Toxikologisches Gutachten soll Klarheit bringen
Update4: Obduktionsergebnis der toten Störche liegt vor

Zwei junge Störche in Spalt illegal abgeschossen. | Foto: © B. Dorfer/LBV
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  • Zwei junge Störche in Spalt illegal abgeschossen.
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Update: 24. Juli, 13.50 Uhr

Statement Landesbund für Vogelschutz e.V.: „Wir sind erleichtert, dass durch die Obduktion klar ist, dass ein illegaler Abschuss der beiden Jungstörche in Spalt ausgeschlossen werden kann“, so die LBV-Storchenexpertin Oda Wieding. Sie ergänzt: „Das von den Behörden nun veranlasste toxikologische Gutachten ist dringend erforderlich, da wir aufgrund unserer langjährigen Erfahrung weiterhin eine unnatürliche Todesursache vermuten. Wir brauchen jetzt schnelle Ergebnisse, um das weitere Vorgehen abstimmen und dem Informationsbedarf der Bevölkerung nachkommen zu können.“

Da die beide Tiere Verletzungen am Kopf vorwiesen, bestand zunächst der begründete Verdacht, dass die Vögel illegal abgeschossen wurden. Durch die auf den Fotos sichtbaren kreisrunden Blutspuren ist nicht auszuschließen, dass das Blut erst durch den Aufprall aus den Ohren der Tiere ausgetreten ist. „Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Bilder von abgestürzten Störchen gesehen, aber noch nie wies irgendeiner dieser Vögel ein derartiges Verletzungsbild auf. Auch ist es sehr ungewöhnlich, dass die beiden Jungvögel gleichzeitig vom Himmel stürzten“, erklärt Wieding. Bei seiner ersten Einschätzung zum möglichen Geschehen am 13. Juni musste sich der LBV auf Fotos aus der Bevölkerung und Informationen der Polizei von der Bergung der Störche stützen. „Ferndiagnosen sind natürlich immer etwas schwierig. Im ersten Moment erschien das Ohrenbluten auf den Bildern jedoch wie die kreisrunden Löcher eines Durchschusses. Darüber hinaus ging die Polizei von einer vorsätzlichen Verletzung aus“, so Wieding.

Der LBV hält eine weitere Untersuchung aufgrund von Unregelmäßigkeiten im Verdauungstrakt der Störche für den richtigen nächsten Schritt und unterstützt diesen ausdrücklich.
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Update: 24. Juli
Die beiden verletzten Störche waren von einem Passanten in der Hauptstraße aufgefunden worden. Eines der Tiere lag auf der Fahrbahn, ein weiteres konnte in unmittelbarer Nähe des ersten Tieres auf einem gläsernen Vordach entdeckt werden. Als eine Streife der Polizeiinspektion Roth am Fundort ankam, waren die beiden Tiere bereits tot. Bei den beiden Störchen handelt es sich um registrierte Jungtiere, die ihr Nest auf dem Kornhaus am Gabrieliplatz in Spalt hatten.

Die beiden Störche wiesen im Kopfbereich Verletzungen auf, welche den Verdacht begründeten, dass diese den Tieren vorsätzlich zugefügt wurden. Daraufhin ordnete die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth die Obduktion der Jungtiere an. Das Gutachten des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit liegt nun vor. Demnach werden Schussverletzungen bei den Störchen ausgeschlossen. Ebenso ergaben sich keine Hinweise auf den Tod infolge eines Infektionsgeschehens. Neben zahlreichen Frakturen, welche durch den Aufprall verursacht wurden, konnten Unregelmäßigkeiten im Bereich des Verdauungstrakts der Störche festgestellt werden.
Zur Bestimmung der Todesursache ordnete die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ein chemisch-toxikologisches Gutachten des Mageninhalts und entsprechend gesicherter Organproben an.

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Update: 15. Juli 2020

(ots/nf) - Zwischenzeitlich liegen erste Ergebnisse zur Untersuchung der toten Störche vor. Bei der ersten Untersuchung der Tierkadaver konnten keine Projektile oder gleichartige Gegenstände gefunden werden. Dass eine Schussverletzung zum Tod der Tiere führte, kann allerdings auch mit diesem Untersuchungsergebnis nicht ausgeschlossen werden. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wird nun eine Obduktion der beiden Störche durchgeführt werden. Mit einem Ergebnis der Obduktion ist voraussichtlich zum Ende der nächsten Woche zu rechnen.
Die Ermittler der Polizeiinspektion Roth bitten weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung. Zeugen, die in diesem Zusammenhang verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, werden gebeten, sich mit der Polizei Roth unter der Rufnummer 09171 9744-0 in Verbindung zu setzen.

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SPALT (pm/nf) -  In Spalt, Landkreis Roth, wurden am Sonntagmittag zwei eben erst flügge gewordene Jungstörche tot aufgefunden. Da beide Tiere ein Loch im Kopf vorweisen, besteht der dringende Verdacht, dass die Vögel illegal abgeschossen wurden. „Der Abschuss einer streng geschützten Art wie dem Weißstorch ist eine Straftat und kein Kavaliersdelikt. Wir haben deshalb Strafanzeige gestellt und loben eine Belohnung von 1.000 € für Hinweise auf den oder die Straftäter aus“, so die LBV-Storchenexpertin Oda Wieding. „Wir hoffen, dass bei einer derart grauenhaften Tat mitten am Tag in Ortsnähe zahlreiche sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung eingehen werden, damit der oder die Täter überführt werden können.“ Um über das Projektil Rückschlüsse auf die mögliche Tätergruppe ziehen zu können, wurden die geborgenen Tiere zur Obduktion ins Landesamt für Gesundheit (LGL) nach Erlangen gebracht, wo sie derzeit geröntgt werden.

Nach Informationen des LBV hatte eine Spalter Anwohnerin beobachtet, wie am Sonntagmittag ein fliegender Jungstorch plötzlich angefangen habe zu torkeln und dann abgestürzt sei. Sie sei sofort zur Absturzstelle gefahren, wo der Storch tot auf dem Gehweg lag. Kurz darauf wurde in ca. 50 Meter Entfernung ein zweiter toter Jungstorch auf einem Glasdach entdeckt. Dieser wurde dann von der mittlerweile verständigten Polizei Roth mit Hilfe einer Leiter geborgen. Beide Vögel wiesen Verletzungen am Kopf auf, die auf einen Beschuss hindeuten. „In den gesamten 25 Jahren, die ich im LBV das Weißstorch-Schutzprogramm betreue, ist mir noch nie der Abschuss eines Storchs untergekommen. Für die meisten Menschen in Bayern, so auch in Spalt, sind Störche absolute Sympathieträger “, sagt Oda Wieding, Projektleiterin Weißstorchmonitoring im LBV.

Der Spalter Bürgermeister Udo Weingart nahm noch am Sonntag Kontakt mit der LBV-Umweltstation in Muhr am Altmühlsee auf. Eine LBV-Mitarbeiterin nahm sich der toten Vögel an, um sie sachgemäß für die anstehenden Untersuchungen zwischenzulagern. Die Polizei hat die Kadaver mittlerweile zur Obduktion nach Erlangen ins LGL gebracht, um weitere Hinweise zur Tötung der in Spalt bekannten Vögel zu erhalten.

Zeitgleich mit dieser Straftat wurde eine SPD-Landtagsanfrage zur illegalen Tötung von streng geschützten Tierarten veröffentlicht, die einen konsequenten Handlungsbedarf für Bayern bei Artenschutzkriminalität zeigt. LBV und Gregor Louisoder Umweltstiftung haben 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“ gestartet, um solche Fälle künftig besser aufklären und die Täter zur Verantwortung ziehen zu können. Im konkreten Fall hat der LBV deshalb auch die Straftat von Spalt angezeigt und eine Belohnung von 1.000 € ausgelobt. „Alle Bürger, die Hinweise zur Aufklärung dieses Falles geben können, werden dringend gebeten, sich bei der Polizei oder dem LBV zu melden“, sagt Wieding.

Anlässlich dieses und weiterer aktueller Fälle von illegaler Tötung geschützter Arten in Mittelfranken wird der LBV das Thema Naturschutzkriminalität auch dem Naturschutzbeirat der Bezirksregierung vorlegen.

Hintergrund:
Die Stadt Spalt hat schon vor einigen Jahren eine gut ausgebaute Nisthilfe auf dem historischen Kornhaus installiert. Nach langen Jahren des Wartens wurde diese 2019 erstmalig durch ein Storchenpaar besetzt, das gleich erfolgreich brütete. Dieses Jahr war die Freude groß, dass wieder ein Storchenpaar einzog. Beide Altvögel trugen keinen Ring, aber die Jungen konnten erst kürzlich beringt werden, um so zum Beispiel etwas über ihre Zugwege und Winterquartiere herauszubekommen. Im Rahmen des jahrzehntelangen bayerischen Artenhilfsprogramms werden seit 1984 durch den LBV an vielen Orten die Installation von Nisthilfen sowie besonders die Anlage von Tümpeln und die Erhaltung von Nahrungswiesen angeregt und umgesetzt. In den letzten Jahren ist der Bestand dieser beliebten Vogelart erfreulicherweise wieder deutlich angestiegen. So kam es auch zur Wiederbesiedlung von Spalt.

Polizei sucht grausamen Tierquäler
Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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