10 Jahre Museum Reichel'sche Schleif in Lauf a. d. Pegnitz

11. September 2016
10:00 Uhr
Nürnberger Land, Lauf a. d. Pegnitz

10 Jahre Museum Reichel’sche Schleifmühle
Am Tag des offenen Denkmals feiern die Altstadtfreunde Lauf „10 Jahre Museum Reichel’sche Schleif. Aus diesem Anlass führte Monika Pöhlmann, zuständig für die Pressearbeit bei den Altstadtfreunden Lauf, ein Interview mit dem Vorsitzenden Baldur Strobel.

Zum ersten Mal werden im Salbuch von 1275 die „Mühle am Markt“ und drei weitere Mühlen an der Pegnitz erwähnt. 1380 und 1541 wird die „Schleifmühle“ im Zusammenhang mit Abgaben an den Besitzer der nebenanliegenden Mauermühle bzw. an die Burg genannt. Die Besitzer lassen sich ab dem 17. Jahrhundert nachweisen, jedoch am bekanntesten ist der letzte Schleifer Franz Xaver Reichel; manche Laufer kannten ihn sogar noch persönlich.
In einem Kurzfilm des Bayerischen Rundfunks über Laufer Mühlen aus dem Jahre 1969 endet der Sprecher mit der Aussage des Besitzers Reichel, der sich durchaus bewusst war, dass der Betrieb, wenn er nicht mehr arbeiten kann, geschlossen wird. Das ist dann 1988 auch so eingetroffen.
Monika Pöhlmann: Baldur, wie bist Du oder die Altstadtfreunde Lauf auf dieses Projekt aufmerksam geworden? Was faszinierte daran?
Baldur Strobel: Die Altstadtfreunde Lauf haben die Schleif, die zwischen Burg und Judenturm steht, diesem schönen Ensemble in der Stadt, und dem Verfall preisgegeben war, nach der Schließung und dem Tod von Franz Xaver Reichel, im Blick gehabt und überlegt, wie es zu erhalten ist. Es war ein Denkmal, das Jahrhundert zum Laufer Alltag gehörte.
Monika Pöhlmann: Was waren die notwendigen Schritte, um die Reichel’sche Schleif wieder zum Leben zu erwecken und wer musst von der „Notwendigkeit“ überzeugt werden?
Baldur Strobel: Zunächst waren die Altstadtfreunde gefragt sich um dieses Objekt anzunehmen und die „Reichel’sche Schleif“ wieder zu beleben. Dann musste ein Gespräch mit der Besitzerin geführt werden, die sehr kooperativ und entgegenkommend war. Weiter war die finanzielle Seite zu klären, aber auch hier wurden Möglichkeiten gefunden. Der Bürgermeister unterstützte uns und wir bekamen auch Fördermittel.
Monika Pöhlmann: Nachdem alle Vorbereitungen erledigt waren, wie ging es dann weiter? Was war alles zu tun? Wer war daran beteiligt?
Baldur Strobel: Mit Schüler/innen des Gymnasiums, da war ich ja Lehrer, wurde das Projekt „Reichel’sche Schleifmühle“ initiiert. Sie hatten die Aufgabe über die Mühle zu recherchieren und auch in der Schleif mit Hand anzulegen, so dass sie wieder zugänglich wurde. Das machte ihnen natürlich viel Spaß. Sie bekamen von der Besitzerin verschiedene Urkunden und Unterlagen. Ein Problem war jedoch die Sütterlin-Schrift, die sie nicht lesen konnten. Da war dann die Oma eines Schülers behilflich, die dies noch konnte. Eine weitere Unterstützung kam von Frau Utzat vom Industriemuseum, die sich auch schon mit der Schleif beschäftigt hatte.
Monika Pöhlmann: Wann war es soweit, dass die Mühle wieder einsatzfähig war?
Baldur Strobel: Die ersten Arbeiten, also das Ausräumen der Schleif, wurde in erster Linie von den Schülern übernommen, das war 2002. Als das Gebäude wieder einigermaßen begehbar war, haben die Schüler eine Informationsveranstaltung durchgeführt und in Form von Vorträgen über die Reichel’sche Schleifmühle informiert. Später kamen viele engagierte Helfer von den Altstadtfreunden dazu. Die meisten Arbeiten wurden zwischen 2004 und 2006 ausgeführt. 2006 war dann eine offizielle Einweihung, wozu natürlich der Bürgermeister, der Landrat und weitere Mandatsträger eingeladen waren. Besonders erinnere ich mich daran, dass wir, nicht wie üblich sog. Canape’s anboten, sondern Stadtwurst und Brot, was dann jeder in die Hand nehmen konnte. Natürlich gab’s auch Bier!
Monika Pöhlmann: Was ist an der Reichel’schen Schleif heute noch aktuell? Was schätzt Du an diesem Projekt bzw. an dieser Arbeit heute, nach 10 Jahren, immer noch?
Baldur Strobel: Man kann hier eine „alte Technik“ zeigen, vor allem auch Kindern und Jugendlichen, sie können sehen, wie früher gearbeitet wurde. Die Schleifmühle ist nicht ein trockenes Museum, sondern eine lebendige Werkstatt, so wie sie früher betrieben wurde, mit Wasser und den Transmissionen. Man kann das Wasserrad sehen wie es in Bewegung ist, so wurden Messer und andere Schneidewerkzeuge geschliffen. Und man kommt immer wieder mit älteren Leuten ins Gespräch, die den alten Reichel noch kannten oder die in ihrer Ausbildung mit Transmissionen zu tun hatten. Es ist ein lebendiges Museum.
Monika Pöhlmann … und wie geht es weiter?
Baldur Strobel: Die „Schleif“ muss in Ordnung gehalten werden, damit sie funktionsfähig bleibt. Da gibt es immer etwas zu tun, etwas auszubessern oder zu erneuern. Neue Helfer und Führer müssen in die Technik des Schleifens eingewiesen werden und … es macht halt einfach auch Spaß!
Monika Pöhlmann: Baldur, ich danke Dir für das Interview.

Autor:

Monika Pöhlmann aus Nürnberger Land

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