Nachfahre der Pellers zu Besuch beim Festakt im neuen Pellerhof

Festakt im Pellerhof (v.l.): Hannes Gebauer als Bartholomäus Viatis, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Initiator des Pellerhof-Wiederaufbaus Harald Pollmann, Bundesbauminister a.D. Dr. Oscar Schneider, ein großzügiger Unterstützer des Projektes Pellerhof, Unternehmer Werner Diehl, der Vorsitzende der Altstadtfreunde Karl-Heinz Enderle, Christine Stubenvoll von den Altstadtfreunden als Anna Peller sowie Gunter Hackel als Martin Peller. | Foto: Nicole Fuchsbauer
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  • Festakt im Pellerhof (v.l.): Hannes Gebauer als Bartholomäus Viatis, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Initiator des Pellerhof-Wiederaufbaus Harald Pollmann, Bundesbauminister a.D. Dr. Oscar Schneider, ein großzügiger Unterstützer des Projektes Pellerhof, Unternehmer Werner Diehl, der Vorsitzende der Altstadtfreunde Karl-Heinz Enderle, Christine Stubenvoll von den Altstadtfreunden als Anna Peller sowie Gunter Hackel als Martin Peller.
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NÜRNBERG (nf) - Fast zehn Jahre nach der Grundsteinlegung ist der Rohbau des Pellerhofs vollendet. Heute konnten geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie zahlreiche Spender den prächtigen Giebel beim einem Festakt in Augenschein nehmen. Mit dabei u.a.: Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Bürgermeister Dr. Klemens Gsell, Bundesbauminister a.D. Dr. Oscar Schneider sowie Unternehmer Werner Diehl. Ganz besonderer Gast: ein echter Nachfahre der Familie Peller. Die Familie von Wolfgang Merklein ist übrigens auch im Besitz des alten Grabes Nr. 6 am Johannisfriedhof - der Ruhestätte der Pellers. 

Oberbürgermeister Dr. Ulrich eröffnete seine Ansprache mit dem Bekenntnis, es werde ihm leider auch heute wieder nicht gelingen, alle glücklich zu machen. Hintergrund ist der Streit um die Fassade des Pellerhauses. Die Altstadtfreunde befürworten eine Rekonstruktion der Fassade am Egidienplatz, Denkmalschützer sind dagegen. Schon vor der Wiederherstellung des Pellerhofes habe es erhebliche Kritik der Architekten und des Denkmalschutzes gegeben, so der OB. Sie befürchteten gar eine Zerstörung der alten Substanz. Der Stadtrat hatte sich aber vor über zehn Jahren entschieden, dem Wiederaufbau zuzustimmen – zumal die Kosten von rund fünf Millionen Euro durch Altstadtfreunde und immense Bürgerspenden geschultert werden sollten. Die Differenzen um den Nachkriegsbau des Pellerhauses samt 50er Jahre Fassade hält der Oberbürgermeister für eine ungute Diskussion. Man können doch nicht einen Denkmalschutz gegen den anderen aufwiegen. Deshalb bliebe es bei seinem Nein zu den Plänen. Richtig sei es dagegen, eine Neugestaltung des Egidienplatzes in Angriff zu nehmen, mit Rücksicht auf Anwohnerinteressen. Trotzdem lobte er ein Hoch auf die Leidenschaft der Altstadtfreunde, die spendablen Bürgerinnen und Bürger und die Handwerkskunst aus.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte er wahrscheinlich noch nicht, dass der tapfere Kämpfer Karl-Heinz Enderle von den Altstadtfreunden schon wieder Überraschungen im Sinn hat, die dem Stadtoberhaupt neue Sorgenfalten auf die Stirn treiben werden.

Vorerst kann sich der Altstadtfreunde-Vorsitzende sicher sein, dass er mit dem Abschluss des Rohbaus im Pellerhof einen Volltreffer in der Besuchergunst gelandet hat: ,,Seit vor einer Woche die Gerüste am Giebel fielen, strahlt der Hof wieder, und man konnte es in den letzten Tagen an den Gesichtern der Besucher ablesen, die das Strahlen zurückgaben. Fast zehn Jahre nach der Grundsteinlegung können wir mit einem gewissen Stolz vermelden: Deutschlands wohl schönster Renaissancehof steht wieder.“ Er bedankte sich vor allem bei den vielen Steinspendern. ,,Fast ohne öffentliche Gelder (außer einem kleinen Betrag aus der Landesstiftung des Freistaats Bayern) haben wir diese Herkulesaufgabe geschafft. 4,5 Millionen Euro wurden gespendet, 174 Spenderinnen und Spender werden auf der Stiftertafel verzeichnet sein, weil sie mindestens 5.000 Euro beigetragen haben, manche 20, 50 oder gar 100 Tausend. Eine hier in Nürnberg nie dagewesene Spendenbreite und Tiefe. Tausende haben sich mit kleineren oder größeren Beiträgen beteiligt. Hier zeigt sich, was bürgerschaftliches Engagement bewegen kann. Und ich kann zur Beruhigung aller vermelden, dass der Spendenzufluss ungebrochen ist.“

Wer Karl-Heinz Enderle kennt, weiß, dass er schnell zum Punkt kommt. Er entgegnet den Kritikern am Projekt: ,,Auf meine ursprüngliche Absicht, ausführlicher auf den heftigen Gegenwind einzugehen, will ich an diesem Freudentag verzichten. Nur eine Bemerkung zur Aussage von offizieller Architektenseite, die Rekonstruktion würde einer zweiten Zerstörung des Pellerhofes gleichkommen, die nun völlig ad absurdum geführt wurde. Über verschiedene Dachorganisationen im Denkmal- und Stadtbildbereich beobachten wir das mühsame Geschäft von kleinen Erfolgen und Scheitern hoffnungsfroher Initiativen. Die über Jahrzehnte gewachsene Organisationsstruktur der Altstadtfreunde bietet da ganz andere Voraussetzungen und hat das Mammutprojekt Pellerhof Realität werden lassen. Am Schluss sicher über 5 Millionen Euro in einen Bau zu stecken, der uns nicht einmal gehört, übertrifft alles bisher erreichte. Wenn wir schon bisher in der obersten Liga der Stadtbild- und Denkmalpflegevereine spielten, dann bedeutet der Pellerhof noch einmal einen Quantensprung. Interne Befürchtungen, der Hofaufbau würde die Spendenbereitschaft für die anderen Projekte kannibalisieren, bewahrheiteten sich nicht: Der Spendeneingang für die Altstadtfreunde blieb gleich, die Pellerhofspenden kamen hinzu. Wir erschlossen ein neues Potential durch die Spender für den Hof, die erst später Mitglied wurden, darunter auch viele jüngere Leute.“

Mit dem Baufortschritt verzeichneten die Altstadtfreunde ein stetig steigendes Interesse der Besucher und potentieller Nutzer. Seit dem Frühjahr 2017 ist der Hof an den Wochenenden nachmittags geöffnet. Die Ehrenamtlichen der Altstadtfreunde zählten und betreuten im letzten Jahr über 5.000 Besucher. Dieses Jahr rechnet man mit über 10.000. In der Blauen Nacht erfreuten sich 2.500 Personen am illuminierten Hof. Fast täglich gibt es Anfragen potenzieller Nutzer, ob für Konzerte, Theater, Filmaufnahmen, Firmenempfänge, Geburtstagsfeiern oder Hochzeitsfotos. Enderle weiter: ,,Die allermeisten mussten wir enttäuschen, schon allein, um die Abläufe mit den anderen Nutzern des Pellerhauses nicht allzu sehr zu stören – dem Deutschen Spielearchiv und der Nürnberger Akademie, mit denen wir gutnachbarliche Beziehungen pflegen, vielen Dank!“ Ende August wird übrigens Wolfgang Riedelbauch mit „Seelewig“ die erste deutsche Oper im Pellerhof aufführen.

Wie geht es weiter?

Die Altstadtfreunde wollen zügig den Ausbau der Räume im Westflügel in Angriff nehmen. Das Pflaster muss nivelliert und die Oststeite vor den Räumen der 50er Jahre verputzt werden. Hier warte noch eine große Herausforderung. ,,Die Bedingungen, unter denen unsere Ehrenamtlichen hier arbeiten, sind eine Zumutung. Nach der Aufgabe des Vorhabens, hier am Egidienberg ein Kinder- und Jugendhaus unterzubringen, hat sich alles verzögert. Nun ist von Baubeginn 2021 die Rede. Bis dahin brauchen wir dringend eine Zwischenlösung“, kritisiert Enderle. Das nun vorgesehene und mit großen Vorschusslorbeeren versehene „Haus des Spiels“ halten die Altstadtfreunde für eine viel geeignetere Nutzung des Pellerhaus-Komplexes. Man sei bereit, diese Pläne in gutnachbarlicher Zusammenarbeit mitzutragen. Dabei sei die Verwendung das Begriffs Pellerhaus für die geplante Spielstätte eigentlich falsch. Alle öffentlichen Aktivitäten sollen sich im Bereich des ehemaligen Imhoff-Hauses abspielen.

Altstadtfreunde im Angriffsmodus: Schwarzes Pellerhaus, Vorder- und Rückfassade

Die Altstadtfreunde sind bereit, die Außenrekonstruktion des Pellerhauses voll zu tragen, die Vorder- und die Rückfassade. ,,Wir sind uns sicher, und eine Reihe von Personen hat es angekündigt: Hier würde der Spendenzufluss noch einmal deutlich anschwellen. Das Schöne Zimmer könnte zurückkehren und denkmalgerecht zwei Räume füllen, wie es ursprünglich der Fall war. Das restliche Innere sollte modern werden. Wenn man Nägel mit Köpfen machen will, sollte das benachbarte Schwarze Pellerhaus, das bis heute eine Ruine ist, zur Erschließung wieder entstehen, gerne auch in moderner Form.“ Und Karl-Heinz Enderle legt nach: ,,Ein Experiment: Lassen Sie uns ausloten, wie die Bürgerinnen und Bürger dazu stehen. Lassen Sie uns für diese Zeit eine Plane mit dem Bild des alten Hauses in der Größe eins zu eins vor das Haus stellen. Das wird nicht billig, aber die Sponsoren stehen bereit und die Finanzierung ist gesichert. Sollten wir dann überwiegende Ablehnung ernten, werden wir alle Träume vom alten Pellerhaus begraben.“

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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