Archäologie und Geschichte in Europa
Die spannendsten Inseln für einen Kultururlaub

Archäologie und Geschichte in Europa: Die spannendsten Inseln für einen Kultururlaub. | Foto: Adobe Stock / Vertigo Signs
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Sommer, Sonne, wunderschöne Strände und mehr – das ist vielen Urlaubern nicht genug. Sie verreisen, um mehr über Land und Leute in Erfahrung zu bringen, interessieren sich für Kultur und Geschichte ihres Ferienorts und planen schon zu Hause Besichtigungen an historischen Sehenswürdigkeiten ein. Viele sind von archäologischen Fundstätten fasziniert. Auf Europas Inseln gibt es eine ganze Reihe davon. Zum Beispiel auf Sizilien, Sardinien oder Malta, auf der Kykladeninsel Delos oder hoch oben im Norden auf den Orkney-Inseln.

Sardinien gilt als Trauminsel – lange Sandstrände, türkisfarbenes Wasser, die weitläufige, raue Natur und atemberaubende Grotten prägen die Landschaft. Wer nach Sardinien reist, kann außerdem aus einem reichhaltigen Fundus archäologischer Stätten schöpfen und sich auf eine spannende Zeitreise zurück in die Steinzeit machen. Über die gesamte italienische Insel verstreut gibt es unzählige Spuren der unterschiedlichsten Kulturen und Epochen zu entdecken.

Seit der Jungsteinzeit ist die Insel besiedelt, davon zeugen die sogenannten Domus de Janas, die Feenhäuser, viele Felsengräber, darunter erstaunlich konstruierte Brunnentempel, die berühmten Gigantengräber und zahlreiche Menhire. Insbesondere die Nuraghenkultur, die sich in der Bronzezeit bildete, ist es, mit der sich Sardinien nicht nur unter Archäologen einen Namen gemacht hat.

Die Urbevölkerung der Sarden hat auf der Insel eigentümliche Spuren in Form prähistorischer Turmbauten hinterlassen, über deren frühere Verwendung sich Experten nicht einig sind. Ob es – wie diskutiert wird - Wohnanlagen, Kultstätten oder Grabmäler waren, lässt sich vermutlich nie eindeutig nachweisen. In den 60er Jahren wurden über die gesamte Insel rund 7000 Überreste dieser Bauten registriert. Kennzeichen dieser Bauten ist der Tholos, ein Turm, der einen runden Innenraum bildet und häufig mit Nischen ausgestattet wurde. Später wurden oft weitere Türme oder Gebäude beigefügt.

Gigantengräber auf Sardinien

Die beeindruckenden Gigantengräber, Monumente für Sammelbestattungen sind ebenfalls Bestandteil der sardischen Megalithkultur und wahrscheinlich in der frühen Bronzezeit entstanden. Diese langgestreckten Grabanlagen aus aufgerichteten Steinen sind mit Steinplatten bedeckt, das Innere wurde oft mit einem steinernen Sitz ausgestattet. Rund 800 dieser Bauten wurden bisher auf Sardinien entdeckt und erforscht.

Im Fokus des Interesses stehen unter anderem die Gigantengräber von Coddu Vecchiu und Palau, bei denen Forscher nachweisen konnten, dass die Nuraghen den Himmelskreislauf kannten: Beide Grabmale wurden so errichtet, dass zur Tagundnachtgleiche das Licht beim Sonnenaufgang durch eine Öffnung direkt in die innenliegende Galerie scheint. Öffnungen in den Mauern waren stets auf astronomische Punkte ausgerichtet.

Zu diesen beeindruckenden vorgeschichtlichen Funden gesellen sich Relikte aus der Antike. Zum Beispiel die Stadt Nora im Süden der Insel, die von Karthagern, Phöniziern und auch von Römern bewohnt wurde. Die meisten Hinterlassenschaften stammen von den Römern – zu sehen sind Mosaiken und Säulen, Straßenabschnitte sowie Theater und Thermen.

Am Capo San Marco finden Urlauber Überreste der antiken Stadt Tharros, die einst von den Nuraghern gegründet wurde. Die Phönizier haben die Ansiedlung später, zirka zwischen 1200 bis 1300, zu einer Stadt ausgebaut. Die Überreste können heute besichtigt werden. Römische Fundstätten sind ebenfalls auf der gesamten Insel zu finden, zum Beispiel in Fordongianus.

Die Orkney-Inseln mit ihrer urzeitlichen Begräbniskammer und dem Ring of Brodgar

Die Orkney-Inseln mit ihrer urzeitlichen Begräbniskammer und dem Ring of Brodgar.
  • Die Orkney-Inseln mit ihrer urzeitlichen Begräbniskammer und dem Ring of Brodgar.
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Wer denkt schon an die Orkney-Inseln in Schottland, wenn es um spannende Artefakte aus prähistorischen Zeiten geht? Viel ist über den Archipel mit seinen rund 70 Inseln hierzulande nicht bekannt, dennoch haben die Inseln aus archäologischer Sicht durchaus Bedeutung. Zum Beispiel der Ring of Brodgar, der drittgrößte Steinkreis Großbritanniens, der auf der Insel Mainland zu finden ist.

Die Anlage soll nach vorsichtigen Schätzungen zwischen 2700 bis 2000 vor Christus entstanden sein. Insgesamt stellten die Baumeister 60 Steine auf, von denen noch 21 Stück stehen. Nahe des Steinkreises befinden sich weitere Überreste aus dem Neolithikum, darunter die Siedlung von Barnhouse.

Zu bieten haben die Orkney-Inseln außerdem eine weitere gut erhaltene Siedlung aus der Steinzeit, Skara Brae genannt sowie eine Grabkammer, die viele tausend Jahre alt ist und die Wikinger in grauer Vorzeit mit Runen verschönerten. Alle Relikte gehören zum Weltkulturerbe. Aufsehen erregte vor ein paar Jahren auch eine Steinaxt, die vor ein paar Jahren von einem Spaziergänger an einem Strand gefunden wurde.

Nach Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Werkzeug vermutlich vor über 100000 Jahren gefertigt worden ist. Und auch ein Acker erwies sich unlängst als ursprüngliche Begräbnisstätte, in der menschliche Überreste gemeinsam mit den Knochen eines Adlers gefunden wurden.

Rätselhafte Spuren der Urmenschen auf Malta, Felsengräber auf Sizilien

Rätselhafte Spuren der Urmenschen auf Malta, Felsengräber auf Sizilien.
  • Rätselhafte Spuren der Urmenschen auf Malta, Felsengräber auf Sizilien.
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Die Insel südlich des italienischen Stiefels zeigt sich besonders vielseitig. Sowohl Aktivurlauber als auch Kulturinteressierte können dort einiges entdecken. Wie wechselhaft die Geschichte der Insel ist, beweisen zum Beispiel prähistorische Funde aus der Jungsteinzeit. Doch auch die Araber, Phönizier und Römer hinterließen ihre Spuren. Die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung wurden um das Jahr 5900 vor Christus datiert. Urlauber finden hier Megalithmonumente und Dolmen, Überreste der Römer und Reste von Tempeln, die als älteste Tempel der Welt gelten – und das sowohl auf Malta als auch auf der Nachbarinsel Gozo.

Berühmt ist auch das Hypogeum: Das Labyrinth unter der Erde mit vielen Räumen, in denen wahrscheinlich Tote beigesetzt und Rituale abgehalten wurden. Ein besonderes Rätsel stellen prähistorische „Wagenspuren“ mit unterschiedlichen Spurweiten dar, die sich tief in die Erde gegraben haben. Was es mit diesen Überresten auf sich hat, kann niemand genau sagen, Theorien gibt es viele.

Klar ist, dass die Spuren älter sind als die Tempelanlagen, was im Übrigen auch für die sogenannten Misqa Tanks gilt – über hundert Wassertanks, die rund 250 Meter von den jeweiligen Tempelruinen entfernt liegen. Insbesondere die Kultanlagen Mnajddra, Hal Terxien, Hagar Qim und die unterirdische Anlage Hal Saflieni, in dem Knochen von rund 7000 Menschen lagerten, faszinieren die Besucher Maltas. Wer nach Gozo übersetzt, hat Gelegenheit, den großen Doppeltempel Ggantija zu besichtigen.

Auch Sizilien ist als Stätte spannender archäologischer Funde berühmt: Auf der italienischen Insel sind Überreste von Gebrauchsgegenständen und Knochen gefunden worden, die den Schluss zulassen, dass dort bereits im 25. bis 12. Jahrhundert vor Christus Menschen lebten. Außerdem fanden Forscher verschiedene Felsengräber aus der Bronzezeit, viel Keramik und Werkzeuge im Südosten der Insel nahe Syrakus.

Dort, im heutigen Archäologie-Park Neapolis, errichteten die Griechen ein großes Theater, das auf das 5. Jahrhundert vor Christus datiert wird. Weitere Zeugnisse aus der Zeit der Antike sind ein römisches Amphitheater, das sogenannte Ohr des Dionysus und verschiedene antike Steinbrüche. Ein weiteres Theater aus griechischer Zeit steht noch in Taormina. Auch sonst finden Urlauber über die gesamte Insel verteilt archäologische Perlen unterschiedlicher Kulturen, besonders aus der Römerzeit.

Das Freilichtmuseum Delos, Apollontempel auf Santorin

Das Freilichtmuseum Delos, Apollontempel auf Santorin
  • Das Freilichtmuseum Delos, Apollontempel auf Santorin
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Auf so gut wie allen griechischen Inseln hat die Antike ihre Spuren hinterlassen, und Mythen und Legenden sind allgegenwärtig. Homor zufolge soll zum Beispiel der sagenumwobene König Minos über den Palast von Knossos geherrscht haben. Oder das Asklepieion auf Kos, der antiken Heilstätte des Hippokrates – ebenfalls ein beeindruckendes Zeugnis antiken Lebens.

Weniger bekannt ist Urlaubern wohl die winzige Kykladeninsel Delos als Geburtsstätte von Apollon und seiner Schwester Artemis. Die Zivilisation auf der kleinen Insel lässt sich bis in die frühe Bronzezeit zurückverfolgen. Die Überreste gehen bis auf das Mykenische Zeitalter und damit 3000 Jahre vor Christus, zurück. Die gesamte Insel ist ein Freilichtmuseum, hier leben nur der Museumswärter und seine Familie.

Wer – zum Beispiel von Santorin aus - einen Ausflug nach Unesco-Kulturerbe Delos unternimmt, findet dort unter anderem Tempel, allen voran den Apollontempel mit einer Kolossalstatue der Gottheit, unzählige Kunstwerke, Schmuck und Kultgegenstände wie Elfenbeinplatten mit Abbildungen von Tieren und Kriegern. Bemerkenswert innerhalb des Reichtums an Relikten antiker griechischer Kultur ist auch das sogenannte Pompeji Griechenlands:

Auf der Insel Santorin machten Forscher eine sensationelle Entdeckung – antike Gebäude, die durch Bimsstein und Asche eines vorangegangenen Vulkanausbruchs konserviert worden sind. In den 60er Jahren haben Archäologen Häuser, Räume und ganze Straßenzüge sowie Fresken und Gebrauchsgegenstände aus dem Staub und Schutt der Vergangenheit befreit, und zwar auf 10000 Quadratmetern Fläche. Beeindruckende Zeugnisse aus prähistorischer Zeit.

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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