Übersicht über Corona-Mutanten - Namen & Herkunft
Forschung: Wie gefährlich sind die Corona-Mutanten wirklich?

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CORONAFORSCHUNG (DGP/nf)  – Forscher analysierten anhand von britischen Daten, welches Risiko infizierte Patienten für kritische Verläufe mit Intensivpflicht und Sterblichkeit bei Infektion mit der Alpha-Variante (B.1.1.7) im Vergleich zu dem ursprünglichen neuen Coronavirus hatten. Patienten in anfänglich hausärztlicher Versorgung hatten ein etwa doppelt so hohes Risiko für Intensivpflicht und ein um 65 % höheres Risiko, zu sterben, wenn sie mit der Alpha-Variante infiziert waren. Die Studie zeigt somit die Gefahr der neueren Varianten des Coronavirus auf.

Daten von der raschen Zunahme der Delta-Coronavirusvarianten in Großbritannien zeigen den Einfluss dieser hochansteckenden Mutation von SARS-CoV-2. Delta, auch bekannt als B.1.617.2, gehört zu einer Reihe von Veränderungen des Virus, die zuerst in Indien identifiziert wurden. Die Delta-Variante wird besonders im Vergleich zur Alpha-Variante analysiert, die bereits als ansteckender gilt als das ursprüngliche neue Coronavirus. Entsprechend wichtig ist es, zu verstehen, wie sich die Alpha-Variante bereits vom ursprünglichen Virus unterscheidet.

Forscher analysierten nun anhand von britischen Daten, welches Risiko infizierte Patienten für kritische Verläufe mit Intensivpflicht und Sterblichkeit im Vergleich der Alpha-Variante mit dem ursprünglichen neuen Coronavirus hatten.

Unterscheiden sich die Krankheitsverläufe bei Alpha und älteren Varianten des Coronavirus?

Für diese beobachtende Kohortenstudie nutzten die Wissenschaftler verschiedene medizinische Datenbanken zur hausärztlichen Versorgung, Intensivpflege und nationalen COVID-19-Tests. Mit diesen Daten ermittelten die Forscher den Zusammenhang zwischen der SARS-CoV-2-Infektion mit oder ohne Alpha-Variante und Aufnahme in eine Intensivstation, Sterblichkeit innerhalb von 28 Tagen und Sterblichkeit innerhalb von 28 Tagen nach Beginn der Intensivbehandlung. Dabei wurden Faktoren wie Alter, Geschlecht, Herkunftsregion und weitere soziodemographische Aspekte (z. B. Gewicht, Rauchen, Lebenssituation) und Begleiterkrankungen (z. B. Asthma, COPD, Diabetes, Bluthochdruck) berücksichtigt. 

Vergleich der Verläufe in hausärztlicher und Intensiv-Versorgung

Die Kohorte in allgemeinärztlicher Versorgung umfasst 198.420 Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion. Von diesen waren 117.926 Patienten (59,4 %) mit Alpha (B.1.1.7) infiziert. 836 Patienten (0,4 %) mussten in der Intensivstation behandelt werden, 899 Erkrankte (0,4 %) starben innerhalb von 28 Tagen.

In der Intensivpflege-Kohorte wurden 4.272 Patienten analysiert, von denen 2.685 (62,8 %) mit der Alpha-Variante infiziert waren. 662 Erkrankte (15,5 %) starben in der Intensivversorgung.

Die adjustierte Hazard-Ratio (kurz: Überlebenswertanalyse) für eine Aufnahme in die Intensivstation war bei Infektion mit der Alpha-Variante für Patienten in hausärztlicher Versorgung etwa doppelt so hoch als mit den ursprünglichen Coronaviren (aHR: 2,15; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,75 – 2,65). Die Patienten hatten zudem bei Infektion mit Alpha ein um den Faktor 1,65 (aHR; 95 % KI: 1,36 – 2,01) höheres Risiko, innerhalb von 28 Tagen zu versterben. Für Patienten in Intensivpflege schien sich die Sterblichkeit dagegen nicht von der mit anderen Virus-Varianten zu unterscheiden (aHR: 0,91; 95 % KI: 0,76 – 1,09).

Alpha-Variante erhöhte das Risiko für Intensivpflicht und Versterben

Die Daten zeigen somit ein durch die Alpha-Variante des neuen Coronavirus erhöhtes Risiko für Patienten auf, die vermutlich anfänglich milde oder moderate Verläufe zu haben scheinen und daher nicht direkt intensivpflichtig werden. Patienten, die direkt in der Intensivversorgung behandelt werden müssen, scheinen dagegen mit Alpha keine schlechtere Prognose zu haben.

Die Forscher betonen, dass die Daten die gesteigerte Gefahr durch neue Varianten des Coronavirus aufzeigen und die Bedeutung des Infektionsschutzes sowie der Kontaktnachverfolgung zur Eindämmung der Pandemie.

Original Titel:
Mortality and critical care unit admission associated with the SARS-CoV-2 lineage B.1.1.7 in England: an observational cohort study
[DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00318-2]
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal.de

Coronavirus-Mutanten unterscheiden können

B.1.1.7 (Alpha): Im Dezember 2020 berichteten britische Behörden von dieser SARS-CoV-2-Virusvariante, die erstmals im September 2020 in Großbritannien nachgewiesen wurde. Sie ist leichter von Mensch zu Mensch übertragbar als die zuvor zirkulierenden Varianten und weist eine höhere Reproduktionszahl auf, so dass ihre Ausbreitung schwerer einzudämmen ist. Es gibt Hinweise darauf, dass sie mit einer erhöhten Fallsterblichkeit in allen Altersgruppen einhergeht. Hinweise auf eine substantiell verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht. Bei B.1.1.7 mit E484K handelt es sich um eine Sonderform der Variante, die mehrfach in Großbritannien nachgewiesen wurde, derzeit aber bislang selten in Deutschland vorkommt. Sie weist im S-Protein eine zusätzliche Mutation auf (E484K), die auch in den Varianten B.1.351 und P.1 auftritt (siehe unten) und das Virus unempfindlicher gegen bereits gebildete neutralisierende Antikörper macht. Deswegen wird vermutet, dass die derzeit erhältlichen Impfstoffe gegen diese Variante eine geringere Wirksamkeit aufweisen könnten.

Die Variante B.1.1.7 (Alpha) gilt nicht als Virusvariante im Sinne von §10 Abs. 2 Nr. 1 der Verordnung zur Regelung von Erleichterungen und Ausnahmen von Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 (COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung – SchAusnahmV).

B.1.617.2 (Delta): Diese Variante wurde zuerst im indischen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen und breitet sich derzeit in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, stark aus. B.1.617.2 zeichnet sich durch Mutationen aus, die mit einer reduzierten Wirksamkeit der Immunantwort in Verbindung gebracht werden, und die die Übertragbarkeit des Virus erhöhen könnten. Erste vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass derzeitige Impfungen etwas besser vor einer Infektion mit B.1.1.7 als einer mit B.1.617.2 schützen, aber auch bei Infektionen mit B.1.617.2 nach vollständiger Impfung ein hoher Schutz gegen schwere Verläufe besteht. Vorläufige Ergebnisse aus Großbritannien weisen auf eine höhere Übertragbarkeit der Variante B.1.617.2 im Vergleich zur Variante B.1.1.7 (Alpha) hin. Des Weiteren könnten Infektionen mit der Variante B.1.617.2 zu schwereren Krankheitsverläufen führen.

B.1.351 (Beta): Über diese Virusvariante, die zuerst in Südafrika nachgewiesen wurde, wurde ebenfalls erstmals im Dezember 2020 berichtet. Mehrere Studien weisen auch darauf hin, dass Menschen, die mit der ursprünglichen Variante infiziert waren oder einen auf dieser beruhenden Impfstoff erhalten haben, weniger gut vor einer Infektion mit B.1.351 geschützt sind, da die neutralisierenden Antikörper, die das Immunsystem gebildet hat, gegen das veränderte Virus weniger wirksam sind. Auch für diese Variante wird eine höhere Übertragbarkeit diskutiert.

P.1 (Gamma): Diese von der Linie B.1.1.28 abstammende SARS-CoV-2-Variante wurde erstmals im brasilianischen Staat Amazonas nachgewiesen und ähnelt in ihren Veränderungen der südafrikanischen Variante. Sie weist bestimmte Mutationen wie E484K auf, die u.a. auch in B.1.351 präsent sind. Experimentelle Daten deuten auch für diese Variante auf eine reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen bzw. Geimpften hin. Eine erhöhte Übertragbarkeit wird auch für diese Virusvariante angenommen.
Quelle: RKI

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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