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Naturschützer kämpfen für Förderung der Flussperlmuschel

Eine Biologin hält eine geschlossene Flussperlmuschel in der Hand. 
Archivbild: dpa / Angelika Warmuth
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    Archivbild: dpa / Angelika Warmuth
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BAYERN (dpa/lby) - Sie sichern den Bestand der aussterbenden Flussperlmuschel in Bayern - doch für die Züchtungen in den Landkreisen Hof und Passau läuft die Förderung aus. «Mit den beiden Projekten haben wir das erste Mal den Negativtrend gestoppt», berichtete Marco Denic vom Landschaftspflegeverband Passau. Jetzt hoffen die Naturschützer auf Zuschüsse aus dem Bundesprogramm Artenvielfalt.


«Wir streben mit dem neuen Projekt an, das Verbreitungsgebiet der Flussperlmuschel in Deutschland vollständig abzudecken», sagte Denic. Dafür wollen sich die Züchter aus Niederbayern und Oberfranken mit Muschel-Projekten und Wissenschaftlern bundesweit vernetzen. «So haben wir eine realistische Chance, dass sich die Bestände langfristig wieder erholen.»


90 Prozent aller Flussperlmuscheln bundesweit leben aktuell in bayerischen Gewässern, schätzt Denic. Vor allem in kalkarmen Gewässern im Osten des Freistaats kommen die Tiere vor - in Niederbayern, der Oberpfalz und Oberfranken.
Das habe auch historische Gründe, erklärte Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer beim Bund Naturschutz Hof. «An der ehemaligen Grenze zur DDR und Tschechien war die Natur über Jahrzehnte unberührt. Es gab keine extensive Landwirtschaft, kein Eindringen der Industrie.»
 Doch die Bestände gehen auch im Freistaat dramatisch zurück: Tummelten sich in den 1960er Jahren noch Millionen Muscheln in den Bächen der Region Hof, sind es laut Bund Naturschutz heute nur etwa 30 000. Rund um Passau seien es noch zwischen 10- bis 15 000 Exemplare, vermutet der Landschaftspflegeverband.


Ohne Zucht hätte die Muschel, die sich kaum noch natürlich vermehrt, keine Chance. 1,3 Millionen Euro - hauptsächlich EU-Gelder - seien dafür allein im Landkreis Hof in den vergangenen drei Jahren investiert worden. Doch das Projekt lief Ende 2020 ohne Verlängerung aus. «Da gibt’s kein Rütteln und kein Wehen», meinte Degelmann. Mit Geldern aus der Landschaftspflege würden sie nun versuchen, die Züchtung am Laufen zu halten.
 Eine Übergangslösung, die auch bald im Landkreis Passau nötig sein könnte. Die aktuelle Förderung gehe dort noch bis Ende Juni, sagte Denic. Bis Mitte des Jahres hoffen die Züchter auf die Aufnahme in das Bundesprogramm Artenvielfalt.
 Langfristiges Ziel sei es, die Qualität und die Strukturen der Gewässer zu verbessern, betonte der Leiter des Passauer Flussperlmuschelprojekts. «Die Muscheln brauchen keine unnatürlich hohen Nährstoffe, so viel Sand und Schlamm. Sondern Trinkwasserqualität.»

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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