Evangelisch-Lutherische Gehörlosengemeinde in Bayern auf Augenhöhe mit anderen Kirchengemeinden

Der neu gewählte Kirchenvorstand der Evangelisch Lutherischen Gebärdensprachlichen Kirchen-Gemeinde. | Foto: oh/privat
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NÜRNBERG (pm/nf) - Die Gebärdensprachliche Kirchengemeinde ist seit 1. Januar 2017 eine offiziell anerkannte Kirchengemeinde, eine eigene Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Bereits bei ihrer Amtseinführung (2012) hatten die Kirchenräte Cornelia Wolf und Matthias Derrer sich das Ziel vorgenommen, die Gehörlosengemeinde als vollwertige Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern anerkennen zu lassen.

Seit 2011 liefen die Verhandlungen mit der Synode der Evangelischen Landeskirche für die Anerkennung. Es wurde eine entsprechende Verordnung entwickelt, die einzelnen Gehörlosengemeinden vorbereitet und die Strukturen angepasst. Als Ergebnis entstand am 1. Januar 2017 die Evangelische Lutherische Gebärdensprachliche Kirchen-Gemeinde (EGG), ausgestattet mit den gleichen Rechten, wie sie auch hörende Gemeinden haben.

Die EGG ist somit die erste eigenständige Kirchengemeinde dieser Größenordnung in Deutschland mit circa 2.000 Gläubigen und 16 Gemeindeteilen. Der Verwaltungssitz ist in Nürnberg und hier hat sich auch der neugewählte Kirchenvorstand zu seiner ersten Sitzung getroffen. Neben den Kirchenräten Cornelia Wolf und Matthias Derrer gehören dem Kirchenvorstand fünf haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter sowie zehn gehörlose Gemeindemitglieder an. Mit dieser Anerkennung können in der Gehörlosengemeinde unter anderem Hochzeiten und Beerdigungen vorgenommen werden, ohne hierzu Genehmigung von den hörenden Gemeinden einzuholen. Es dürfen auch die benötigten Urkunden (bei Taufe, Heirat, Todesfall) ausgestellt werden.
Die Gebärdensprachliche Kirchengemeinde in Bayern hat jetzt rechtlich auch die Möglichkeit zur Mitbestimmung in der Kirche und die gehörlosen Kirchenvorsteher dürfen in die Synode, dem Kirchenparlament gewählt werden.

Die eigenständige Kirchengemeinde trägt zukünftig den Namen „Evangelisch-Lutherische Gebärdensprachliche Kirchengemeinde“ (ehemals Evangelische Gehörlosenseelsorge Bayern) mit dem neu entworfenem Logo, von der gehörlosen Grafikerin Stefanie Lindau. Hierin vereinen sich die Farben Lila für die Evangelische Kirche mit Türkis, symbolisch für die Gehörlosenkultur.

Die EGG will zukünftig die Evangelische Jugendorganisation ausbauen, die Bibel für Gehörlose in Gebärdensprache übersetzen und inhaltlich erklären. „Unser Hauptziel ist, Gehörlose zu fördern, die später in der Kirche als Pfarrer, Diakon, Katechet oder Prädikant arbeiten können“, so Kirchenrätin Cornelia Wolf.

Am 8. Juli 2017 wird die EGG im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in der Egidienkirche in Nürnberg das Anerkennungsfest ihrer Eigenständigkeit feiern, zu dem zahlreiche hochrangige Vertreter aus Kirche und Politik erwartet werden.

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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