Serie Ortstermin: Die Wehrkirche Hohenpölz

Blick vom Keltischen Friedhof auf die Wehrkirche St. Laurentius und Heinrich in Hohenpölz. | Foto: Nicole Fuchsbauer
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  • Blick vom Keltischen Friedhof auf die Wehrkirche St. Laurentius und Heinrich in Hohenpölz.
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REGION - In der MarktSpiegel-Serie ,,Ortstermin“ möchten wir Ihnen interessante Sehenswürdigkeiten, besondere Orte, Veranstaltungen, Begegnungen und die Menschen aus Franken vorstellen. Dieses Mal: Mittelalterliches in Oberfranken. Einen Eindruck vermittelt unsere Bildergalerie.

Der auffallende, schiefergedeckte Zwiebelturm ist schon von weitem sichtbar. Als Orientierungspunkt ragt er über die Höhen des Juras hinaus. Die Wehrkirche St. Laurentius und Heinrich in Hohenpölz ist eine Filialkirche der katholischen Pfarrgemeinde Königsfeld. Auf Initiative der Heiligenstadter Gemeinderätin Anke Kraasz fand vor wenigen Tagen eine exklusive Führung für Interessierte mit Mesnerin Notburga Brehm aus Hohenpölz statt. Erst kürzlich wurde vor allem die Fassade der Kirche wegen Durchfeuchtung unter enormen finanziellen Aufwand umfassend saniert. Die Besucher erfuhren Einzelheiten, durften ,,hinter die Kulissen“ schauen und den Kirchenturm besteigen.

Dabei ist Notburga Brehm schon eine Geschichte für sich. Seit über 30 Jahren ist sie Mesnerin der Kirche, engagiert sich aktiv in zahlreichen Vereinen, Verbänden und der Dorfgemeinschaft - von der Blaskapelle Hohenpölz, dem Chor bis zur Frauen Union. An ihrer Seite Ehemann Josef Brehm, der bereits den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekam. Der Bundespräsident hat Josef Brehm aus Hohenpölz auf Vorschlag des Bayerischen Ministerpräsidenten mit der Auszeichnung geehrt. Gewürdigt wurde das vielfältige ehrenamtliche Engagement in seiner Heimatgemeinde. Josef Brehm war drei Jahrzehnte Ortssprecher in Hohenpölz.

Beim Rundgang konnten die Besucher viel von Notburga Brehm über den Kirchenbau mit dem massigen, um 1300 entstandenen Chorturm, der ganz deutlich auf die frühere Schutzfunktion hinweist, erfahren. Im Turm selbst befinden sich sehenswerte tiefe, schießschartenartige Fensterschlitze. Die aus zwei Kuppeln mit einer verkleideten Laterne bestehende Turmbekrönung stammt aus der Zeit zwischen 1680 und 1720 und wurde unter der Aufsicht des Bamberger Domzimmerermeisters Joseph Gruber errichtet.

Im Inneren der Kirche füllt der Hochaltar aus der Zeit des Spätrokoko (um 1770) die Breite des Chorraumes aus. In seinem Mittelfeld steht der Kirchenpatron Laurentius mit dem Rost, dem Attribut seines Martyriums. Den heiligen Laurentius zur Seite die Statuen der Bistumsgründer, der heiligen Kunigunde und des heiligen Kaisers Heinrich II. Der linke der um 1710 entstandenen Seitenaltäre ist Maria, der rechte ihrer Mutter Anna geweiht. Maria hält das Jesuskind im Arm und steht auf einer Weltkugel, um die sich eine Schlange windet. Die Schlange steht in dieser Allegorie für die Erbsünde.
Die um 1781/82 errichtete - aber nicht mehr genutzte - Kanzel ist ein Werk von Martin Mutschele, der auch in Königsfeld tätig war. Die sitzenden Frauengestalten mit Kelch, Anker und brennendem Herz weisen auf die christlichen Haupttugenden Glaube, Hoffnung und Liebe (lateinisch: „fides, spes, caritas“) hin. Auf dem Schalldeckel präsentieren zwei Engel die Zehn Gebote.

Die Restaurierung der historischen Orgel von Joh. Michael Bittner (1867/68), Nürnberg, durch Orgelbau Andreas Hemmerlein (Cadolzburg) fand im Jahr 2012 statt. Nicht zuletzt konnte dieses Vorhaben gelingen, weil Notburga Brehm aus einer Scheune fast alle Einzelteile der Verkleidung retten konnte. Heute ist die Orgel ein wahres Prachtstück der Hohenpölzer Kirche.

Die katholische Dorfkirche ist zusammen mit dem Friedhof von einer sehr gut erhaltenen Wehrmauer umgeben. Absoluter Hingucker ist die prächtige Linde mit einem Stammumfang von 6,40 Meter. Die Schätzungen ihres Alters schwanken zwischen 300 und 500 (Regierung von Oberfranken) Jahre. Am Rand der Friedhofsmauer stehen das Leichenhaus und wenige Meter außerhalb das Bürgerhaus, das für unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt wird. Am Ort des neuen Leichenhauses stand bis in die 1970er Jahre die Volksschule, die 1953 von einem Schulhausneubau (heute Bürgerhaus) abgelöst wurde. Heutzutage gibt es in Hohenpölz keine Schule mehr, die Kinder müssen ins wenige Kilometer entfernte Heiligenstadt.

Schon am kommenden Samstag, 17. Oktober 2015, bei der Kirchweih in Hohenpölz, ergibt sich die Gelegenheit, der Wehrkirche St. Laurentius und Heinrich einen Besuch abzustatten. Kirchweihbetrieb ab 18 Uhr.

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Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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