Trauer um Ehrenbürger und Verleger Bruno Schnell

Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Jahr 2014. Renate Schmidt, Dr. Günther Beckstein (l.) und Bruno Schnell tragen sich im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (r.) ins Goldene Buch der Stadt Nürnberg ein. | Foto: John R. Braun
  • Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Jahr 2014. Renate Schmidt, Dr. Günther Beckstein (l.) und Bruno Schnell tragen sich im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (r.) ins Goldene Buch der Stadt Nürnberg ein.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Mit großer Betroffenheit ist im Rathaus die Nachricht vom Tod des Ehrenbürgers Bruno Schnell aufgenommen worden. Der Verleger und Herausgeber der „Nürnberger Nachrichten“ (NN) ist am Samstag, 27. Januar 2018, im Alter von 88 Jahren gestorben.

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly sagte in einer ersten persönlichen Reaktion:„Ich kannte Bruno Schnell seit vielen Jahren und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass mit ihm eine der letzten großen Verlegerpersönlichkeiten Deutschlands verstorben ist. Über Jahrzehnte hinweg hat er in Nürnberg und der ganzen Region mit ,Nürnberger Nachrichten‘ und ,Nürnberger Zeitung‘ Maßstäbe im Qualitätsjournalismus gesetzt und so eine stabile und meinungsstarke ,vierte Gewalt‘ etabliert. Die Publikationen des Olympia-Verlags sind in ihren jeweiligen Themenfeldern bundesdeutsche Leitmedien, wie etwa das ,Kicker-Sportmagazin‘.
Bruno Schnell war ein extrem öffentlichkeitsscheuer Mensch, der im persönlichen Umgang sehr zugewandt war, der immer offen und gelegentlich auch unverblümt seine Meinung sagte. Er hat bis zuletzt das politische Geschehen auf allen Ebenen mit seiner ganz eigenen sozialen und liberalen Grundeinstellung beobachtet und kritisch begleitet. Seine tiefe soziale Grundhaltung hat er als Arbeitgeber auch immer gelebt. Er war einer der großzügigsten Kunstmäzene, alleine in den Kunstpreis der ,Nürnberger Nachrichten‘ sind insgesamt über 700.000 Euro geflossen. Mit seiner großzügigen Spende hat er den Grundstein für den Ausbau des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände gelegt und mit der Übernahme des Preisgeldes des Menschenrechtspreises fast von Anfang an er die Nürnberger Menschenrechtsarbeit maßgeblich unterstützt. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürnberg im Jahr 2014 würdigt sein einzigartiges Lebenswerk. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen drei Kindern und Enkeln. Er wird in Nürnberg unvergessen bleiben.“

Bruno Schnell ist am 27. Februar 1929 geboren. Nach dem Abitur wurde er Ende 1947 Direktionsassistent im Verlag Nürnberger Presse der von Dr. Joseph E. Drexel gegründeten und am 11. Oktober 1945 erstmals erschienenen „Nürnberger Nachrichten“. Später unterstützte Schnell vor allem den Verleger Heinrich G. Merkel. In den 1960er Jahren war Bruno Schnell alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer. Nach dem Tod der Altverleger Drexel (1976) und Merkel (1985) wurde Bruno Schnell alleiniger Herausgeber und Verleger.Bruno Schnell hat die Entwicklung der „Nürnberger Nachrichten“ und der gesamten Unternehmensgruppe Verlag Nürnberger Presse rund sieben Jahrzehnte maßgeblich bestimmt. Mit seinem Wirken hat er den Grundstein für den Aufstieg der „Nürnberger Nachrichten“ zu einer der großen deutschen Regionalzeitungen gelegt. 1959 gründete er mit sechs Heimatzeitungsverlagen eine Interessengemeinschaft, die später auf zwölf Verlage ausgedehnt wurde. So schuf Schnell ein partnerschaftliches Kooperationsmodell, das auch zur Basis der weiteren Selbstständigkeit der kleineren Verlage wurde und als wertvoller Beitrag für die publizistische Vielfalt in der ganzen Region gilt. In dem so genannten NN- Modell übernehmen die Heimatverlage die vollständige NN und ergänzen sie mit ihrem eigenen Lokalteil.
Mit dieser Verlagsgemeinschaft trug Schnell genauso zur Presse- und Meinungsvielfalt in Stadt und Region bei wie mit dem Erwerb der „Nürnberger Zeitung“, die bis heute mit eigener Vollredaktion arbeitet. Zur Unternehmensgruppe gehört auch der Olympia-Verlag, in dem unter anderem die führende Fußballzeitschrift „Kicker-Sportmagazin“ erscheint. Die soziale Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses war Schnell ein ganz besonderes Anliegen. 

Seiner Heimatstadt Nürnberg war Schnell auf vielfältige Weise eng verbunden. So hat er Nürnbergs Weg im Umgang mit der eigenen NS- Vergangenheit früh und nachhaltig gefördert. Bruno Schnell war Mitglied im Kuratorium des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände. Die Menschenrechtsarbeit der Stadt hatte in Bruno Schnell einen treuen Unterstützer. Bruno Schnell stand aus tiefster Überzeugung immer an der Seite aller demokratischen Kräfte gegen Alt- und Neonazis. Bruno Schnell ist früh mit der bildenden Kunst in Berührung gekommen. Er selbst war ein passionierter Maler. Aus der über Jahrzehnte entstandenen innigen Zuneigung zur Kunst resultierte die Entscheidung, den „Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten“ ins Leben zu rufen. Seit 1993 wird er alljährlich vergeben. Hauptanliegen Schnells war es dabei, vor allem junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern. Mit der Schließung der „Fränkischen Galerie“ im Jahr 1967 fehlte für die Präsentation von künstlerischen Werken aus Stadt und Region in Nürnberg ein eigener Ort. Seit Mai 2014 hat die regionale Kunst mit der Eröffnung der Kunstvilla eine neue Heimat. Ermöglicht hat dies maßgeblich Bruno Schnell, als er im Jahr 2006 ein ehemaliges, neobarockes Wohnhaus an der Blumenstraße 17, das dem Verlag Nürnberger Presse gehörte, für den symbolischen Preis von einem Euro an die Stadt Nürnberg verkaufte.

Auf Wunsch von Bruno Schnell hat die Beerdigung bereits im engsten Familienkreis stattgefunden. Im Gedenken an Ehrenbürger Bruno Schnell legt die Stadt Nürnberg von Montag, 5. Februar 2018, 12 Uhr, bis Mittwoch, 7. Februar 2018, 17 Uhr, im Foyer des Rathauses Hauptmarkt 18 ein Kondolenzbuch auf. Als erster wird sich am Montag um 12 Uhr Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly eintragen.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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