IG BAU warnt vor drastischen Folgen für die Waldwirtschaft
Gibt der Tropensommer 2019 den mittelfränkischen Nadelbäumen den Rest?

Der Blick unter die Rinde einer gefällten Kiefer zeigt, dass der Borkenkäfer hier ganze Arbeit geleistet hat. Aufgrund der Trockenheit breitet sich der Schädling explosionsartig aus. | Foto: © Sabine-stock.adobe.com
  • Der Blick unter die Rinde einer gefällten Kiefer zeigt, dass der Borkenkäfer hier ganze Arbeit geleistet hat. Aufgrund der Trockenheit breitet sich der Schädling explosionsartig aus.
  • Foto: © Sabine-stock.adobe.com
  • hochgeladen von Victor Schlampp

REGION (pm/vs) - Den sogenannten „sauren Regen“ in den 80er Jahren haben sie überlebt, doch die zunehmende Hitze und Trockenheit könnte einem Großteil der heimischen Nadelbäume den Rest geben. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Mittelfranken schlägt Alarm.
„Nach dem Hitze-Jahr 2018 fehlt auch in diesem Sommer bislang der nötige Regen. Gerade heimische Fichten leiden unter dem sogenannten Dürre-Stress. Die Bäume sind Schädlingen wie dem Borkenkäfer fast schutzlos ausgeliefert“, sagt die Bezirksvorsitzende der Forst-Gewerkschaft, Iris Santoro. Die aktuelle Lage sei dabei erst der Anfang. „Der heimische Wald bekommt den Klimawandel längst zu spüren. Bei Fichten, Kiefern und Tannen geht es langfristig ums Überleben“.Nadelbäume machen knapp zwei Drittel der 2,6 Millionen Hektar des bayerischen Waldes aus. Das geht aus der letzten Bundeswaldinventur hervor. „Vier von zehn Bäumen im Freistaat sind Fichten. Sie sind besonders von der aktuellen Witterung betroffen“, so Santoro. Ohne ausreichend Wasser könnten die Bäume kaum Harz bilden, das sie gegen die Schädlinge schütze, erklärt die Gewerkschafterin. Nach Beobachtung der IG BAU Mittelfranken sind mittlerweile sogar junge Bäume vom Borkenkäfer betroffen, obwohl der Schädling sonst überwiegend ältere Bäume mit dicker Rinde befalle. „Die Ausfälle bei der Holzernte könnten damit in einigen Jahren massiv sein“, warnt Santoro.
Wichtig sei jetzt eine neue „Waldstrategie“, um den Forst vor dem Klimawandel zu schützen. „Wir brauchen eine breite Aufforstung mit den Baumarten, die vor Ort gedeihen. Dabei müssen private Waldbesitzer und staatliche Forsten noch stärker als bisher auf Mischwälder setzen. Eine Fichte, die neben Buchen und Eichen steht, kommt besser mit Schädlingen zurecht“, so die Gewerkschaft.
Für eine nachhaltige Bewirtschaftung seien aber auch mehr Förster und Waldarbeiter nötig. „Aktuell rächt sich der jahrzehntelange Personalabbau im Forst. Der Waldumbau ist eine Mammutaufgabe, für die man qualifizierte und ordentlich bezahlte Fachkräfte braucht. Sie dürfen in keinem Haushaltsplan fehlen“, fordert die IG BAU.
Zugleich warnt die Umwelt-Gewerkschaft vor einem reinen betriebswirtschaftlichen Blick auf die Wälder. „Wer nur Gewinninteressen im Sinn hat, setzt eher auf Ein-Baum-Kolonien, mit denen sich einfacher Geld verdienen lässt. Aber am Ende kommt die Rechnung von der Natur – nämlich wenn Trockenheit und Schädlinge der Monokultur zusetzen“, so Gewerkschafterin Santoro.

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

Webseite von Victor Schlampp
Victor Schlampp auf Facebook
Victor Schlampp auf Instagram
Victor Schlampp auf X (vormals Twitter)
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

11 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.