Römischer Garten mitten in Franken

Der hintere Bereich des Barockgartens mit der Treppe. Foto: R. Rosenbauer
  • Der hintere Bereich des Barockgartens mit der Treppe. Foto: R. Rosenbauer
  • hochgeladen von Uwe Müller

EGLOFFSTEIN (rr) - Auf einer Anhöhe, direkt gegenüber der Burg gelegen, verläuft der Paradiesweg. Wer vom Wanderparkplatz im Tal dort hinauf wandert, hat zunächst einen wunderbaren Blick auf die Burg Egloffstein. Etwas später bekommt der Spaziergänger den Eindruck, sich in einem anderen Film zu befinden – könnte er doch meinen, im alten Rom zu sein.


Neben der Straße erstreckt sich ein prächtiger römischer Barockgarten den Hang hinauf, der einen sofort von südlichen Gefilden träumen lässt. Es ist das Lebenswerk von Manfred Ritter: Der Nürnberger bearbeitet sein Wochenendgrundstück seit einem halben Jahrhundert und widmet einen Großteil seiner Freizeit dem Ausbau der Anlage, die inzwischen ein imposantes Ausmaß angenommen hat. Für Ritter begann alles mit seinem ersten Rom-Urlaub Anfang der 1960-er Jahre – was er dort sah, begeisterte ihn so sehr, dass er das Gefühl hatte, etwas davon über die Alpen in seine Heimat bringen zu müssen. Das damalige Wochenendgrundstück seiner Eltern erschien ihm gerade richtig, um mit der Umsetzung dieser Vision zu beginnen. Eine gewaltige, römische Treppe entstand, dazu barocke Säulen und Statuen, die den Eindruck einer Filmkulisse vervollkommnen. Die Rockgruppe Krypteria hat hier vor einigen Jahren sogar ein Musikvideo gedreht.

Im Jahr 2003 bekam Manfred Ritters Traum einen neuen Anschub: Damals entdeckte er in Gößweinstein zwei monumentale Vasen (Nachbildungen aus Beton), die von ihrem Platz auf den Basilika-Türmen heruntergeholt worden waren. Sie waren verwittert und sollten durch Sandsteinvasen ersetzt werden. Ritter rettete die Vasen vor dem Recycling und holte sie in seinen Garten. Die dreieinhalb Meter hohen stilisierten Weihrauchfässer wurden in Eigenregie aufwändig restauriert und sind heute ein weiterer Blickfang im Garten. Sie bilden einen monumentalen Rahmen für den Blick auf die große Treppe, die im Hintergrund der Anlage durch eine Säulenallee geprägt wird. Der Zwischenraum der Basilikavasen wurde mit einer vierstufigen Treppe im Vordergund und einer auf der anschließenden Terrasse liegenden Brunnenanlage aufgefüllt. Fast scheint es, als hätte jemand die Reste eines römischen Aquäduktes während der Barockzeit in einen Brunnen umgebaut.

Das Grundstück selbst ist von der Straße her gut einsehbar und lädt zum Verweilen und Träumen ein; Besucher sind dem Herrn des Barockgartens willkommen und erfahren alles über die Geschichte des Anwesens. Manfred Ritter vergleicht sich selbst mit einem Maler: „Die wollen ja auch, dass ihre Bilder bewundert werden und freuen sich, wenn sie dem Betrachter gefallen.“ Wenn er so erzählt, kann man kaum glauben, dass all die Treppen, Bögen, Brunnen und Postamente mit der bloßen Hand gebaut wurden. Und so ist Manfred Ritter auch stolz auf sein Werk – mit Recht, denn eine derartige private Anlage ist in Franken wohl einmalig.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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