Angst-Loch Königstorpassage! Neue Strategie der Polizei gegen Prügler, Pöbler und Dealer

Der Ausgang der Königstorpassage zur City hin. Die unterirdische Röhre vom Hauptbahnhof ist die wohl berüchtigtste Ecke der ganzen Stadt. Foto: © Udo Dreier
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  • Der Ausgang der Königstorpassage zur City hin. Die unterirdische Röhre vom Hauptbahnhof ist die wohl berüchtigtste Ecke der ganzen Stadt. Foto: © Udo Dreier
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NÜRNBERG (mask) – Sie verbindet den Hauptbahnhof unterirdisch mit der Innenstadt: die berüchtigte Königstorpassage. Ein Angstloch. Seit Jahrzehnten. Drogen, Gewalt, Belästigungen. Wer als Tourist oder Pendler durch die muffige, neonbeleuchtete Röhre muss, wird immer häufiger zum Opfer von immer brutaleren Schlägern. Damit soll jetzt endlich Schluss sein! Die Polizei rüstet auf – und verfolgt eine neue Strategie.

Die aktuelle Situation

Leitender Polizeidirektor Hermann Guth: ,,Wir haben einen Anstieg bei den Straftaten. Mehr Trinker, mehr Randgruppen, mehr aggressive Bettler. Mehr Störer, mehr Körperverletzungen, mehr Aggression gegen unsere Beamten." Albert Blersch, Polizeidirektor der Bundespolizei im Hauptbahnhof, nennt Zahlen. Körperverletzungen von 2015 bis 2016: 24 Prozent rauf! 2017 nochmal drei Prozent mehr. Widerstand und Gewalt 2017: plus 46 Prozent! 130 Delikte bis Juni (im ganzen Jahr 2016 waren es 177). Auch bei Sexualdelikten ein Anstieg. Blersch: ,,Drogen- und Alkoholsüchtige treffen sich in Mittel- und Osthalle, in den Wartehäuschen am ICE-Bahnsteig oder beim roten Backsteingebäude hinterm Bahnhof."
Andreas Belger, Stv. Leiter der Polizeiinspektion (PI) Mitte am Jakobsplatz, ergänzt: ,,Im Bereich zwischen Sterntor und Zentralem Omnibusbahnhof hatten wir 2015 einen Anstieg von 500 auf 1000 Drogendelikte. 2016 waren es schon 2000!" Zuletzt zur einen Hälfte die hochgefährlichen Kräutermischungen, zur anderen Heroin und Cannabis. Und: von 400 Gewalttaten 2015 stieg die Zahl der angezeigten Körperverletzungen auf 600.

Wer sind die Täter?

,,46 Prozent der Täter kommen nicht aus Nürnberg sondern aus dem gesamten nordbayerischen Raum", erläutert Polizeidirektor Hermann Guth. Sein Kollege Belger schlüsselt auf: ,,Es gibt vier Szenen. Die Betäubungsmittelkonsumenten am Ausgang zum Stadtgraben mit dem Balkon. Die Punker in der Osthalle. Die Obdachlosen. Und Flüchtlinge, viele Iraner mit Suchtpotential." Erschwerend komme hinzu, dass sich die einzelnen Gruppierungen untereinander nicht vertrügen und aufeinander losgingen.

Was hat die Polizei vor?

Eine neue Einheit soll rund um die Uhr die ,,KöPa" observieren. Sie sitzt am Jakobsplatz, rekrutiert sich aus rund zwei Dutzend Beamten der PI Mitte. Belger: ,,Dazu stellen alle Dienststellen Ergänzungskräfte, die monatlich wechseln. Hinzu kommen Diensthunde und Beamte vom Unterstützungskommando (USK) Mittelfranken und Bereitschaftspolizei." Die Bundespolizei beteiligt sich mit Beamten aus den fünf am Bahnhof eingesetzten Einsatzgruppen (rund 100 Mann). ,,Wir werden sichtbar und nicht sichtbar im Einsatz sein", so Andreas Belger.

Das Ziel

Polizeichef Hermann Guth: ,,Die Königstorpassage ist ein Hauptverkehrspunkt, der erste Eindruck, den viele Menschen von Nürnberg bekommen. Die Situation, dass sich Menschen gezwungen sehen, diesen Ort zu meiden, ist so im Herzen der Stadt nicht länger hinnehmbar." Die Beamten kündigen kompromissloses aber gezieltes Vorgehen an. Dabei setzen sie auf konsequentes Zugreifen, Verurteilungen durch die Justiz und Betretungsverbote. ,,Wir werden die Hauptstörer nach intensiver Beobachtung gezielt aus dem Spiel nehmen", so Andreas Belger. Im ersten Halbjahr 2017 haben seine Kollegen schon 40 Dealer festgenommen. Ein guter Anfang.

Autor:

Peter Maskow aus Nürnberg

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