Meine Quelle: Geschichte eines fränkischen Weltkonzerns

Gustav und Grete Schickedanz vor dem Versandzentrum an der Fürther Straße in Nürnberg.    Fotos (4): museen der stadt nürnberg, Museum Industriekultur
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  • Gustav und Grete Schickedanz vor dem Versandzentrum an der Fürther Straße in Nürnberg. Fotos (4): museen der stadt nürnberg, Museum Industriekultur
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Sonderausstellung im Museum Industriekultur Nürnberg bis 23. September

NÜRNBERG - In seiner Sonderausstellung „Meine Quelle. Die Geschichte eines fränkischen Weltkonzerns“ erzählt das Museum Industriekultur noch bis zum 23. September die Geschichte des fränkischen Versandhandelsimperiums „Quelle“.

In der Ausstellung geht der Besucher auf Zeitreise – zurück bis in die 1920-er Jahre, als der junge Gustav Schickedanz erste Erfolge mit „Kurzwaren en gros“ verbuchen konnte, und begleitet den Werdegang seines aufstrebenden Familienbetriebs hin zum Weltkonzern. Erzählt wird die legendäre Erfolgsstory eines fränkischen Unternehmers, der mit Zielstrebigkeit, brillanten Geschäftsideen und der richtigen Frau an seiner Seite ein Versandhandelsimperium schuf, das über Jahrzehnte hinweg eine feste Größe der deutschen Wirtschaft war. Vor wenigen Jahren ging diese Ära zu Ende – am Beispiel vieler historischer Objekte und jener Kataloge, aus denen sie zu bestellen waren, sowie zahlreichen schriftlichen, zeichnerischen und fotografischen Dokumenten wirft die Ausstellung einen Blick hinter die Klinkerfassade des früheren Versandzentrums an der Fürther Straße. In den Porträtfotografien von Edith Greven-Stöhr erscheinen ehemalige Mitarbeiter in Wort und Bild. Eine Fotoreihe von Stefan Koch dokumentiert Leerstand und Verlassenheit der einstigen Quelle-Räume nach dem Auszug der Belegschaft.

Rasanter Aufstieg
Der Versandkatalog vom Frühjahr 1951 umfasste bescheidene 16 Seiten, acht Jahre später waren es bereits 272, mehr als die Hälfte davon farbig. Wiederum sechs Jahre später, 1965, erschien der Quelle-Katalog schon 582 Seiten stark mit rund 9.000 Artikeln bzw. 28.000 Positionen in einer Auflage von 6,2 Millionen Stück. Das Angebot umfasste nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens, vom Taschentuch bis zum Fertighaus. 1965 verzeichnete Quelle den Versand von 19,5 Millionen Paketstücken, der Jahresumsatz betrug 1,9 Milliarden DM. Das Unternehmen zählte international zu Spitzenzeiten 26.000 Beschäftigte und besaß mittlerweile 97 Verkaufsagenturen und 13 Kaufhäuser. Dieser atemberaubenden Entwicklung war ein Kraftakt beachtlichen Ausmaßes vorangegangen: Die komplette Neuplanung und -entwicklung des Versandsystems – eine logistische Meisterleistung. Auf dem ehemaligen Volksfestplatz an der Fürther Straße, Hausnummer 205-215, entstand Mitte der 1950-er Jahre ein Neubau von beeindruckender Größe und Ausdehnung. Großflächige Ergänzungsbauten für Hauptlager, Warenannahme und Auslieferung sowie neu entwickelte Großrechenanlagen wurden nötig, um der nach wie vor steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
 
Aufarbeitung umfangreicher Bestände
Quelle hatte es an die Spitze geschafft und konnte sich Europas größtes Versandhaus nennen. 50 Jahre nach Firmengründung, im Jubiläumsjahr 1977, starb der Firmengründer Gustav Schickedanz. Seine Witwe führte das Unternehmen in bewährter Form weiter. Nach den beiden Verlustjahren 1984/85 erlebte Quelle im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands sogar einen beachtlichen Aufschwung. Drei Jahre vor ihrem Tod investierte Grete Schickedanz 1 Milliarde DM in die Erschließung dieses neuen Marktes und den Bau eines hochmodernen Versandzentrums in Leipzig. Doch die bittere Realität holte Quelle schneller ein als erwartet; nach der Insolvenz von Quelle im Januar 2010 konnte das Museum Industriekultur Teile der Bestände des Firmenarchivs sowie eine umfangreiche Katalogsammlung und zahlreiche Quelle-Produkte aus unterschiedlichen Bereichen vor dem Untergang bewahren – darüber hinaus war bereits vorher systematisch zum Thema Quelle gesammelt worden. An der Übertragung ins Museum und an der Aufarbeitung der umfangreichen Archivbestände wird, teilweise sogar unter Mithilfe von ehemaligen Quelle-Mitarbeiterinnen, gearbeitet. Vorläufig ist ein öffentlicher Zugang allerdings nicht möglich. Nicht ans Museum übergegangen sind sämtliche Firmenunterlagen sowie das private Archiv zur Geschichte der Familie Schickedanz.

Die Sonderausstellung gibt nun Einblick in die reichhaltigen musealen Bestände an Objekten, Dokumenten und Fotografien zum Thema „Quelle“. Führung durch die Ausstellung jeden Sonntag, 14.00 Uhr. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Museum Industriekultur
Äußere Sulzbacher Straße 62
90491 Nürnberg
www.museen.nuernberg.de

Autor:

Archiv MarktSpiegel aus Nürnberg

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