12.000 Poetenfest-Fans feierten das Schreiben, Lesen und den Dialog

Publikum vor der Orangerie im Schlossgarten. | Foto: ©Erlanger Poetenfest/Erich Malter, 2017
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  • Publikum vor der Orangerie im Schlossgarten.
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ERLANGEN (pm/nf) - Mit einem Autorenporträt des österreichischen Erzählers Michael Köhlmeier fand das 37. Erlanger Poetenfest am Abend des 27. Augusts im ausverkauften Erlanger Markgrafentheater einen würdigen Abschluss. Die Abende zuvor waren der Französin mit senegalesischen Wurzeln und Prix Goncourt-Preisträgerin Marie NDiaye, dem Kinder- und Jugendbuchautor Paul Maar anlässlich seines achtzigsten Geburtstags und Ingo Schulze gewidmet, der seinen druckfrischen Roman „Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ nach Erlangen mitgebracht hatte. Bereits zum Auftakt des 37. Erlanger Poetenfests war die Lyrikerin und Übersetzerin Dagmara Kraus mit dem Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung ausgezeichnet worden.

Im Zentrum des Erlanger Poetenfests standen auch in diesem Jahr bei idealem Sommerwetter die langen Lesenachmittage mit zahlreichen Buchpremieren im Erlanger Schlossgarten. Dabei erwiesen sich Fatma Aydemir mit ihrem Roman „Ellbogen“, Zsuzsa Bánk, die aus „Schlafen werden wir später“ las, Theresia Enzensberger mit ihrem Romandebüt „Blaupause“, Franzobel mit „Das Floß der Medusa“, Petra Morsbach mit dem soeben erschienenen Roman „Justizpalast“ und Emilia Smechowski mit ihrem vielbeachteten literarischen Debüt „Wir Strebermigranten“ neben Kenah Cusanit, Oswald Egger, Kathrin Groß-Striffler, Ulrich Koch, Thomas Lehr, Annette Mingels, Steffen Popp, Sasha Marianna Salzmann, Christian Schloyer, dem Bachmann-Preisträger Ferdinand Schmalz, Elmar Tannert und Frank Witzel als besondere Publikumsmagnete. Kurzfristig waren außerdem Julia Wolf und Jonas Lüscher mit ihren beiden für den Deutschen Buchpreis nominierten Romanen „Walter Nowak bleibt liegen“ und „Kraft“ für die erkrankten Ulla Hahn und Mariana Leky eingesprungen – auch ihre Lesungen gehörten zu den Höhepunkten des Festivals.

Fiston Mwanza Mujila, Preisträger des Internationalen Literaturpreises – Haus der Kulturen der Welt, und der syrische Schriftsteller Hamed Abboud stellten ihre aktuellen Bücher unter großem Publikumsinteresse in zweisprachigen, teils performativen Lesungen vor. Rafael Seligmann und Doron Rabinovici brachten zwei böse Dystopien nach Erlangen mit. Für Kinder und Jugendliche lasen Renus Berbig, Kirsten John, Paul Maar, Rieke Patwardhan, Verena Reinhardt, Andrea Schomburg, Jens Sparschuh und Udo Weigelt. Zu Gast in der Vierzehnten Erlanger Übersetzerwerkstatt waren Elisabeth Edl, Karl-Heinz Göttert, Ernst Kausen, Eva Lüdi Kong, Dagmara Kraus, Viktoria Lorini, Tobias Roth sowie Simon Werle.

Neben dem literarischen Programm sind Gesprächs- und Diskussionsrunden zu politischen und gesellschaftlichen Themen ein ebenso wichtiger Bestandteil des Erlanger Poetenfests. Mehrere Veranstaltungen kreisten in diesem Jahr um den Komplex Meinungsfreiheit, Hass und die Schwierigkeit eines offenen gesellschaftlichen und politischen Dialogs. Besonders in Erinnerung wird unter anderem der ermutigende und kämpferische Auftritt der türkisch-stämmigen Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin und Mitbegründerin der liberalen Moschee in Berlin, Seyran Ateș bleiben. Unter Personenschutz stehend betonte sie in Erlangen, ihren Kampf nicht aufzugeben. Auf die Frage, ob sie keine Angst habe, antwortete sie, dass man den Mut haben müsse, Angst zu haben. Weitere Gesprächsrunden beschäftigten sich mit dem Begriff „Heimat“ mit dem Wert des Reisens in einer globalisierten Welt, mit Präsidialverfassungen und dem hundertsten Jahrestag der Oktoberrevolution.

Das 37. Erlanger Poetenfest wurde begleitet von einigen Ausstellungen. Besonderes Aufsehen erregten die virtuos gestalteten Notizbücher und Papierobjekte von Sibylle Lewitscharoff, die in dieser Zusammenstellung und Vielfalt vorher noch nie öffentlich zu sehen waren. Die Autorin selbst war zur Eröffnung angereist und hatte aus ihrem Roman „Das Pfingstwunder“ gelesen. In einer weiteren Ausstellung war Katharina Greves Comic-Projekt „Das Hochhaus“ zu sehen. Als unerwartetes Highlight am Rande des Poetenfestprogramms erwies sich für viele Zuhörerinnen und Zuhörer am Abschlusstag die Präsentation von Texten junger Geflüchteter aus dem arabischsprachigen Raum, die am Tag zuvor in einem Schreib- und Übersetzungsworkshop mit Hamed Abboud und Larissa Bender entstanden waren.

Die Moderatorinnen und Moderatoren des 37. Erlanger Poetenfests waren Verena Auffermann, Liane Bednarz, Martina Boette-Sonner, Michael Braun, Herbert Heinzelmann, Alexander Kissler, Anne-Dore Krohn, Dirk Kruse, Adrian La Salvia, Wilfried F. Schoeller, Hajo Steinert, Barbara Wahlster, Florian Felix Weyh und Cornelia Zetzsche.

Das nächste und 38. Erlanger Poetenfest wird vom 23. bis 26. August 2018 stattfinden.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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