Kommt die Stadt-Umland-Bahn?

Staatsminister Joachim Herrmann hofft auf ein starkes Votum. | Foto: stmi.bayern.de
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Bürgerentscheid in Erlangen am kommenden Sonntag - Pro und Contra: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann plädiert für die StUB - Interview mit den Kritikern Jörg Volleth und Alexandra Wunderlich

REGION (pm/mue) - Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann hat in Nürnberg bei einer Informationsveranstaltung mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bekräftigt, dass Bund und Freistaat Bayern bereit sind, den Bau einer Stadt-Umland-Bahn (StUB) von Nürnberg über Erlangen nach Herzogenaurach optimal zu fördern.
„Bis zu 90 Prozent der Baukosten dieses wichtigen Nahverkehrsprojekts können von Bund und Land beigesteuert werden. Das reduziert den Eigenanteil der Stadt Erlangen extrem“, so der Minister.

Weiter betonte er, dass die Fördermittel des Bundes in Höhe von 60 Prozent gesichert sind. Auch sei ein ergänzender Anteil des Freistaats von 30 statt der üblichen 20 Prozent schon fest von Finanzminister Dr. Markus Söder und ihm zugesagt. Bis zu 90 Prozent der Baukosten würden somit von Bund und Freistaat finanziert. Herrmann: „Die StUB ist für die drei Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach ein besonders wichtiges Verkehrsprojekt. Der Verkehr in der boomenden Metropolregion braucht in Zukunft einen modernen Mobilitätsmix aus Individualverkehr und öffentlichem Personennahverkehr.“

Der Erlanger Stadtrat hatte nach einer Unterschriftensammlung gegen das Projekt ein Bürgerbegehren mit der Fragestellung „Sind Sie dafür, dass die Stadt Erlangen das Projekt StUB (Stadt-Umland-Bahn) nicht realisiert?“ für zulässig erklärt – am kommenden Sonntag (6. März) stimmen die Bürgerinnen und Bürger der Hugenottenstadt ab. Verkehrsminister Herrmann plädiert klar für den Ausbau des Netzes mit der StUB: „Wir müssen jetzt dieses wichtige Verkehrsprojekt auf den Weg bringen, damit der Zug in Richtung Zukunft keine Verspätung bekommt. Die StUB nützt den Bürgern genauso wie der Wirtschaft, den Berufspendlern wie den Studenten, jungen Menschen genauso wie den Älteren. Ich hoffe auf ein starkes Votum der Erlangerinnen und Erlanger für dieses Zukunftsprojekt!“

Der Boden ist indes bereitet: Bis Ende 2016 wird die Nürnberger Straßenbahn bis zur Haltestelle „Am Wegfeld“ in Betrieb gehen. Von dort soll sie in einigen Jahren als StUB weiter über Tennenlohe und die Technische Fakultät in die Erlanger Innenstadtd sowie nach Herzogenaurach fahren. Fahrgäste aus Erlangen und dem Nürnberger Norden würden somit eine direkte Verbindung erhalten und müssten in Zukunft nicht mehr umständlich vom Bus in die Straßenbahn und umgekehrt an der Haltestelle Nürnberg-Thon umsteigen.

Interview mit Stadtrat Jörg Volleth, stv. CSU-Kreisvorsitzender, CSU-Ortsvorsitzender Frauenaurach, Kriegenbrunn, Hüttendorf, Neuses und Stadträtin Alexandra Wunderlich, CSU-Kreisvorsitzende Erlangen

Am kommenden Sonntag ist es soweit. Erlangen entscheidet über die StUB. Warum haben Sie sich so eindeutig gegen die StUB positioniert?

Jörg Volleth: ,,Wir haben uns die Entscheidung gegen die StUB zu sein reiflich überlegt. Nach dem Aus durch einen Bürgerentscheid im Landkreis im vergangenen Jahr ist die StUB letztlich nur noch eine Verbindung von Nürnberg quer durch Erlangen nach Herzogenaurach. Fakt ist, dass unsere Innenstadt mit einer Trassenführung - B4 - Nürnberger Straße - Arcaden - Anbindung des Bahnhofs über die Unterführung (!) der Güterhallenstraße - und dann über die noch zu bauende Kosbacher Brücke in den Westen - nachhaltig verändert würde. Alle 5 Minuten würde die StUB durch die Fußgängerzone fahren, der Rad- und Fußgängerverkehr stark eingeschränkt sein. Viele Bäume müssten für den Bau gefällt werden.
Den Großteil der Erlanger Bevölkerung würde die StUB aufgrund der geplanten Trassenführung nicht erreichen, da diese nur wenige Ortsteile anbindet. Es würden fast überall Zubringerbusse gebraucht werden. Hinzu kommt, dass insbesondere die großen Pendlerströme aus dem Osten und Norden Erlangens durch eine StUB nicht reduziert werden. Den tagtäglichen Stau kann man so nicht bekämpfen.
Berechnungen von Intraplan zeigen auf, dass die StUB den Individualverkehr lediglich um 1.700 Einzelfahrten gegenüber einem optimierten Bussystem reduzieren würde. Dazu muss man wissen, dass ca. 200.000 Autos täglich in unsere Stadt hinein und wieder heraus fahren. Der Anteil der Berufspendler aus Herzogenaurach und Nürnberg liegt bei 21 Prozent, also gerade mal 1/5 der Berufspendler könnte die StUB nutzen und das bei einer Gesamtzahl an Berufspendlern von über 60.000!"

Alexandra Wunderlich: ,,Zudem sehen wir die Finanzierung äußerst kritisch. Die sogenannte 90-Prozent-Förderung mit der Finanzierung der Schienen im Straßenbett wäre im Westen Deutschlands Neuland. Ob angesichts der hohen Kosten, die z.B. auch auf Grund der Unterbringung der Flüchtlinge auf uns zu kommen, hier-bei neue Zuschussrichtlinien beschlossen werden, darf bezweifelt werden. Selbst der Vertrag der "Ampel-Koalition" im Erlanger Rathaus sieht diese Ausschlussklausel vor. Das heißt, ohne wirkliche 90-Prozent-Förderung keine StUB. Neben den hohen Baukosten, von denen die Stadt Erlangen 63 Prozent der Kosten übernehmen müsste, schlagen die Kosten für den Unterhalt der StUB mit ca. 5-7 Mio. Euro pro Jahr im Erlanger Haushalt stark zu Buche und würden die Investitionen unserer Stadt erheblich einschränken. Damit rückt die Realisierung anderer wichtiger Projekte (z.B. Schulsanierungen, Stadtteilhäuser, Kulturprojekte, Sport- und Freizeiteinrichtungen etc.) über einen sehr langen Zeitraum in weite Ferne."

Sehen Sie Alternativen zur StUB?

Jörg Volleth: ,,Sicher. Auf die Kosten bezogen ist ein optimiertes Bussystem eine echte Alternative, da nur 10 Prozent der StUB-Kosten investiert werden müssten. Wir sind aber auch für weitere Alternativen offen. Unbestritten ist, dass wir ein leistungsfähiges und modernes Verkehrssystem brauchen, das in einem realistischen und damit in einem überschaubaren Zeitraum unserer Verkehrsprobleme in Erlangen löst und zu unserer Stadt passt. Dabei haben wir die Weiterentwicklung der Stadt und der Region im Blick, aber auch die Leistungsfähigkeit Erlangens!"

Was erwarten Sie von dem Bürgerentscheid?

Alexandra Wunderlich: ,,Natürlich, dass sich die Erlanger mit ihrem JA eindeutig für eine Ende der StUB-Diskussion aussprechen und damit zeigen, dass die Vernunft siegt. Es macht für Erlangen keinen Sinn in das teure, unflexible und langwierige Nahverkehrsprojekt „StUB“ zu investieren, bei dem das Kosten-Nutzen-Verhältnis in keiner sinnvollen Relation steht."

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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