Nach der Übernahme
Nur noch 20 Galeria-Filialen realistisch?

Symbolfoto: Uwe Zucchi/dpa

ESSEN (dpa/mue) - Der Handelsexperte Jörg Funder rechnet nicht damit, dass die neuen Eigentümer der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof einen Großteil der 92 Filialen mittelfristig weiterbetreiben.

«Ich halte 20 Filialen für eine realistische Zahl. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Zugeständnis an den Insolvenzverwalter, damit man den Zuschlag bekommt und die Häuser für eine gewisse Zeit weiterbetreibt», sagte der Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms. Nach einer Übergangszeit sei davon auszugehen, dass die Investoren weitere Filialen dichtmachten und nur die wirklich profitablen Standorte weiterbetrieben, sagte Funder. Aus seiner Sicht könnte es bei den Schließungen vor allem kleinere Städte treffen. «Warum sollte man in einer Mittelstadt mit 100.000 und weniger Einwohnern ein Warenhaus betreiben? Ich glaube, das wird zunehmend schwierig.»

Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus strebt eine Übernahme von mindestens 60 Filialen an. Heute möchte er am Konzernsitz in Essen den neuen Investor vorstellen. Bereits gestern war bekanntgeworden, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz Galeria übernehmen will.

«Nicht mit Ruhm bekleckert»

NRDC gehört dem Unternehmer Richard Baker, der auch die Mehrheit am kanadischen Warenhausunternehmen Hudson’s Bay Company (HBC) besitzt. Über HBC war er zwischen 2015 und 2019 bereits Eigentümer von Kaufhof. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» will das Konsortium gut 70 der 92 Filialen erhalten. Funder erwartet unterdessen nicht, dass die neuen Eigentümer das Warenhausunternehmen zurück in die Erfolgsspur führen können. «Wir wissen noch nichts über ihr Konzept, aber es scheint mir eher so eine Glücksritternummer zu sein. HBC hat sich damals nicht mit Ruhm bekleckert und ist mit der reinen Übernahme von Marken aus dem Ausland gescheitert.»

Funder zufolge benötigt Galeria einen Umbau der Filialen und ein neues Konzept. Ein zentrales Warenhausmodell mit 50 bis 60 Standorten sei schwierig umzusetzen. «Dafür braucht es mehr Personal, mehr Service, mehr Marken und mehr Erlebnis. Das gibt es nicht per Handauflegen. Man muss viel Geld investieren. Ich bin aber nicht sicher, ob die neuen Eigentümer das wollen.»

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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