Neuregulierung der Glücksspielbranche
Diese Regeln hat der Staat nun geändert

Abbildung 1: Wer online zocken möchte, kann künftig auch hierzulande auf Rechtssicherheit vertrauen. Deutschland vergibt zunehmend Lizenzen an Online-Casinos. Bildquelle: @ Steve Sawusch / Unsplash.com
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  • Abbildung 1: Wer online zocken möchte, kann künftig auch hierzulande auf Rechtssicherheit vertrauen. Deutschland vergibt zunehmend Lizenzen an Online-Casinos. Bildquelle: @ Steve Sawusch / Unsplash.com
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Seit dem 01. Juli gilt der neue Glücksspielstaatsvertrag. Er reguliert die Glücksspielbranche im Gesamten, geht nun aber gezielt auf das Online-Glücksspiel ein. Dieses war bislang nur wenigen Anbietern, zumeist den deutschen Lottogesellschaften, vorbehalten, nun dürfen auch Sportwettenanbieter und Casinoanbieter mitmischen. Ganz ohne Regeln kommt der Vertrag natürlich nicht aus. Aber was hat sich nun genau geändert?

Die Regelungen im Einzelnen

Die größte Änderung hängt mit der Erlaubnis zum Spielangebot zusammen. Deutschland vergibt nun eigene Onlinelizenzen für das Glücksspiel. Mussten Anbieter bislang in einer Grauzone agieren und hoffen, dass die EU ihre Ansichten zur Dienstleistungsfreiheit weder ändert, noch Deutschland durchgreift, können sie sich nun auf eine eigene Lizenz bewerben. Diese erhält natürlich nicht jeder. Schon im stationären Bereich herrschen klare Vergaberegeln, die mitunter die Prüfung des Antragstellers mit einbeziehen. Eine solche Prüfung ist natürlich vorteilhaft, denn wenngleich niemand garantieren kann, dass ein Glücksspielanbieter nicht in zehn Jahren auf die schiefe Bahn gerät, so lässt sich über die Prüfung ausschließen, dass in den vergangenen zehn Jahren Straftaten begangen wurden. Aber was ändert sich noch?

  • Einzahlungslimit – Spieler dürfen nur noch bis zu 1.000 Euro monatlich in Casinos oder auf Sportwettenseiten einzahlen. Die Anbieter müssen das Limit im Blick behalten. Vermutlich wird das Limit künftig plattformübergreifend gelten, doch ist die Glücksspielbehörde noch nicht arbeitsbereit. Das Einsetzen von Gewinnen zählt nicht zum Limit. Theoretisch könnte ein Spieler also den Eurojackpot vollständig in neue Glücksspiele einsetzen. Aber:
  • Spielerschutz – die Online-Anbieter müssen den Spielerschutz beachten und aktiv dafür sorgen, dass sich Spieler weder verschulden noch dass sie der Spielsucht verfallen. Im obigen Beispiel müsste ein Anbieter somit sagen: "Lieber Spieler, 1.000 Euro sind in Ordnung, den Rest des Geldes nutzt du sinnvoller."
  • Sperre/Panikknopf – auch diese beiden Punkte gehören zum Spielerschutz. Der Panikknopf ist schlichtweg ein Button, über den sich ein Spieler für 24 Stunden ohne weiteres Tun sperren kann. Ansonsten kann er sich auf eine Sperrliste casinoübergreifend setzen lassen. Extrem auffällige Spieler sind vom Casino oder Sportwettenanbieter zu sperren.
  • Spielauswahl – aktuell gibt es bei den deutschen Casinos noch eine Ungewissheit. Zu den Onlinelizenzen zählt das kleine Spiel, wie auch elektronisches Roulette. Live-Bereiche und das große Spiel werden von den Bundesländern geregelt. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass Live-Poker bald wieder möglich ist, doch aktuell können in Deutschland lizenzierte Casinos dieses Spiel nur über die EU-Lizenz aus Malta anbieten.
  • Sportwetten – hier gelten dieselben Regeln, doch kommt noch das Thema der Ereigniswette hinzu. Live-Wetten werden allgemein gerne kritisch betrachtet, doch sind die reinen Ergebniswetten im Live-Bereich durchaus unbedenklich. Ereigniswetten, bei denen auf das nächste Tor, die rote Karte, das erste Foul von Verteidiger X oder auch den ersten Abwurf am Hindernis Y gewettet wird, werden eingeschränkt.

Die Glücksspielbehörde wird in Sachsen-Anhalt errichtet, nimmt ihren Dienst aber wohl erst in den kommenden Jahren auf. Grundsätzlich soll sie die Sperrlisten, Lizenzierungen und auch das Management von Super-Accounts führen. Letztere sind dazu gedacht, verschiedene Casino- und Glücksspieltätigkeiten eines einzelnen Spielers in einem Account zusammenzuführen. In diesem Fall könnten sich Einzahlungslimits aus allen Glücksspielbereichen summieren.

Was müssen Spieler künftig beachten?

Auch wenn um den neuen Glücksspielstaatsvertrag ein großes Trara entstanden ist, so ist er für die meisten Spieler schlichtweg uninteressant. Auch die Änderungen betreffen sie eher wenig:

  • Lizenz – eine deutsche Lizenz sichert zu, dass in einem vollends legalen Casino gespielt wird. Die EU-Lizenz aus Malta hat aber weiterhin ihre Gültigkeit, wenngleich sie in Deutschland in der Grauzone bleibt. In der EU herrscht Dienstleistungsfreiheit und ein Anbieter, der in einem Land offiziell angemeldet und lizenziert ist, der darf seine Dienstleistung in der ganzen EU anbieten. Übrigens ist die deutsche Lizenz aus der Sicht von Malta, Frankreich, Österreich oder Spanien auch ›nur‹ eine EU-Lizenz.
  • Einzahlungslimit – das muss natürlich beachtet werden, wobei die Casinos dafür Sorge tragen müssen, dass Spieler gar nicht mehr einzahlen können. Allerdings dürfte das groß der Gambler gar nicht an diese Grenze heranreichen.
  • Auswahl – eine deutsche Lizenz ist sicherlich ein weiteres Qualitätsmerkmal. Letztendlich kommt es aber darauf an, ob das Casino ein Angebot bietet, welches für den jeweiligen Spieler interessant ist. Wer nur pokert, der ist an tausenden virtuellen Automatenspielen nicht interessiert.

Wer sich für eine Alternative zu Spielotheken interessiert, kann also mit etwas Recherche auch online spielbare Angebote finden. Fachportale sorgen dafür, dass der Nutzer vorher einen Überblick erhält.

Wie sieht die Regulierung in den Nachbarländern aus?

Was macht eigentlich das Ausland rund um das Online-Glücksspiel? Fakt ist, es gibt keine klare Linie, wobei europäische Länder eingeschränkter sind:

  • Niederlande – auch die Niederlande planen eine offizielle Lizenzvergabe unter strengen Voraussetzungen. Eigentlich hätten die ersten Lizenzen schon vergeben werden sollen, doch verschiebt sich wohl das Bewerbungsverfahren.
  • Österreich – offiziell darf nur die Casino Austria Gruppe samt Tochterfirmen Online-Glücksspiel anbieten. Unter dem Banner einer Tochterfirma kamen auch schon eigene Online-Casinos heraus. Eine umfangreiche Lizenzierung für Fremdanbieter wird zwar überlegt, ist aufgrund der rechtlichen Regelung des Glücksspiels allerdings kompliziert.
  • Schweiz – sie gehört nicht zur EU, somit kann die Schweiz frei walten. Einzig in der Schweiz ansässige Unternehmen und Anbieter werden lizenziert, aber auch nur, wenn sie vor Ort ebenfalls ein Casino unterhalten, welches ein sehr ähnliches Angebot bietet. Die Schweiz setzt unter anderem Netzsperren ein, um ausländische Anbieter den Zugang Glücksspielmarkt zu verbieten.

Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn sich die ganze EU zusammensetzen und eine gemeinsame Lösung finden würde. Immerhin herrscht neben der Dienstleistungs- auch eine Reisefreiheit und es ist Reisenden kaum zuzumuten, sich über die jeweils vor Ort gültigen Glücksspielregelungen zu informieren.

Abbildung 2: Wer bestimmte Lieblingsspiele hat, sollte vorher prüfen, ob das jeweilige Online-Casino diese auch anbietet. Bildquelle: @ Michal Parzuchowski / Unsplash.com
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Fazit – ein Pluspunkt für Anbieter

Mit der Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrags wurde die Rechtslage für die Anbieter klarer definiert. Sie haben endlich die Chance, sich ganz offiziell und legal um eine Lizenz zu bewerben. Dabei ist die Lizenz nichts anderes als eine Genehmigung oder Konzession. Für die Masse der Spieler ändert sich hingegen gar nicht so viel. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Gambler ohnehin nur auf das Vorhandensein einer Lizenz schauen, nicht aber die Hintergründe dieser recherchieren. Einzig die aktuell eingeschränkte Spielauswahl ist störend, denn die Live-Bereiche der Casinos sind mit ein Besuchermagnet.

Abbildung 1: Wer online zocken möchte, kann künftig auch hierzulande auf Rechtssicherheit vertrauen. Deutschland vergibt zunehmend Lizenzen an Online-Casinos. Bildquelle: @ Steve Sawusch / Unsplash.com
Abbildung 2: Wer bestimmte Lieblingsspiele hat, sollte vorher prüfen, ob das jeweilige Online-Casino diese auch anbietet. Bildquelle: @ Michal Parzuchowski / Unsplash.com
Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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