bis 2013 war er Mitglied des Landtags mit verschiedenen Funktionen. Von 1978 bis 1988 war er Vorsitzender des Sicherheitsausschusses des Bayerischen Landtags, vom Juli 1988 bis Oktober 1988 auch stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion.
Regierungsverantwortung übernahm Beckstein erstmals 1988 als Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium. 1993 übernahm er das Haus als Minister und führte es bis Oktober 2007, als er zum Bayerischen Ministerpräsidenten gewählt wurde. Dieses Amt füllte er ein Jahr lang bis nach der Landtagswahl 2008 aus. Vielen gilt er als „Ministerpräsident der Herzen“. Als unprätentiöser „Politiker zum Anfassen“ hat er sich große Sympathien erworben.
Noch vor dem Eintritt in die Politik hat sich Beckstein in der evangelischen Jugendarbeit und im Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) engagiert. Er versteht seine Politik in christlicher Verantwortung. In der evangelisch-lutherischen Kirche ist er nach wie vor aktiv. Seit 2009 ist er Vizepräsident der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Beckstein war über lange Zeit einer der profiliertesten deutschen Innenpolitiker. Durch sein öffentliches Wirken war er immer ein prominenter Repräsentant der Stadt Nürnberg. In seinen zahlreichen Funktionen verstand er sich als Anwalt Frankens und der Region.
Wann immer es um den Ausbau der Infrastruktur in Nürnberg, um die NürnbergMesse, um den Flughafen Nürnberg oder wichtige Einrichtungen der Universität ging, setzte sich Beckstein mit seinem gewichtigen Wort für die Interessen Nürnbergs ein. An der außergewöhnlich hohen staatlichen Förderung des kreuzungsfreien Ausbaus des Frankenschnellwegs hat auch Beckstein erheblichen Anteil. Weit über Stadt und Region hinaus ist er bis heute ein überzeugter Botschafter Nürnbergs. Im Dienst der Sache und zum Nutzen der Stadt wirkte er oft an Lösungen auch über die Parteigrenzen hinweg mit. Als grundsatztreuer und geradliniger Politiker war er stets ein Streiter für die Interessen seiner Heimatstadt Nürnberg.

Renate Schmidt

Renate Schmidt ist am 12. Dezember 1943 geboren. Die Mutter von drei Kindern ist seit 1984 verwitwet, seit 1998 ist sie wieder verheiratet. Bald nach Heirat und Geburt des ersten Kindes begann sie im Versandhaus Quelle eine Ausbildung zur Programmiererin und bildete sich zur Systemanalytikerin weiter. 1972 wurde sie Mitglied des Betriebsrats, von 1973 bis 1980 war sie dafür freigestellt. Ab 1975 war sie auch Mitglied des Gesamtbetriebsrats und des Wirtschaftsausschusses des Konzerns. Von 1980 bis 1988 war sie stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV).
Renate Schmidt ist seit 1972 Mitglied der SPD. Mit ihrem ersten Mann und Vater ihrer drei Kinder rief sie 1973 eine örtliche Gruppe der Sozialistischen Jugend Deutschlands (Die Falken) ins Leben.
Schmidt hatte zahlreiche politische Ämter inne. Von 1980 bis 1994 und von 2005 bis 2009 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags, von 1990 bis 1994 war sie Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Von 1991 bis 2000 war Schmidt Landesvorsitzende der SPD in Bayern, von 1994 bis 2002 gehörte sie dem Bayerischen Landtag an, von 1994 bis 2000 als Vorsitzende der SPD-Fraktion. Von Oktober 2002 bis November 2005 war sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mit Ablauf der Legislaturperiode 2009 zog sie sich aus der hauptberuflichen Politik zurück. Seither hat sie zahlreiche Ehrenämter inne.
Renate Schmidt hat sich in ihren verschiedenen Funktionen immer für Nürnberg eingesetzt. Bei jedem Auftritt auf Landes- und nationaler Ebene erlebte die Öffentlichkeit auch eine wortmächtige Repräsentantin ihrer Heimatstadt. So geht etwa die Entwicklung des Aktiv-Spielplatzes in Zabo auf ihre Initiative zurück. Ihr verdankt die Stadt wertvolle Impulse für das Bündnis für Familien und das Bündnis gegen Depression. Mit der Gründung des Kulturforums Franken bereicherte sie auch das Kulturleben. Sie warb in Bund und Land erfolgreich mit um die Anerkennung der NS-Bauten am ehemaligen Reichsparteitagsgelände als nationales Erbe.
Ihre besonderen Verdienste sind gesellschaftspolitischer Art für Familien, Zivildienstleistende und Alleinerziehende, die auch in Nürnberg Wirkung gezeitigt haben. Als Familienministerin engagierte sie sich für eine nachhaltige Familienpolitik, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Verbesserungen der Infrastruktur. Sie initiierte das Tagesbetreuungsgesetz, das 230.000 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren entstehen ließ. Sie setzte durch, dass vor allem Familien mit prekärem Einkommen, Alleinerziehende und kinderreiche Familien finanzielle Verbesserungen erfuhren.

Bruno Schnell

Bruno Schnell ist am 27. Februar 1929 geboren. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Nach dem Abitur wurde er Ende 1947 Direktionsassistent im Verlag Nürnberger Presse der von Dr. Joseph E. Drexel gegründeten und am 11. Oktober 1945 erstmals erschienenen „Nürnberger Nachrichten“. Später unterstützte Schnell vor allem den Verleger Heinrich G. Merkel. In den 1960er Jahren war Bruno Schnell alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer. Nach dem Tod der Altverleger Drexel (1976) und Merkel (1985) wurde Bruno Schnell alleiniger Herausgeber und Verleger.

Die soziale Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses ist Schnell ein ganz besonderes Anliegen. Seiner Heimatstadt Nürnberg ist Schnell auf vielfältige Weise eng verbunden. So hat er Nürnbergs Weg im Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit früh und nachhaltig gefördert. Als die Finanzierung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände noch keineswegs gesichert war, leistete er mit einer großzügigen Spende einen entscheidenden Beitrag auf dem Weg zur Realisierung. Bis heute ist Bruno Schnell Mitglied im Kuratorium des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände. Seit Jahren stiftet er das Preisgeld für den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Bruno Schnell steht aus tiefster Überzeugung an der Seite aller demokratischen Kräfte gegen Alt- und Neonazis.
Bruno Schnell ist früh mit der bildenden Kunst in Berührung gekommen. Er selbst ist ein passionierter Maler. Aus der über Jahrzehnte entstandenen innigen Zuneigung zur Kunst resultierte die Entscheidung, den „Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten“ ins Leben zu rufen. Seit 1993 wird er alljährlich vergeben. Mit der diesjährigen Verleihung haben sich die Preisgelder auf nahezu 700 000 Euro summiert. Hauptanliegen Schnells ist es dabei, vor allem junge Künstler zu fördern.
Mit der Schließung der „Fränkischen Galerie“ im Jahr 1967 fehlte für die Präsentation von künstlerischen Werken aus Stadt und Region in Nürnberg ein eigener Ort. Seit Mai 2014 hat die regionale Kunst mit der Eröffnung der Kunstvilla eine neue Heimat. Ermöglicht hat dies maßgeblich Bruno Schnell, als er im Jahr 2006 ein ehemaliges, neobarockes Wohnhaus an der Blumenstraße 17 für den symbolischen Preis von einem Euro an die Stadt Nürnberg verkaufte.

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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