Endgültiges Aus für die Steher am Reichelsdorfer Keller

Die Rennbahn am Keller war bis heute Zentrum der Steherfans. | Foto: Manfred Marr
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NÜRNBERG (mm/nf) – Frankens Radsportler hatten zwar schon länger damit gerechnet, doch die endgültige Entscheidung kam nun doch etwas überraschend: „Auf der Rennbahn am Reichelsdorfer Keller wird kein Steherrennen mehr stattfinden“, sagt Andreas Zentara, der 1. Vorsitzende des „Verein-Sportplatz“.

Der 59-jährige Bahnchef, der seit 2005 die Geschicke des kleinen Vereins und der Nürnberger Piste leitet, erläutert die Entscheidung zwar mit sichtlichem Bedauern, doch zugleich auch mit einer sehr guten Begründung: „Die Bahn ist extrem sanierungsbedürftig. So stand die Vorstandschaft vor der Entscheidung: sanieren oder neu bauen. Sanieren kam für uns nicht in Betracht, denn dazu fehlen dem Verein die finanziellen Mittel, deshalb haben wir uns dafür entschieden, dass ein Neubau erfolgt, der mit dem Erlös aus dem Verkauf des großen Rennbahn-Geländes finanziert werden muss, auf dem rund 170 Wohnungen entstehen könnten."

Frankens Radsportler akzeptieren diese notwendige Entscheidung zwar mit großer Wehmut, doch zugleich stellen sie sich etwas verbittert die Frage, warum man das Nürnberger Stadion im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder mit etlichen Millionen saniert hat und für die Radrennbahn - die älteste in Bayern noch existierende Sportstätte - keine finanzielle Rettung möglich war?

Ein kleiner Trost bleibt den fränkischen Radsportvereinen. Die umfangreiche Jugendarbeit und die Trainingsrennen, die seit 1967 regelmäßig jeden Mittwochabend auf der 400m-Piste stattfanden, werden weiterhin - bis zum Abriss der der Rennbahn - durchgeführt. „Wir versuchen, den Trainingsbetrieb zunächst noch solange wie möglich noch aufrecht zu erhalten. Große Veranstaltungen, vor allem Steherrennen wird es allerdings am Keller nicht mehr geben, denn dazu ist die Sicherheit der Sportler nicht mehr gewährleistet“, betont Andreas Zentara. Nach dem geplanten Abriss wird das „Herz des fränkischen Radsports“, wie es der 12-fache deutsche Meister Fritz Neuser gerne nannte, sicher sehr schmerzlich vermisst werden. Erst nach Fertigstellung der geplanten 250m-Hallenbahn, die in Nürnberg-Langwasser entstehen soll, wird Franken wieder ein Zentrum für seine Radsportler bekommen.

Ein großes Stück der außergewöhnlich erfolgreichen fränkischen, bayerischen und auch der deutschen Radsportgeschichte geht damit nun unwiderruflich zu Ende. Die Rennbahn am Reichelsdorfer Keller, die 1904 eingeweiht wurde, zählte seitdem zu Deutschlands renommiertesten und beliebtesten Pisten, auf denen einst alle Disziplinen des Bahnradsports zuhause waren. Unvergessene Höhepunkte waren in elf Jahrzenten vor allem zahlreiche Austragungen von deutschen Meisterschaften. Fünfzehnmal war die Bahn Schauplatz der deutschen Stehermeisterschaft, mehrfach kämpften Deutschlands beste Bahnspezialisten auch in allen übrigen Diszpinen um die begehrten Meistertitel und Medaillen - zuletzt 1981. Danach war die Piste Jahr für Jahr vor allem Schauplatz vieler spannender und rasanter Steherrennen.
Die geplante Hallenbahn in Langwasser bietet vor allem in allen olympischen Disziplinen künftig wesentlich bessere Trainings- und Rennmöglichkeiten. Ob allerdings die Steher, die auf dem 400 Meter langen Zementoval ideale Voraussetzungen für extrem hohe Geschwindigkeiten hatten, auf der nur 250m-langen Holzbahn ebenso glücklich werden bleibt abzuwarten.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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