Projekt VERGANGENE ZUKUNFT: Die „alte Siedlung“ in Schwarzenbruck

Ende der 30er Jahre entstand in Schwarzenbruck die erste „Neubausiedlung“ auf der Flurbezeichnung „Lachwegäcker“. In der Lachäckerstraße, der Friedrich-Luber-Straße und im Heimweg stehen heute noch 14 der 15 baugleichen Häuser. Die meisten der „Siedler“ kamen bereits aus Schwarzenbruck, wenige zogen aus z.B. Nürnberg zu.
Im 3.Reich achtete man besonders darauf, dass die Menschen sich selbst gut versorgen konnten. Deswegen hatten alle Häuser einen großen Garten und einen „Schupfen“ um dies zu gewährleisten. Fast unverändert und mit den wenigsten Anbauten kann man solch ein für heutige Verhältnisse recht kleines Häuslein noch in der Friedrich-Luber-Straße sehen. Damals war man auf das eigene Heim sehr stolz und lebte in für heute undenkbaren 2 Schlafzimmern im 1.Stock mit bis zu 6 Kindern! Diese Situation verschärfte sich nach dem Krieg noch, da fast alle Familien Flüchtlinge aufnehmen mussten. Auch das ging!
(es gab zwar niemanden, der/die WIR SCHAFFEN DAS sagte: aber die schafften das …)
Tiere zur Selbstversorgung waren in der Siedlung selbstverständlich. Fast jeder hatte Hühner und Hasen. Manche sogar Schweine, Gänse,Truthähne und Tauben. War man bei den „Hoserern“, wurde einem eine Wiese für Grünfutter zugewiesen. Auch kleine Äcker konnte man pachten. Im Schupfen waren teils die Tiere, das Futter und die Gartengeräte untergebracht.
Gearbeitet hat man damals beim Lauterbach (Granitwerk), auf der Säge, beim Ruchser oder beim Mühlenschläder in der Fabrik. Wenige fuhren sogar nach Nürnberg. Versorgt hat man sich beim Kattinger und Miederer (Bäcker), beim Ulm (donnerstags Schlachtschüssel), bei der Hofmänni (Lebensmittel) und der Swoboda (Milch). Später kam der kleine Gemischtwarenladen in der Siedlung bei den Försters dazu.
Schön war's in der alten Zeit. Da ist man sich heute noch einig, wenn die Nachkommen der ersten Siedlungsgeneration auf den immer noch regelmäßig stattfindenen Siedlungsfeiern von damals erzählen. Wenig hat man gehabt, aber die ca. 20 Kinder der Siedler haben immer miteinander gespielt. „Fangerlenz“ und „Versteckerlenz“ in den Maulbeerhecken, Völkerball auf dem angrenzenden alten Sportplatz und „Steiner laufen“ auf einem Sandsteinhaufen. Dieser Sandsteinhaufen bestand aus Steinen der jüdischen Synagoge in Nürnberg, die in einem Kriegerdenkmal auf dem Plärrer verbaut werden sollten. Im Sommer ging man zum Baden in die Schwarzach unterhalb des Miederers. Im Winter war man beim Schlittschuhlaufen, oder man turnte auf den Eisschollen im alten Kanal herum. Manch einer soll nach einem Plumps ins Wasser steifgefrohren nach Hause gekommen sein. Ohne Fernseher wurde auch zu Hause viel gespielt (Mensch ärgere dich nicht), Musik gemacht und gesungen. Bei Oma Bärbel haben sich die Männer abends getroffen, um unter der Weide zu karteln.
Auf dem Bild des Kalenderblattes sieht man eine typische Szene. Für einen Plausch am Gartenzaun war immer kurz Zeit. Jeder war bei jedem daheim - dies galt vor allem für die Kinder. Auch noch in den nächsten Generationen.

Autor:

Fritz Schneider aus Nürnberger Land

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