The-Who-Sänger feiert 80. Geburtstag
So hat eine Lasertherapie seine Stimme gerettet

Sänger Roger Daltrey von der britischen Band The Who feiert seinen 80. Geburtstag. | Foto: Giorgio Benvenuti/epa/dpa
  • Sänger Roger Daltrey von der britischen Band The Who feiert seinen 80. Geburtstag.
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Von Philip Dethlefs, dpa
LONDON (dpa) - Wenn es eine Begründung dafür bräuchte, warum immer noch Mikrofone mit Kabel hergestellt werden, dann wäre Roger Daltrey wohl das beste Argument. Der Frontmann von The Who schwingt sein Mikrofon bei Konzerten bekanntlich gern durch die Luft, wenn auch nicht mehr so regelmäßig wie früher. «Ich kann das immer noch», betonte Daltrey vergangenes Jahr im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. «Der Grund, warum ich es nicht mehr ganz so oft mache, ist, dass ich das verdammte Ding kaum noch sehen kann».

Am 1. März wird der britische Sänger 80 Jahre alt. Ein Rückzug von der Bühne kommt für ihn bislang nicht infrage. Im März gibt er für die Krebsstiftung Teenager Cancer Trust, die er als Schirmherr seit Jahren engagiert unterstützt, zwei Konzerte mit The Who in der Royal Albert Hall und ein drittes mit anderen prominenten Musikern. Im Mai will er solo in den USA auftreten.

«Jede Show könnte die letzte sein»

«Ich muss realistisch sein», sagte er 2023 vor einem Auftritt in Berlin und lachte. «Jede Show könnte die letzte sein. Wir versuchen so fit wie möglich zu bleiben. Wir leisten gute Arbeit. Aber mir ist klar, dass wir alle sterblich sind. Und wer weiß? Ich mache mir über das Ende keine Sorgen, denn ich finde das Universum wundervoll. Wir sind alle nur kleine Energiekugeln, die darin hin- und herhüpfen.»

Roger Harry Daltrey wurde 1944 im Londoner Stadtteil East Acton geboren. Schon in der Grundschule begegnete er seinen späteren Bandkollegen, Gitarrist Pete Townshend und Bassist John Entwistle. Als Teenager war er mit beiden in der Band The Detours. Daltrey spielte anfangs Gitarre und übernahm erst nach dem Ausstieg des Sängers dessen Job, wodurch Townshend alleiniger Gitarrist der Gruppe wurde. Die Band änderte ihren Namen in The Who und 1964, noch vor der ersten Aufnahme, kam Schlagzeuger Keith Moon dazu.

Als Teil der sogenannten British Invasion und der Mod-Bewegung landeten The Who zahlreiche Hits, darunter «Substitute», «I Can't Explain» oder «My Generation». 1969 veröffentlichten sie die Rockoper «Tommy», die 1975 mit Daltrey in der Hauptrolle verfilmt wurde. Der Frontmann hatte damals noch seine markante blonde Lockenmähne. Als eines ihrer besten Alben gilt «Who's Next» (1971), das Songklassiker wie «Baba O'Riley», «Behind Blue Eyes» und «Won't Get Fooled Again» enthält, die The Who bis heute bei ihren Konzerten spielen.

«Ich genieße jede Sekunde auf der Bühne»

«Ich fühle mich nie so sehr am Leben, wie wenn ich auf der Bühne singe und diese Verbindung mit dem Publikum habe. Ich genieße jede Sekunde», sagte Daltrey. Sein Berufsethos habe sich über die Jahre nicht geändert. «Das Konzert muss der eine Abend werden, der etwas ganz Besonderes ist. Das ist das, was man schaffen will, jedes Mal, wenn man eine Bühne betritt. Es klappt nicht immer, man schafft das nicht jedes Mal, aber man muss diese Einstellung haben.»

1983, einige Jahre nach dem Tod von Keith Moon, lösten sich The Who vorübergehend auf. Dennoch trat die Band kurze Zeit später beim «Live Aid»-Konzert auf. Daltrey veröffentlichte mehrere Soloalben und spielte in mehreren Filmen und TV-Serien mit. Mit The Who ging er nur 1989 und 1996 auf Tournee. Erst seit 1999 ist die Band, mit Ringo Starrs Sohn Zak Starkey am Schlagzeug, wieder durchgehend aktiv und blieb es auch nach Entwistles Tod im Jahr 2002. Das zwölfte, bislang letzte Studioalbum «Who» erschien 2019.

Besondere Beziehung zu Bandkollege Townshend

Mit Pete Townshend, der die meisten Songs von The Who geschrieben hat, versteht sich Daltrey bis heute gut. «Unsere Beziehung ist etwas Besonderes», sagte der Sänger. «Als Teenager standen wir uns sehr nahe. Wir waren wie eine Familie.» Seit Moons Tod sei es anders. «Wir treffen uns nur noch im Studio oder auf der Bühne. Aber genau das schätze ich an unserer Beziehung. Zwischen uns beiden gibt es eine besondere musikalische Verbindung, die alles, was wir individuell machen, auf eine höhere Ebene hebt.»

Die beiden Männer sind unterschiedliche Persönlichkeiten mit sehr unterschiedlichen Ansichten, sei es zu Religion oder Politik. Damit, dass Daltrey im Gegensatz zu seinem Bandkollegen etwa den Brexit befürwortete, machte er sich in Großbritannien nicht nur Freunde. «Wir sind uns einig darüber, dass wir uns bei manchen Dingen nicht einig werden», sagte Townshend dazu 2019 im dpa-Gespräch. «Wir sind alt und wir sind so lange zusammen. Wir schätzen die Eigenheiten des anderen, aber wir sagen uns auch die Wahrheit. Das war früher nicht so. Wir können diskutieren, ohne die Fassung zu verlieren.»

Dank Lasertherapie mit kräftiger Stimme

Dass Daltrey im hohen Alter noch mit kräftiger Stimme singt, hat er einer Lasertherapie seiner Stimmbänder in den USA zu verdanken. «Ich hatte eine Krankheit, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte», berichtete er. «Ich glaube, in den 1990er und frühen 2000er-Jahren habe ich nicht besonders gut gesungen.» Heute lässt sich Daltrey regelmäßig von einem Spezialisten checken.

Das theatralische Schleudern seines Mikrofons, das er zusätzlich mit dickem Klebeband am Kabel befestigt, hatte für den Frontmann übrigens schon unangenehme Nebenwirkungen - wenn das Fangen mal nicht klappte. «Wenn es zurückkommt, ist das echt schmerzhaft», berichtete er lachend und versicherte: «Ich bin der Einzige, den ich jemals mit dem Mikrofon getroffen habe. Und glaub mir, das tut richtig doll weh. Das Teil rast wahrscheinlich mit 150 Kilometern pro Stunde und wiegt etwa ein halbes Kilo.»

Nachdem The Who in den vergangenen Jahren mit einem Orchester auf Tournee waren - zu hören auf einem Live-Mitschnitt aus dem Londoner Wembley-Stadion-, würde Roger Daltrey gern noch einmal das The-Who-Album «Quadrophenia» mit Orchester auf Tournee bringen. «Das könnte ein großartiges Erlebnis werden», sagte er. «Aber ich weiß nicht, ob ich es noch singen könnte. Erst müsste ich wissen, dass ich die hohen Töne noch treffen kann, bevor wir das überhaupt versuchen.»

© dpa-infocom, dpa:240223-99-93768

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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