Situation verschlimmert sich
Das weltweite Delfinsterben geht weiter!

Symbolfoto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa
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MÜNCHEN / CHIPPENHAM (dpa/mue) - Mehr als 100.000 Delfine, Schweinswale und Kleinwale werden nach Schätzungen von Tierschützern weltweit pro Jahr getötet.

Zu vermuten seien noch weitaus höhere Zahlen, die Dimension lasse sich aber nicht genau abschätzen, teilte Sandra Altherr, Biologin und wissenschaftliche Leiterin bei der Tierschutzorganisation Pro Wildlife, mit. «Es ist eine Blackbox.» Pro Wildlife hat gemeinsam mit der Whale and Dolphin Conservation (WDC) eine neue Analyse zum Delfinfang ausgearbeitet.

Ausbeutung nimmt zu

Der Bericht «Small Cetaceans - Even Bigger Problems» wertet 250 Studien und andere Quellen aus. Demnach hat sich die Situation für Delfine und kleine Wale in den letzten Jahren nochmals verschlimmert. Die Jagd auf die Tiere treibe einige Populationen an den Rand des Aussterbens, teilten die Tierschutzorganisationen mit. Die Ausbeutung von Delfinen und Kleinwalen habe in den letzten Jahren weiter zugenommen.

Zerstückelte Delfine als Köder

Dafür nennt der Bericht verschiedene Gründe: Zum einen ersetzen Delfine in bestimmten ärmeren Regionen fehlenden Fisch als Mahlzeit. Zum anderen werden Delfine vor allem in kommerziellen Fischereien vermehrt als Fischköder verwendet. Die zerstückelten Kadaver sollen Haie und Welse anlocken, wie es hieß. Früher seien dafür vor allem Delfine verwendet worden, die als Beifang in Fischernetzen gefangen wurden. «Doch für diese Praxis hat sich in den letzten Jahren zunehmend eine gezielte Bejagung entwickelt», teilte Nicola Hodgins, Delfinexpertin der WDC, mit. In einigen Gebieten übersteige der Marktwert von Delfinen als Köder sogar ihren Wert als Nahrung. In Peru werden den Angaben zufolge jährlich etwa 15.000 Delfine und kleine Wale getötet, in Ghana fast 10.000.

Ein weiterer Grund für die zunehmende Tötung von Delfinen ist die Überfischung der Weltmeere: Fischer töten die Tiere, um angebliche «Konkurrenten» um die schwindenden Fischbestände auszuschalten. «Angesichts des überfischten Zustands der Meere befürchten wir, dass das Töten von Delfinen sogar noch zunehmen wird», teilte Altherr mit.

Situation der Flussdelfine

Die Situation der Flussdelfine im Amazonasgebiet ist dem Bericht zufolge besonders ernst. «Jedes Jahr werden Tausende dieser vom Aussterben bedrohten Tiere unbemerkt abgeschlachtet, um als Köder für die Piratenfischerei zu dienen», sagte Altherr. Zudem werde das Öl der Tiere, die auch als Botos bekannt sind, seit Kurzem zur Behandlung von Corona-Infektionen verwendet. «Wir laufen Gefahr, den Boto in den nächsten Jahrzehnten ganz zu verlieren», so Altherr.

Auf der Liste der Länder mit den meisten getöteten Delfinen und Kleinwalen stehen neben Peru und Ghana unter anderem Nigeria, Brasilien, Venezuela, Grönland und Taiwan, hieß es weiter. In Regionen wie Indonesien, den Philippinen und den Tristao-Inseln (Guinea) seien Jagd und Verzehr von Delfinen eine eher neuere Praxis. Die Tierschützer fordern dringend eine weltweite Regulierung der Jagd auf Delfine und Kleinwale. Küstenstaaten werden dazu aufgefordert, ihre nationalen Rechtsvorschriften zu verschärfen und besser durchzusetzen. Zudem müssten internationale Abkommen und Programme dringend Maßnahmen ergreifen, um die illegale Jagd zu beenden und die genehmigte Jagd zu regulieren.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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