Großer Tag für Gesellinnen und Gesellen
BILDERGALERIE - Freisprechung in der Fürther Stadthalle

Foto: ak – Freisprechung der Gesellinen und Gesellen in der Fürther Stadthalle am 26. April 2023
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FÜRTH (pm/ak) – Gesellig ging es am 26. April 2023 in der Fürther Stadthalle zu: 64 Nachwuchskräfte erhielten dort ihren Gesellenbrief. Auch Ministerpräsident Dr. Markus Söder gratulierte den Nachwuchskräften persönlich – und das war nicht das einzige Highlight des Abends.

„Wissen ist wenig – Können ist König, und ihr könnt was, deshalb seid ihr Königinnen und Könige“, zitierte Dr. Markus Söder eine Weisheit seines Vaters und meinte damit die 64 Gesellinnen und Gesellen, die am 26. April 2023 auf der Gesellenfeier für ihre Leistung gewürdigt wurden. Auf der Bühne gratulierte der Ministerpräsident jeder und jedem Einzelnen persönlich mit Handshake.

Auch Peter Brenndörfer und seinen beiden Augenoptiker-Kolleginnen Marie-Luise Hohm und Erika Veingart. Peter hatte zuerst eine Lehre als Werkzeugmechaniker begonnen, wie er dem Moderator des Abends, Radio-Moderator Fabian von der Weidt, erzählte. „Da fehlte mir aber der Kundenkontakt“. Also sei er zu den Augenoptikern gewechselt und locker durch die Lehre durchspaziert. „Ja, er kanns einfach“, bestätigt auch Kollegin Marie-Luise. Beide absolvierten ihre Ausbildung bei Fielmann. Überflieger Peter will auf jeden Fall noch den Meister dranhängen und dann gerne selbst in der Berufsschule unterrichten.

Schwerer fiel es Erika Veingart. 27 Jahre nach ihrem Schulabschluss wollte sie es noch einmal wissen. Die Firma Simmet Optic gab ihr die Chancen – trotz ihres eher ungewöhnlichen Alters für eine Auszubildende. Zeichnungen von Lupen und Gläsern, verschiedene Berechnungen – all das sei ihr sehr schwergefallen, erzählt sie. Dafür sei der Kontakt zu den Kunden ihre große Stärke gewesen und sie hat einen „coolen Chef“, der sie nach der Ausbildung auch übernimmt.

Leuchtende Zukunftsaussichten für den Nachwuchs

Nicht nur die LED-Lightshow von Luminos, die Teil des offiziellen Programms war, leuchtete an diesem Abend durch die Fürther Stadthalle. Auch die Zukunftsaussichten der Gesellinnen und Gesellen könnten strahlender nicht sein. Denn das Handwerk leidet unter einem massiven Fachkräftemangel. „In Deutschland fehlen 250.000 Fachkräfte im Handwerk“, sagte Dr. Rainer-Johannes Wolf, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken, der gemeinsam mit dem Kammer-Vizepräsidenten Christian Sendelbeck zu Beginn der Veranstaltung die Gesellenbriefe verteilte. Und Ministerpräsident Söder ergänzte: „Weil es wenige von euch gibt, habt ihr die besten Perspektiven. Viel bessere als Generationen vor euch.“

Wie schwer es ist, heutzutage einen Handwerker zu finden, hat Geselle Paval Mihai-Marian am eigenen Leib erfahren. Der gebürtige Rumäne und ausgebildete Elektrotechniker kaufte für seine kleine Familie ein sanierungsbedürftiges Haus. Die Elektrik konnte er selbst machen, für die Heizung aber brauchte er einen Handwerker – den er nicht fand. Wartezeiten von über einem halben Jahr frustrierten ihn so sehr, dass er beschloss, eine zweite Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei der Firma German Spartak zu starten. Mit Erfolg – im Erdgeschoss seines Hauses konnte er die Fußbodenheizung selbst einbauen. Nun ist er dabei, sich selbstständig zu machen. Für den Meisterkurs hat er sich schon angemeldet.

„Wir brauchen euch alle. Bitte bleibt dem Handwerk treu“, formulierte Christian Sendelbeck einen eindringlichen Appell an den Nachwuchs, dem sich die vielen anwesenden Meister wohl anschließen würden. Gemeinsam mit Ministerpräsident Söder und Dr. Rainer-Johannes Wolf nahm er die stolzen Gesellen im offiziellen Teil der Veranstaltung auf der Bühne in Empfang.

Eine afghanische Erfolgsgeschichte in Mittelfranken

Dem Handwerk treu bleiben – das hat Habib Ali Reza auf jeden Fall vor. 2016 kam der aus Afghanistan Stammende nach Deutschland und startete nur wenige Jahre später eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer bei der Firma IDENTICA Schachner GmbH & Co. KG. „Ich wollte schon immer etwas mit den Händen machen und Farbe ist mein Hobby“, begründet Habib Ali seine Berufswahl.

Begleitet wird er von seinem Ausbildungsmeister Christian Blanc und Betriebsinhaber Eugen Schachner. Die Ausbildung sei aufgrund der sprachlichen Hürden nicht immer leicht gewesen, geben sie zu. Doch Habib Ali hat sich durchgekämpft und kann heute seinen Gesellenbrief in Empfang nehmen. Auch Chef Eugen Schachner ist überaus zufrieden mit seinem ehemaligen Lehrling. „Ich übernehme ihn mit Kusshand“, versichert der Betriebsinhaber mit leuchtenden Augen. Eine der vielen Erfolgsgeschichten, die das Handwerk schreibt.

Selfies mit Söder

Anders lief das bei Markus Söder, als dieser ungefähr im gleichen Altern wie unsere Gesellinnen und Gesellen war. „Du wirst höchstens Pfarrer oder Politiker“, bekam der junge Söder vom eigenen Vater – selbst Maurer – zu hören, als dieser feststellen musste, dass die Talente des Sohnes weniger im Machen, denn vielmehr im Reden lagen. Wären seine Talent anders gelagert gewesen, hätte er aber gerne einen Handwerksberuf erlernt“, verriet Ministerpräsident Söder. Vielleicht als kleine Entschädigung für die verpasste Karriere im Handwerk, strahlte der Glanz unseres fabelhaften Nachwuchses an diesem Abend auch auf den Ministerpräsidenten ab: Einzeln und in der Gruppe machten die Gesellinnen und Gesellen am Ende der Veranstaltung Selfies mit ihm. Eine große Würdigung – in beide Richtungen.

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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