Der echte Nikolaus ist vom Aussterben bedroht!

Vielleicht schaut er deshalb auch so verschreckt, weil er von den Weihnachtsmännern immer mehr verdrängt wird: der stilechte Nikolaus. | Foto: © fotogestoeber/Fotolia.com
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REGION (vs) – In wenigen Wochen ist es wieder soweit. Dann haben sie freien Auslauf: Nikoläuse und Weihnachtsmänner sind in der Öffentlichkeit und den Medien allgegenwärtig. Da können schon einmal die Grenzen verwischen und auch, wenn dem Großteil der Bevölkerung der Unterschied wahrscheinlich wenig interessiert, wer in der Lage ist, die beiden Weihnachtsboten zu unterscheiden, punktet vielleicht mit seinem Wissen im Freundeskreis. Und wer weiß, durch Zufall ist ein MarktSpiegel-Leser beim Quiz „Wer wird Millionär“ dabei, und die Antwort auf die Frage: „Was darf beim echten Nikolaus nicht fehlen?“ - Antwort A: „Bischofsstab und Mitra“, Antwort B: „Zipfelmütze und weißer Bart“, Antwort C: „Rentierschlitten und Lederstiefel, Antwort D: „Geschenkesack und weiße Handschuhe“ ist entscheidend für eine wichtige Frage, nachdem alle Joker bereits genommen worden sind.

Dabei haben beide Gestalten zunächst eine Gemeinsamkeit. Sie bringen Kindern in der Advents- und Weihnachtszeit Geschenke. Anders als an Halloween, wo nach dem Motto „Süßes oder Saures“ jedes Kind kleine Geschenke ohne Gegenleistung – wobei die Grenzen zwischen Bitte und Erpressung fließend sein können - einfordert, dürfen – zumindest der Theorie nach – beim Nikolaus oder dem Weihnachtsmann nur brave Mädchen und Buben mit einer entsprechenden Belohnung rechnen. Sie müssen sich diese also durch gutes Benehmen oder gute Taten verdienen. In früheren Zeiten konnte es sogar passieren, dass der Begleiter des Bischofs Nikolaus, Knecht Rupprecht, aufgrund von Hinweisen der Eltern, angeblich ungezogene Kinder mit der Rute züchtigte.

Der Nikolaus ist das Original

Die Tradition des Nikolaus geht auf den Bischof Myra zurück, der von 270 bis 343 gelebt und bereits mit 17 Jahren Bischof in Lykien gewesen sein soll. Die Ostkirche verehrt ihn seit dem sechsten Jahrhundert als Heiligen. Dem Bischof Nikolaus wird nachgesagt, er habe ein großes Herz für die Armen gehabt und Kindern nachts heimlich Geschenke gebracht. Den Bischof Nikolaus in dieser Tradition erkennt man am priesterlichen Gewande sowie an der Mitra (liturgische Kopfbedeckung eines Bischofs, meistens mit einem Kreuz verziert) und dem Bischofsstab.

Die Kopie verdrängt das Original

Der Weihnachtsmann dagegen ist eine weltliche Weiterentwicklung der Bischofsfigur. Diese setzte in Europa bereits im 19. Jahrhundert ein. Die heutige Figur als Dickerchen mit flauschigem Wintermantel, angedeuteter Zipfelmütze und langem weißen Bart hat der Karikaturist Thomas Nast in den USA 1863 grundgelegt. Die aktuelle Erscheinung geht auf die Werbekampagne der Firma Coca Cola zurück. Inzwischen gehört der echte Nikolaus zu einer fast ausgestorbenen Spezies und das nicht nur in den Schokoladenabteilungen.

Eine wichtige Botschaft geht häufig verloren

Durch die Vermischung von Nikolaus und Weihnachtsmann ist abgesehen vom traditionellen Brauchtum eine weitere wichtige Botschaft weitgehend verloren gegangen: Die Beschenkung durch den Bischof Nikolaus war nicht nur eine Belohnung für „brave“ Kinder, sondern auch mit der eindeutigen Botschaft verknüpft, diesen als Vorbild zu nehmen, und anderen Kindern in Not zu helfen. Diese solidarische Haltung glaubwürdig zu vermitteln, müssen die meisten Weihnachtsmänner erst noch lernen. Allerdings gibt es auch Lichtblicke. Ein positives Projekt in diese Richtung ist ausgerechnet der Weihnachtsmann vom "Coca Cola Weihnachtstruck", der in der Vorweihnachtszeit auch in Deutschland unterwegs ist. Hier werden Spenden für Kinder in Not gesammelt.

Vielleicht schaut er deshalb auch so verschreckt, weil er von den Weihnachtsmännern immer mehr verdrängt wird: der stilechte Nikolaus. | Foto: © fotogestoeber/Fotolia.com
Zum Vergleich: ein typischer Weihnachtsmann | Foto: © Andrey Kiselev/Fotolia.com
Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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