„Ewiges Licht“ ist „Heimatschatz“

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, die stellvertretende Museumsleiterin Christina König, die Leiterin des Pfalzmuseums Forchheim Susanne Fischer und Kunstministerin Prof. Dr. med. Marion Kiechle (von links) mit der Urkunde. | Foto: Astrid Schmidhuber
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  • Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, die stellvertretende Museumsleiterin Christina König, die Leiterin des Pfalzmuseums Forchheim Susanne Fischer und Kunstministerin Prof. Dr. med. Marion Kiechle (von links) mit der Urkunde.
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Pfalzmuseum Forchheim: „Ewiges Licht“ erhält hoch dotierte Auszeichnung des Heimatministeriums als „Heimatschatz“

FORCHHEIM (pm/rr) –Einen ganz besonderen „Heimatschatz“ nennt das Pfalzmuseum Forchheim sein Eigen: Das „Ewige Licht“ - ein ganz besonderer jüdischer Kultgegenstand in der Dauerausstellung des Stadtmuseums - wurde als „Heimatschatz“ vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von 1.000 Euro prämiert.

Heimatministerium ging auf Schatzsuche

Auf besondere Schatzsuche hatten sich das Heimatministerium und das Kunstministerium gemeinsam mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege im Rahmen des Wettbewerbs „100 Heimatschätze“ begeben. 300 Museen beteiligten sich mit 600 „Heimatschätzen“, unter anderen auch das Pfalzmuseum Forchheim.

Die 100 besten Heimatschätze im Freistaat, darunter auch das Forchheimer Kleinod, wurden mit einem Preisgeld von 1.000 Euro prämiert und mit einer Urkunde ausgezeichnet.

Festakt in München

Die Leiterin des Pfalzmuseums Forchheim, Susanne Fischer, und die stellvertretende Museumsleiterin Christina König nahmen den Preis in München aus den Händen von Kunstministerin Prof. Dr. med. Marion Kiechle und Finanz- und Heimatminister Albert Füracker im Rahmen eines Festakts in München entgegen.

Besondere Beachtung bei der Jurierung fand nicht nur das Objekt selbst, sondern auch seine Geschichte: So ist das „Ewige Licht“ mit Forchheims jüngster Stadtgeschichte eng verbunden. Es erinnert an die Synagoge für die kleine jüdische Gemeinde, die seit dem Mittelalter in Forchheim ansässig war.

Ein Stück Erinnerungskultur

In der sogenannten "Reichskristallnacht" am 9. November 1938 wütete der braune Mob der Nationalsozialisten auch in Forchheim. In der Synagoge wurde das Mobiliar zerschlagen, die jüdischen Kultgegenstände landeten in der vorbeifließenden Wiesent.

Am nächsten Tag wurde die Forchheimer Synagoge gesprengt. Ein Schuttberg blieb übrig, den die Juden mit bloßen Händen abräumen mussten.

Über viele Generationen erzählte man sich in Forchheim, dass die jüdischen Kultgegenstände aus der Synagoge unwiederbringlich verloren seien. Nachforschungen des Pfalzmuseums ergaben jedoch, dass eine Anwohnerin mutig die Gegenstände aus der Wiesent gefischt, sie aufbewahrt und nach dem Krieg der Jewish Restitution Successor Organisation (IRSO) übergeben hat. Dafür durfte sie das ehemalige Synagogengrundstück erwerben, auf dem in den 50er Jahren ihr Enkel, der spätere, langjährige Oberbürgermeister von Forchheim, Franz Stumpf, spielte.

Der Verbleib der jüdischen Kultgegenstände aus Forchheim konnte bis heute nicht geklärt werden, seien sie doch auf nicht näher zu bestimmende "amerikanische Museen" verteilt worden (Auskunft Jüdisches Zentralarchiv Jerusalem).

Genau 60 Jahre nach der Reichspogromnacht, im November 1998, wurde dem Pfalzmuseum ein Objekt angeboten, das die ganzen Jahre auf einem privaten Dachboden überdauert hatte: Das "Ewige Licht" (Ner tamid) der Synagoge, das zur Erinnerung an den siebenarmigen Leuchter des Tempels vor dem Toraschrein hing.

Der ursprüngliche Glaseinsatz ging verloren, leuchtet aber in der Inszenierung im Museum weiter, erzählt von den Vorgängen in der Reichspogromnacht und bleibt als einziges Erinnerungsstück an die Forchheimer Synagoge erhalten.

„Unsere bayerischen Heimatmuseen bewahren regionale Tradition und Heimatkultur. Unzählige Kleinode erzählen spannende Geschichten, stärken das Gefühl für die bayerische Lebensart und präsentieren einen modernen, lebendigen Umgang mit der bayerischen Heimatgeschichte“, stellte Füracker fest.

„Unsere bayerische Museumslandschaft mit ihren über 1.300 Museen ist eine wahre Schatztruhe. Die nichtstaatlichen Museen leisten einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt unserer unverwechselbaren bayerischen Heimat. Ich freue mich, dass wir heute 100 Heimatschätze auszeichnen können, die die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe des Freistaats Bayern widerspiegeln“, merkte Kiechle zum Abschluss des Wettbewerbs an.

Ende des Jahres wird ein Buch mit den 100 Heimatschätzen erscheinen.

Autor:

Roland Rosenbauer aus Forchheim

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