„Wischkästla“ ist oberfränkisches Wort des Jahres

Jeder kennt es, fast jeder hat es: Ohne das „Wischkästla“ geht für viele im täglichen Leben beinahe gar nichts mehr. Foto: © oneinchpunch/Fotolia.com
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REGION (pm/rr) - „Wischkästla“ ist das erste oberfränkische Wort des Jahres. Ein Begriff, der sich erst auf den zweiten Blick erschließt, eine oberfränkische Entsprechung für Smartphone ist und daher für einen großen Aha-Effekt sorgt.


In dem Wort komme die Bodenständigkeit und Kreativität aber auch die Zukunftsfähigkeit des oberfränkischen Dialekts besonders deutlich zum Ausdruck, wie Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler betont. „Wischkästla“ überzeugte aus Hunderten von Einsendungen nicht nur ihn selbst, sondern auch eine hochkarätig besetzte Jury. „Der oberfränkische Dialekt ist sehr vielfältig, regional sehr verschieden und alles andere als verstaubt. Dies hat sich auch bei den vielen Einsendungen gezeigt“, so Denzler bei der offiziellen Verkündung im Rahmen des Andreasmarktes im Bauernhofmuseum Kleinlosnitz. Dort findet turnusgemäß alle zwei Jahre auch der oberfränkische Mundart-Theater-Tag statt, der Keimzelle für die Suche nach einem Oberfränkischen Wort des Jahres war.

„Moggala“, „Latschkappn“ und „Dampfplauderer“

„In der Mundart geraten Wörter nicht nur in Vergessenheit, es entstehen – wie in jeder lebendigen Sprache auch – neue Begriffe. In einer immer komplizierter erscheinenden Welt mit einer wachsenden Zahl unverständlicher Wortneuschöpfungen und Anglizismen, gelingt es dem ,Wischkästla‘ auf pointierte Weise, das Gemeinte prägnant zu benennen. Der Begriff beschreibt das Smartphone anhand seiner Form und Handhabung in einer Klarheit, die für alle verständlich ist und dem Gegenstand jede Abgehobenheit nimmt“, heißt es in der Begründung der vierköpfigen Jury. Unter den mehreren Hundert Einsendungen waren zahlreiche waschechte oberfränkische Wörter, wie „Moggala“, „Dampfplauderer“, „Latschkappn“ oder das kleine Füllwort „fei“. In die engere Auswahl kamen jedoch „Herrgottsmuggerla“ (Marienkäfer) als Beispiel für den liebevollen Klang, der dem oberfränkischen Dialekt innewohnt, „Etzerla“ (Jetzt aber, Auf geht’s), als Beispiel für die oberfränkische, leicht verhaltene Aufbruchsstimmung und „Saachkarter/Brunskarter“ (Der Kartenspieler der einspringt, wenn einer auf die Toilette muss) als Beispiel für die Wirtshauskultur, Tradition und Direktheit der oberfränkischen Mundart.

Aufgrund der großen Resonanz soll von nun an unter Federführung der KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken jedes Jahr ein Wort des Jahres gesucht werden – die nächste Verkündung soll im kommenden Jahr im Rahmen des Mundart-Theater-Tages am 25. September in Kleinlosnitz stattfinden. Mitmachen ist jetzt schon möglich: Ab sofort können Oberfranken ihr persönliches Lieblingswort für 2016 per E-Mail einsenden:

kulturservicestelle@bezirk-oberfranken.de

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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