Kulturerbe-Status für Traditionen, Handwerkskunst & ehrenamtliche Arbeit

Verdient: Die Fürther Michaelis-Kirchweih – ,,Königin der fränkischen Kirchweihen" – wurde in das bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. | Foto: bayernpress
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NÜRNBERG/FÜRTH (nf) - Darauf können die Franken stolz sein: Wie Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle jetzt bekannt gab, werden die Fürther Kärwa, Nürnbergs Epitaphienkultur und die Wissensvermittlung der Nürnberger Naturhistorischen Gesellschaft in das bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Der Fürther Rathauschef sprach von ,,einer großen Freude zum Jahresauftakt" und dankte dem Leiter des Stadtarchivs, Martin Schramm, der die Bewerbung maßgeblich vorbereitet und begleitet hat, und ,,Kirchweihreferent" Horst Müller für ihr Engagement in dieser Angelegenheit. Für Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung ist ,,dieser Ritterschlag für die Michaelis-Kirchweih als eine der größten Straßenkirchweihen Europas hochverdient, er wird ihre Strahl- und Integrationskraft weiter erhöhen". Einen besseren Start in das Jubiläumsjahr könne sich Fürth gar nicht wünschen. " Jetzt gibt es noch mehr Anlass, die Kirchweih in diesem Jahr vier Tage länger zu feiern", so Jung.
Spaenle bezeichnete die ,,Fürther Kirchweih als besonders bedeutendes Beispiel" der ,,Stadtkirchweihen in Franken" und lobte die "große historische Tiefe". Die Aufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis sei als "Wertschätzung und Anerkennung für den persönlichen Einsatz im Zusammenhang mit dem Erhalt und der Weitergabe bayerischer Traditionen und Werte" zu verstehen. Die Übergabe der Aufnahmeurkunde erfolgt laut Spaenle bei einem feierlichen Festakt im Laufe des Jahres.

Die beiden ältesten Friedhöfe Nürnbergs - der Johannis- und der Rochusfriedhof - stehen auch für die besondere Tradition der Epitaphienkultur. Und diese sei identitätsstiftend und stünde für einen wichtigen Erinnerungsort, so die Begründung zur Aufnahme. Sie stelle ,,eine moderne Form der Trauerarbeit dar, greife aber auch eine Tradition auf, die seit dem 16. Jahrhundert für die Nürnberger Friedhöfe prägend wurde“. Bereits im Jahr 2015 berichteten die Bundestagsabgeordnete Dagmar G. Wöhrl, der Epitaphienkünstler Thomas Haydn und Thomas Weitzenfelder (CSU-Ortsverband St. Johannis) darüber, eine Bewerbung bei der UNESCO im Bereich „Immaterielles Kulturerbe“ anstoßen zu wollen. Im gleichen Jahr wurde in Nürnberg der „Förderverein Nürnberger Epitaphienkunst und -kultur e.V.“ gegründet. Der Verein unterstützte den Antrag auf Eintragung der Herstellung der Nürnberger Epitaphien in die Liste des „Immateriellen Kulturerbes“, der am 29. Oktober 2015 gestellt wurde.  MarktSpiegel-Bericht zum Thema hier

Dritte im Bunde ist die Naturhhistorische Gesellschaft Nürnberg (NHG), deren ehrenamtliche Arbeit ebenfalls in die Landesliste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. Die Vermittlung von Wissen über die Natur und das Universum sei ein ,,lebendiges Beispiel für bürgerschaftliches Engagement an der Schnittstelle von akademischer Wissenschaft und bürgerlicher Wissensgenerierung", so Kultusminister Ludwig Spaenle. Die Naturhistorische Gesellschaft, gegründet 1801, ist einer der größten ehrenamtlich arbeitenden naturwissenschaftlichen Vereine Deutschlands, dessen Wirkungskreis von Mittelfranken weit über die Grenzen Deutschlands hinausreicht. Der Verein unterhält das Museum in der Norishalle, das Freilandaquarium und Terrarium in Stein, den archäologischen Abenteuerspielplatz Megilo und das Naturschutzgebiet ,,Külsheimer Gipshügel“ bei Bad Windsheim. Beteiligt ist die NHG an dem Geschichtsdorf Landersdorf. Derzeit hat der Verein rund 1.600 Mitglieder, etwa 200 Aktive in elf Abteilungen. Über das vielfältige Programm können sich Interessierte auf der Website des Verein informieren.
www.nhg-nuernberg.de

Statements

Bundesminister Christian Schmidt MdB gratuliert Fürth zur Aufnahme der Kärwa ins Bayerische Landesverzeichnis. „Ich freue mich sehr, dass unsere Michaelis-Kärwa, nun in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird und gratuliere dazu recht herzlich. Für mich ist sie die schönste Kirchweih in Deutschland und trotz des vollen Ministerkalenders ist der Besuch auf der Königin der Kirchweihen ein gern wahrgenommener Pflichttermin. Die Michaelis-Kärwa bewahrt unsere Traditionen und fördert dadurch die Verbundenheit zu unserer fränkischen Heimat. Mit der Aufnahme ins Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes erfährt sie den Stellenwert, der ihr gebührt. Das Vorhaben der Stadt, sich auch für das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO zu bewerben, werde ich weiterhin unterstützend begleitet.“

MdL Stefan Schuster (SPD) zur Bekanntgabe der Aufnahme dreier Traditionen und Bräuche aus Nürnberg und Fürth in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbe Bayerns: ,,Als Sprecher der mittelfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten freue ich mich sehr, weil damit drei weitere mittelfränkische Traditionen und Bräuche einen Platz im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes erhalten. Bisher stehen aus Mittelfranken das historische Festspiel „Der Meistertrunk“ zu Rothenburg ob der Tauber, das historische Festspiel „Kinderzeche“ zu Dinkelsbühl und die Osingverlosung im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim im Verzeichnis. Mit der Aufnahme der Nürnberger Epitaphienkultur, der Fürther Michaelis-Kirchweih und des Wirkens der Nürnberger Naturhistorischen Gesellschaft werden das erste Mal bedeutende Traditionen im Städtedreieck Nürnberg/Fürth/Erlangen gewürdigt. Die Epitaphienkultur wird auf dem Johannis- und dem Rochus-Friedhof gut sichtbar und durch die aktuelle Würdigung hoffentlich noch mehr Menschen bekannt. Die Fürther Michaeliskirchweih (und das muss man auch als Nürnberger neidlos anerkennen) ist wirklich eine herausragende Stadtkirchweih mit einem einzigartigen Charme. An der Arbeit der Naturhistorischen Gesellschaft beeindruckt mich insbesondere das große ehrenamtliche Engagement. Deshalb sehe ich die Aufnahme als Kulturerbe, neben der tollen inhaltlichen Arbeit, auch als besondere Anerkennung des Ehrenamtes."

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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