Buchempfehlung: Die Reisegesellschaft - von Elizabeth von Arnim

Buchtipp | Foto: Insel Verlag

Das Buch von Elizabeth von Arnim über eine Reisegesellschaft, die durch den Südosten Englands reist, wurde 1909 zum ersten Mal in London unter dem Titel „The Caravaniers“ veröffentlicht. Ein amüsanter Roman aus der Sicht des Barons Otto von Ottringel, seines Zeichens preußischer Offizier aus dem fiktiven Storchwerder in der Mark Brandenburg.

Die Reisegesellschaft

Der adelige Offizier Otto von Ottringel reist mit seiner zweiten Frau Edelgard nach England in die Grafschaften Kent und Sussex. Dort treffen sie auf drei Wohnwagen, die von drei Pferden gezogen werden und eine illustre Reisegruppe. Diese besteht aus dem „englischen Sozialisten“ Jellaby, zwei jungen Mädchen, die vom Baron kaum beachtet werden, einem angehenden Priester, der zu Ottringels Erleichterung ein Lord ist (wenigstens noch ein Adeliger), Mr. und Mrs. Menzies-Legh und Frau von Eckthum, die auf den Baron äußert anziehend wirkt, die sich allerdings nicht viel aus ihm macht. Frau von Eckthum wohnt ebenfalls in Storchwerder, durch ihren Vorschlag reisten der Baron und die Baronin nach England zur Wohnwagentour. Mrs. Menzies-Legh ist die Schwester von Frau von Eckthum.

Abenteuer in Südostengland

Das Abenteuer beginnt südöstlich von London in Wrotham mit der Übernahme der Wohnwagen. Die Tour geht durch hügelige Landschaften, meistens Feldwege, manchmal asphaltierte Straßen, durch Dörfer und verlassene Ruinen. Größere Orte unterwegs sind Bodiam oder Canterbury. Natürlich bleiben in England starke Winde und Regen nicht aus, mit all den Unannehmlichkeiten für die Wohnwagenreisenden. Damals gab es noch keine Campingplätze in jedem Ort und so muss sich die Reisegesellschaft mit Stoppelfeldern, abgeernteten Feldern - es ist August - und abgelegenen Plätzen begnügen. Manche Bauern verkaufen frisches Brot, Eier und Gemüse, andere nicht, was den Baron jedes Mal zu entsprechenden, meist anzüglichen Anmerkungen veranlasst. Gerade noch entsetzt, dass er zu Fuß neben Wohnwagen und Pferd hergehen soll und nicht im selbigen sitzen durfte, war der Baron vollends erbost, dass er auch den Tisch decken oder ähnliches tun sollte, was selbstverständlich für Engländer oder Frauen in Ordnung war, aber doch nicht für einen preußischen, adeligen Offizier!

Die Gesellschaft ändert sich

Nach einigen Tagen fällt ihm das veränderte Verhalten seiner Frau Edelgard auf, die ihrem Mann mehr und mehr aus dem Weg geht und anfängt sich zu wehren. Dafür wird sie umso mehr von Jellaby und Lord Sigismund hofiert. Der Baron ist der Meinung, dass eine „vollkommene Ehefrau“ ihren Mann schweigend zuhört, keinen Ton sagt, „zur Hand ist, wenn der Mann etwas braucht“ und somit immer „griffbereit ist“, um ihren Ehemann zu bedienen. Doch die Zeiten ändern sich gerade im frühen 20. Jahrhundert und so genießt Edelgard die Zuwendung der aufmerksamen Herren. Der Baron hat nur Augen für Frau von Eckthum, die er, seiner Meinung nach, stets vor dem sozialistischen Nichtsnutz Jellaby retten muss und die außer einem „bezaubernden Oh“ kaum ein anderes Wort mit ihm wechselte, was den Baron veranlasst zu glauben, dass sie eine „kluge Frau sei, die genau weiß, wie man einen günstigen Eindruck auf Männer macht“. Dass sie ihn nur bemitleidete und verächtlich, aber nicht nachdenklich ansieht, entgeht ihm völlig.

Mit Verlauf der Tour legt sich der preußische Baron mit jedem Mitglied der Reisegesellschaft an und merkt nicht, wie sich die Teilnehmer immer weiter von ihm entfernen. Überheblich, in jedes Fettnäpfchen tretend und seine Mitreisenden zurechtweisend, sich selbst aber als humorvoller, ehrlicher und weltoffener deutscher Mann sehend, haben die Mitreisenden nur noch eine Lösung….

Autorin

Elizabeth von Arnim (1866-1941) wurde als Mary Anette Beauchamp in Australien geboren und wuchs in England auf. Sie heiratete in die preußische Familie von Arnim uns verbrachte einige Jahre auf dem pommerschen Gut Nassenheide, wo ihr erster Roman “Elizabeth und ihr Garten“ (1898) entstand. Ihm folgten 21 weitere Romane und eine zweite Ehe.

Fazit

Ein Roman, der Feministinnen „auf die berühmte Palme“ bringen wird. Aber er erschien bereits 1909 und die Autorin beschrieb die Gesellschaft ihrer Zeit mit „englischem“ Humor. Sie lässt den Baron in jedes Fettnäpfchen treten und zeigt das Bild eines frauenfeindlichen, Demokratie verachtenden Aristokraten der „alten Schule“ und steifen Preußen, der sich über alles und jeden (Engländer) mokiert. Ein Lesegenuss für Liebhaber der Romane von Elizabeth von Arnim, eine vergnügliche Urlaubslektüre für Englandreisende.

Elizabeth von Arnim
Die Reisegesellschaft
372 Seiten
Taschenbuch
Euro 11,- inkl. MwSt.

zu beziehen über AFARA Bücher

sowie über den Buchhandel

Rezension von B. Agada

Autor:

Birgit Agada aus Erlangen

Webseite von Birgit Agada
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