Ergebnis der Telefonaktion: Sie helfen mehr, wenn Sie klare Grenzen setzen

Wann wird aus Alkoholgenuss eine Sucht? | Foto: Berliner Pressebüro

Berater der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für MarktSpiegel-Leserinnen und -Leser am Telefon

REGION - Während der Telefonaktion gab es viele Fragen zur Alkoholmenge, die gesundheitlich unbedenklich ist und zum Umgang mit Partnern, Verwandten und Freunden, die zu viel trinken. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Mein Mann ist Mitte 50. Er hat schon immer viel getrunken, drei, vier Bier, dazu auch Schnaps. Seit einiger Zeit klagt er über Unwohlsein. Kann das mit dem Alkohol zusammenhängen? Kann es noch zu mehr Problemen kommen?

Das Unwohlsein kann auf jeden Fall mit dem Alkoholkonsum zusammenhängen. Die Beschwerden infolge Alkoholmissbrauchs sind anfangs oft vage, zum Beispiel leichte Magenbeschwerden, Müdigkeit oder Schlafschwierigkeiten. Mit der Zeit kann die Leber verfetten und sich entzünden, es kann zu ernsteren Magenbeschwerden kommen und langfristig kann beispielsweise eine Herz-, Hirn- oder Nervenschädigung auftreten. Lang anhaltendes, übermäßiges Trinken begünstigt das Entstehen von Krebs, zum Beispiel von Kehlkopfkrebs, Speiseröhrenkrebs oder Brustkrebs. Vielleicht schafft es Ihr Mann, eine mehrwöchige Alkoholpause einzulegen. Er wird bestimmt merken, dass es ihm dann besser geht. Schafft er es nicht, kann er sich helfen lassen. Dafür sind Hausärzte und Suchtberatungsstellen da. Adressen von Beratungsstellen findet man zum Beispiel unter www.bzga.de/service/beratungsstellen/suchtprobleme.

Mein Sohn (37) trinkt. Er konnte nicht mehr die Miete bezahlen und ist nun wieder bei mir eingezogen. Wenn er voll ist randaliert er. Das geht so nicht weiter – aber ich kann doch nicht meinen eigenen Sohn vor die Tür setzten?

Ihr Sohn ist schon lange volljährig. Sie haben ihm gegenüber keinerlei Sorgepflicht mehr. Wenn Sie ihn weiter anstandslos beherbergen, wird er keinen Grund sehen, das Trinken zu lassen. Sie helfen ihm mehr, wenn Sie klare Grenzen setzen. Aber drohen Sie nicht mir Konsequenzen, die Sie letztendlich nicht ziehen wollen. Familien- und Lebensberatungsstellen können Ihnen helfen, eine belastbare Entscheidung zu treffen. Adressen finden Sie zum Beispiel unter www.dajeb.de.

Meine Schwägerin trinkt fast jeden Abend eine halbe Flasche Wein. Ist sie abhängig?

Es gibt Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für Männer und für Frauen, die gesundheitsbewusst leben möchten. Die besagen, dass die gesundheitlich unbedenkliche Grenze bei erwachsenen Männern bei etwa zwanzig Gramm reinem Alkohol am Tag, bei Frauen bei etwa zehn Gramm. Zwei Tage in der Woche sollten alkoholfrei sein, damit ein Gewöhnungseffekt vermieden wird. Zehn Gramm reiner Alkohol stecken zum Beispiel in einem viertel Liter Bier, in einem Achtel Wein oder in 20 Millilitern Schnaps. Die Menge, die Ihre Schwägerin konsumiert, liegt deutlich darüber. Ob eine Abhängigkeit besteht oder nicht lässt sich mit professioneller Hilfe klären, zum Beispiel mit dem Hausarzt.

Mein Vater trinkt unheimlich viel, fast eine halbe Flasche Schnaps am Tag. Aber man merkt es ihm nicht an. Er sagt auch, dass seine Blutwerte in Ordnung sind. Aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Ist das vielleicht übertrieben?

Was Ihr Vater trinkt, liegt auf jeden Fall über dem Maß, dass gesundheitsbewussten Männern empfohlen wird. Aber Ihr Vater ist erwachsen und kann für sich selbst entscheiden, wie viel er trinken möchte. Alkohol ist hierzulande eine legale Droge. Sie können ihm lediglich mitteilen, dass Sie sich Sorgen machen um seine körperliche und psychische Gesundheit und ihm anbieten, gemeinsam nach Hilfsmöglichkeiten zu suchen, wenn er sein Verhalten ändern möchte. Wenn nicht, müssen Sie das wohl oder übel akzeptieren. Ist das für Sie sehr problematisch ist, finden Sie Hilfe in Suchtberatungsstellen, die in der Regel auch die Angehörigen beraten.

Ich denke, dass sich bei mir schon eine Abhängigkeit vom Alkohol entwickelt hat. Ich trinke täglich mehr als fünf Flaschen Bier und ein paar Schnaps. Wie komme ich da wieder raus?

Der beste Weg ist ein Entzug in der Klinik und danach eine Therapie. Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit und muss - wie alle anderen Krankheiten auch - professionell behandelt werden. Für den Entzug braucht man eine Einweisung in ein Krankenhaus. Die kann der Hausarzt ausstellen. Der Entzug dauert etwa sieben bis zehn Tage. Daran sollte sich unbedingt gleich eine Therapie anschließen. Voraussetzung für die Therapie ist, dass man trocken ist. Um einen schnellen Anschluss der Therapie an die Entgiftung zu gewährleisten, kann man sich schon vor der Einweisung ins Krankenhaus einen Termin bei einer Suchtberatungsstelle holen.

Mein Mann betrinkt sich fast täglich. Er zieht sich dann zurück und starrt vor sich hin. Ich mag gar nichts mehr dazu sagen, weil er schon so oft aggressiv reagiert hat. Was könnte ich noch tun?

Angesichts dieses Verhalten bleibt Ihnen nur zu überlegen, in wie weit das für Sie tolerierbar ist. Wo liegt bei Ihnen die Grenze der Zumutbarkeit? Was wollen und erwarten Sie in Ihrer Beziehung? Das können Sie ihm dann sachlich und deutlich mitteilen – wenn er nüchtern ist. Sicher wird es zu Auseinandersetzungen kommen. Aber die müssen geführt werden, sonst wird sich nichts ändern.

Weiter Info-Möglichkeiten:

Das BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung ist erreichbar Mo-Do von 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr unter 0221/892031

Info-Material zum Thema Alkohol gibt es kostenlos unter www.bzga.de/Infomaterialien

Alkoholprävention im Internet: Für Jugendliche unter 16 Jahren: www.null-alkohol-voll-power.de , für Jugendliche von 16 bis 20 Jahren:
www.kenn-dein-limit.info
Für Erwachsene:
www.kenn-dein-limit.de

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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