"Liebling, was denkst du gerade?" - A Never Ending Story

Warum Männer diese Frage nicht mögen und warum Frauen, diese Frage nicht unterlassen können?

Hier beiden Geschlechtern gleichermaßen gerecht zu werden, ist gar nicht so einfach. Es ist nämlich nicht so, dass Frauen diese Frage einfach nicht stellen sollten, sondern es ist vielmehr so, dass Frauen die kommunikative Verbindung suchen und oft nicht wissen, wie sie den schweigsamen Kerl an ihrer Seite zum Sprechen bringen. Männer ihrerseits sind dagegen nicht unbedingt verschwiegen und wollen nicht reden, auch wenn es ihnen so nachgesagt wird. Sie sind eher lösungsorientiert veranlagt und wenn nichts anliegt, über was sollte „Mann“ dann schon reden? Meistens liegt aber etwas an, nur wird das von vielen Männern gar nicht mehr wahrgenommen. Die eigenen Gefühle sind irgendwo im Nirwana zwischen Job, Sportplatz und Alltagstrott verschwunden. Über Gefühle zu sprechen und sie auch zu fühlen, kann bisweilen anstrengend sein, ja, auf der anderen Seite ist es aber auch befreiend. Eine Partnerschaft lebt von einer intensiven Verbindung. Die Teilnahme am Innenleben des anderen ist sehr wichtig, sonst wird man sich fremd. Dieser Prozess geht schleichend und wenn er erst einmal eine Eigendynamik entwickelt hat, dann ist es oft schon zu spät.

Die Frage: „Liebling, was denkst du gerade?“, rührt daher genau an das Eingemachte, an das, was Mann am wenigsten preisgeben möchte – seine Gefühle! Irgendwann, irgendwo hat er einmal gelernt, das Männer keine Gefühle zeigen dürfen. Männer ordnen Gefühle automatisch dem Begriff „Schwäche“ zu. Darunter, liebe Männer, leiden Frauen, besonders die, die euch lieben! Eine Beziehung gründet immer auf der Wahrheit, nur dann kann sie wirklich heilend bestehen. Wenn das nicht der Fall ist, Gefühle, Gedanken oder Pläne vor dem anderen versteckt werden, dann ist die Beziehung schon nicht mehr heil. Das heißt nicht zwangsläufig, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist, es heißt nur, dass sie nicht mehr heil ist! Die Crux an der Geschichte ist, dass eine Partnerschaft schnell zur Komfortzone verkommen kann und damit ihren Zauber verliert. Ein offener und ehrlicher Austausch in alle Richtungen ist etwas Wunderbares, er bringt die Magie zurück, auch wenn er zuweilen schmerzhafte Prozesse in Gang setzt.

Die Frage beinhaltet aber noch etwas sehr Wichtiges. Im Grunde ist sie nämlich keine Aufforderung, sondern eine Herausforderung! Die Frage enthält den Zündstoff der unterschiedlichen Bedürfnisse und nicht selten resultiert ein Streit daraus. Fragt sich warum? Handelt es sich dabei also nicht um eine ganz einfache und simple Frage? Offensichtlich nicht, denn sonst würden nicht tausende Frauen fragen und tausende Männer vor einer Antwort flüchten. Mit dieser Frage fühlen sich Männer irgendwie ertappt, denn würden sie wirklich sagen, was sie just in diesem Augenblick denken, würde so manche Frau große Augen machen. Nein, liebe Ladys, da muss nicht immer der große Hyphe dahinterstecken, manchmal sind es ganz banale Dinge, mit denen er dich einfach nicht belästigen will. Es kann auch sein, dass er seine eigenen Gedanken noch nicht fertig gedacht hat, bevor er sich dir offenbart.

Männer würden diese Frage nie so stellen, oder?

Warum nicht? Gerade sie müssten doch daran interessiert sein, wie du fühlst, was du gerade denkst? Ich glaube, sie müssen es nicht, weil wir ihnen diese unangenehme Frage abnehmen und von selbst erzählen. Ob das immer gut ist, bleibt dahingestellt, denn wir nehmen den Männern damit ganz klar auch die Arbeit ab, mit ihren eigenen Gefühlen in Kontakt zu treten, zu reflektieren. Wir gehen quasi in Vorleistung und er muss dahingehend keine Verbindung mit sich selbst aufnehmen.

Jedes Mal, wenn eine Frau die Frage stellt: „Liebling, was denkst du gerade?“, zwingt sie ihn dazu, sein Innerstes bewusst zu scannen und genau das sucht er ja zu vermeiden. Das ist keine Absicht, viele Männer haben es einfach nicht anders gelernt!

Frauen ihrerseits sind ständig darum bemüht, dass es ihm gut geht. Sie stellen Fragen, damit sie das abgleichen können. Für Männer dagegen gibt es nichts Schlimmeres, als den Gedanken, dass es ihr nicht gut geht, er nichts tun kann und womöglich sogar noch Schuld daran ist. Männer lieben es, wenn die Frau an ihrer Seite glücklich ist und vielleicht verstehen sie deshalb diese Frage auch nicht? „Warum fragt sie mich das jetzt? Warum beschäftigt sie das? Wenn es ihr gut geht, geht es mir doch auch gut!“ Ja, die Kommunikation zwischen Frauen und Männer kann zuweilen schwierig sein. Ich denke, eine Beziehung, die auf Liebe und Verständnis gebaut ist, verträgt eine ehrliche Kommunikation. Und jetzt mal Tacheles – wenn alles in Ordnung ist, dann muss Frau weder Fragen stellen, noch muss sich der Mann dadurch bedrängt fühlen. Wenn die Herzen offen sind, dann fließt der Austausch, ohne dass einer das Bedürfnis hätte, sich verstecken zu müssen.

Mehr Texte und Weisheiten auf meinem Blog Lebenswertliebenswert und auf meiner Internetseite Texte-Lounge

Autor:

Emanuela Knoll aus Nürnberg

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