Ausstellung im Museum für Kommunikation ++ 50. Jubiläum der Mondlandung
Das Raumschiff im Wohnzimmer: 600 Millionen im Bann der Apollo 11 - Mission

Cover zu einer Schallplatte mit den Stimmen von Neil Armstrong und Buzz Aldrin. Die Astronauten sind während des Anflugs auf die Mondoberfläche mit der Landefähre „Eagle“ und beim Betreten des Mondes zu hören. 1969. Exponat der Ausstellung „Raumschiff Wohnzimmer. Die Mondlandung als Medienereignis“. Museumsstiftung Post und Telekommunikation. | Foto:  © Belser Verlag
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  • Cover zu einer Schallplatte mit den Stimmen von Neil Armstrong und Buzz Aldrin. Die Astronauten sind während des Anflugs auf die Mondoberfläche mit der Landefähre „Eagle“ und beim Betreten des Mondes zu hören. 1969. Exponat der Ausstellung „Raumschiff Wohnzimmer. Die Mondlandung als Medienereignis“. Museumsstiftung Post und Telekommunikation.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Die Vorstellung, zum Mond zu reisen, fasziniert die Menschheit seit jeher. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 setzte zum ersten Mal ein Mann einen Fuß auf den Erdtrabanten. Bis zu 600 Millionen Menschen auf der Erde sahen dem amerikanischen Astronauten Neil Armstrong live im Fernsehen dabei zu, weitere hunderte Millionenverfolgten die Mission von Apollo 11 im Radio.

Die Mondlandung war das erste global live ausgestrahlte Ereignis und eine Leistungsschau des damals noch neuen Massenmediums.Damit ist die Mission von Apollo 11 bis heute eines der größten Medienereignisse der Geschichte. Anlässlich des 50. Jubiläums der ersten bemannten Mondlandung zeigt das Museum für Kommunikation Nürnberg bis zum 22. September 2019 die Ausstellung „Raumschiff Wohnzimmer. Die Mondlandung als Medienereignis“. Die Präsentation spürt der Faszination für die Mondlandung in Ost und West nach und fragt nach den Wechselwirkungen zwischen Raumfahrt, Fernsehen und globaler kommunikativer Vernetzung.

Geschehnisse werden Medienereignisse

Wissen Sie noch, wo Sie am 11. September 2001 von den Terroranschlägen in den USA erfahren haben? Oder wie Sie den 13. Juli 1985 verbrachten, als die Übertragung der Live Aid-Konzerte bis zu 40 Prozent der Weltbevölkerung erreichte? Ob unvorhersehbare Katastrophe oder organisiertes Großereignis: Beide Begebenheiten lassen sich als Medienereignisse beschreiben. Selbstverständlich hatten sie leibhaftige Akteure und Augenzeugen vor Ort. Eine weltweite Resonanz erfuhren sie aber durch die zeitlich und geographisch ausgreifende Berichterstattung in den zeitgenössischen Massenmedien.

 Auch die erste bemannte Mondlandung vor 50 Jahren ist ein solches Medienereignis. Schon die schiere Größe des Publikums beeindruckt: „Noch nie zuvor hatten so viele Menschen zwei Personen bei etwas zugeschaut“, bilanzierte der Astronaut Buzz Aldrin später mit Blick auf die schätzungsweise 600 Millionen Menschen, die die Fernsehbilder vom Mond live sahen. Doch allein diese Zahl ist es nicht, die das Medienereignis Mondlandung besonders macht: „Wie bei keinem anderen Medienereignis greifen hier Kommunikationstechnologie und kommunizierter Gegenstand ineinander“, weiß der in Erlangen lehrende Medienwissenschaftler Sven Grampp. Auf seine Idee geht die aktuelle Sonderausstellung zurück.

Seit den 1960er Jahren konnte das TV-Publikum, unter anderem dank Satellitentechnik, in vielen Teilen der Welt Live-Übertragungen von Starts und Bergungen nach der Rückkehr zur Erde sowie Bilder direkt aus den Raumschiffen empfangen. Auch andere Ereignisse, wie die Beerdigung von John F. Kennedy im Jahre 1963, wurden nun live in alle Welt übertragen. Das immer attraktiver werdende TV- Programm motivierte 1969 viele Deutsche, sich anlässlich der Mondlandung erstmals ein Fernsehgerät für das heimische Wohnzimmer anzuschaffen.

Die von Franziska Isensee in Anlehnung an das eckige Holz-Design zeitgenössischer Fernseher gestaltete Schau ist in sieben Bereiche gegliedert. Den Anfang machen Schlaglichter auf sechs Medienereignisse des 20. Jahrhunderts, verbunden mit der ausdrücklichen Aufforderung an das Publikum, diese Auswahl zu ergänzen. Dann rückt die Idee der Mondfahrt in den Blickpunkt: Mit der Erfindung des Teleskops zu Beginn des 17. Jahrhunderts schien der Erdtrabant zum Greifen nah. Tatsächlich erreichbar wurde der Mond erst durch die anfangs weithin belächelte, dann aber massiv militärisch betriebene Raketenforschung des 20. Jahrhunderts.

Nachdem es bereits in der Weimarer Republik einen „Raketenrummel“ in Presse und Kino gegeben hatte, spielte sich das „Space Race“ der fünfziger und sechziger Jahre zu einem erheblichen Teil im Fernsehen ab, dessen Entwicklung hin zum Leitmedium sich an der nächsten Station nachvollziehen lässt. Vorreiter waren dabei die USA: Dort stand bereits Mitte der 1950er Jahre in jedem zweiten Haushalt ein Fernseher. Für die auch im Weltraum konkurrierenden Supermächte USA und Sowjetunion bot das Medium in Zeiten des Kalten Krieges, wie der Ausstellungsbereich zum „Wettlauf ins All“ zeigt, wiederum eine ideale Plattform zur Propagierung ihrer kosmischen Unternehmungen. Damit das junge Medium seine größte Stärke, nämlich das Vermitteln von „Dabeisein“, auch über Kontinente hinweg ausspielen konnte, bedurfte es der Raumfahrt. Die Begeisterung war groß, als der Satellit „Telstar“ 1962 die erste Live-Fernsehübertragung zwischen Amerika und Europa ermöglichte.

Live dabei: Der entscheidende Schritt auf den Mond gelingt

Den Höhepunkt erreichte die Berichterstattung im „Mondfernsehen“, wie die Live- Übertragung der ersten bemannte Mondlandung genannt wurde. In der Bundesrepublik sendeten die ARD – produziert vom Westdeutschen Rundfunk – und das ZDF parallel, und das vom Abend des 20. Juli bis zum Abend des 21. Juli nahezu durchgehend. Diese Leistungsschau des Fernsehens steht im Zentrum der von Rainer Bobon vom Museum für Kommunikation inhaltlich vorbereiteten Ausstellung. Um die kaum Live-Bilder bietende Mission von Apollo 11 anschaulich darzustellen, setzten die Sender auf aufwendige Sonderstudios mit Schaubildern, Modellen und lebensgroßen Nachbauten der Landefähre. Die vielköpfigen Studiobesatzungen aus Journalisten und Experten mussten daher nicht selten improvisieren. Dies gilt ganz besonders für die Stunden, als die Flugleitung bekannt gegeben hatte, dass der „Moonwalk“ von Armstrong und Aldrin spontan vorgezogen wird – aber niemand genau wusste, wann es so weit sein würde. Auch die Mondlandungs-Rezeption in anderen Teilen der Welt kommt in diesem Ausstellungsbereich nicht zu kurz. Besonders interessant: In der DDR wurde die Mondlandung vom Deutschen Fernsehfunk nicht live übertragen.

Eine eigene Station ist den seit Jahrzehnten florierenden Verschwörungstheorien rund um die Mondlandung gewidmet.Ins All dank Virtual Reality – Medienereignisse der Zukunft? Mit den Missionen Apollo 12 bis 17 ging das Fernsehen vom Mond in Serie, konnte aber nicht mehr an den Publikumserfolg der Premiere anknüpfen. Hat die Raumfahrt heute noch das Potenzial, Medienereignisse hervorzubringen? „Elon Musks Mondmission könnte das nächste Raumfahrt-Medienereignis werden – und zwar mit einer hochauflösenden VR-Übertragung über das Internet“, erläutert Mediendesigner Patrick Dechent. „Zugleich wird es, gerade bei Bildern aus dem Weltall, immer schwieriger, reale Aufnahmen von Visualisierungen zu unterscheiden,“ fährt er fort. Dechent hat für die Präsentation auf Basis von historischen und computergenerierten Bilddaten eine VR Station konzipiert, an der die Besucherinnen und Besucher virtuell ins All reisen können.

Attraktive Exponate warten auf die Ausstellungsgäste

Die etwa 100 Exponate in der Ausstellung stammen überwiegend aus den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums in Feucht und des Historischen Archivs des WDR. Zahlreiche Ausschnitte aus Spielfilmen, Bildungssendungen und der Marathonübertragung des WDR liefern bewegte Bilder, Hörstationen warten mit Originaltönen aus den fünfziger und sechziger Jahren und Zeitzeugenberichten auf. Studierende des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben eine Hörstation vorbereitet.
Dafür haben sie Bewohner der Noris nach ihren Erinnerungen an die Mondlandung, ob aus eigenem Erleben oder via Erzählungen von Zeitzeugen, befragt.Die Begeisterung für das Thema einer Reise ins All spiegelt sich in Objekten, die bis ins späte 19. Jahrhundert zurückgehen, etwa in frühen Ausgaben von Jules Vernes „Von der Erde zum Mond“ aus dem Jahr 1865, wider. In der Alltagskultur in Ost und West hatte die als unmittelbar bevorstehend empfundene Erschließung des Weltraums bereits seit der Nachkriegszeit, beispielsweise im Spielzeug, in der populärwissenschaftlichen Literatur oder im Film einen festen Platz. Auch dieser Aspekt ist in der Ausstellung präsent.

Begleitprogramm

Öffentliche Führungen gibt es während der Laufzeit der Ausstellung sonntags um 14 Uhr. Daneben gibt es eine begleitende Ringvorlesung unter dem Titel: Mondlandungen. Imaginations- und Rezeptionswelten. Zentrales Ziel ist es, Vergangenheit und Zukunft von Mond-Missionen nachzugehen. Dabei werden die transnationalen, politischen, medialen sowie fiktiven Facetten des Themas berücksichtigt. So reicht die Vorlesungsreihe weit hinaus über die Mission von Apollo 11.
Die Reihe wird veranstaltet vom Museum für Kommunikation Nürnberg und der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg / ITM (Institut für Theater- und Medienwissenschaft) und IMZ (Interdisziplinäres Medienwissenschaftliches Zentrum). Eine Kooperation gibt es auch mit dem Casablanca Filmkunstkino im Rahmen der Filmreihe „To infinity and beyond. Aufbrüche zu fremden Welten im Film“. Thema sind zwischen Mai und Oktober historische und zeitgenössische Filme rund um visionäre und reale Wege ins All.

Weitere Informationen und das Beiprogramm finden Sie ab dem 25. April auf www.mfk-nuernberg.de. Hier finden Sie auch alle Informationen über Ihren Besuch im Museum für Kommunikation Nürnberg.

Sonderstempel der Deutschen Post zur Blauen Nacht am 4. Mai 2019

Zur Blauen Nacht 2019 erscheint ein Sonderstempel der Deutschen Post mit dem key visual der Ausstellung, einer Rakete, die aus einem Fernseher hinaus ins All fliegt. In der Blauen Nacht 2019 ist das „Erlebnis Briefmarken“ Team Nürnberg von 17 - 22 Uhr mit dem Stempel und anderen philatelistischen Produkten vor Ort.
www.mfk-nuernberg.de

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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