Altdorfer Wallensteiner blicken in die Zukunft
Landsknechtsgruppe im Jubiläumsjahr

Foto: LK-Zeh / Iris Meier
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ALTDORF - Im März 1982 gründete sich die Landsknechtsgruppe 'Zeh' des Altdorfer Wallenstein-Festspielvereins. Seit nunmehr 40 Jahre sorgt die Gruppe für Schutz und Ordnung im Zeichen des Doppelkopfadlers. Ein gebührender Anlass um sich feiern zu lassen.

So oder ähnlich sollte die Laudatio oder Proklamation kund getan werden, wäre da die richtige Zeit für größere Feierlichkeiten und Vergnügungen. Die neuzeitliche Pestilenz an Corona-Viren und kriegerische Konflikte in nachbarschaftlicher Nähe haben leider andere Vorgaben gemacht. Am Gründungstag haben sich die LK-Zeh daher vor wenigen Tagen nur in kleiner Runde getroffen, zum geselligen Abendessen im Gasthof Rotes Ross (Altdorf), wo einst die erste Zusammenkunft als Landsknechtsgruppe stattgefunden hat.

Unter der Leitung von Helmut Zeh lagerte man bei den Wallenstein-Festspielen im Jahr 1982 erstmalig als eigenständige Gruppe am Altdorfer Marktplatz. Damals bereits schon nicht nur reine Männersache. Zusammen mit der ganzen Familie wurde ein Lagerleben dargestellt. Nicht so breit gefächert wie in heutiger Zeit, aber seither immer mit viel Begeisterung und Einsatzfreude zum Wohle von Besuchern.

Diesem Motto ist sich die LK-Gruppe 'Zeh' treu geblieben. Auch heute noch ist es den Mitgliedern wichtig, das Lagerleben mit der Familie zu gestalten und dahingehend auszurichten. So findet jede Generation ihren passenden Platz, ob körperlich aktiv oder geistig hilfreich, ob schwitzend zu Fuß in der Sonne oder bei schattigem Sitzplatz im Feldlager. In Verbundenheit zu ihrem Gründungsmitglied und gleichzeitig ersten Hauptmann Helmut Zeh hat sich die Landsknechtsgruppe im Jahr 1995 den Namenszusatz 'Zeh' gegeben.

Am Gründungstag war es selbstverständlich, den Becher zu erheben und den verstorbenen Gründungsmitgliedern zu gedenken. Neben Helmut Zeh waren dies Andreas Ruckriegel, Manfred Schäfer und Hartmut Winkelmann. Im 40th Jahr der Landsknechtsgruppe hält Rolf Quitt als Gründungsmitglied noch die Fahne hoch. In der Gaststube wurde dessen Anwesenheit genutzt, um Dank zu sagen und ihm entsprechend in Verbindung zum Gruppenjubiläum zu gratulieren.

Nach der ersten Woche im neuen Gruppenjahr wurde zudem zur Jahreshauptversammlung geladen. Der Rückblick auf das Jahr 2021 viel dabei kurz aus, bedingt durch die Situationen der Corona-Pandemie. Als Untergruppe des Festspielvereins repräsentieren die LK-Zeh diesen regulär auch in den festspielfreien Jahren, bei verschiedenen Historienfeste und Festzügen. Von den Besuchern dabei immer wieder gerne gesehen die autentischen Gewandungen und Ausrüstungsgegenstände, nebst der Möglichkeit "Geschichte live zu erleben".

Im Jahr 2021 konnte man in kleiner Abordnung, im Rahmen der Corona-Verordnung, Mitgliedern zu runden Geburtstagen gratulieren. Darüber hinaus war das Jahr vorwiegend geprägt von Arbeitsdiensten, um für die zeitlich verschobenen Festspiele bestens vorbereitet zu sein. Unter dem Begriff Walli-2022 laufen die Planungen um am Marktplatz die Zelte ohne Erdnägel aufzuschlagen, an den Stadttoren um Pflasterzoll zu bitten, in Kesseln für die Selbstversorgung zu kochen, sowie die Prominenz anklagen und im Halseisen abführen zu können.

Wohl wissend, dass in jüngster Zeit geschichtliche Vergangenheit oft thematisiert und gerne hinterfragt wird, ist es der LK-Gruppe 'Zeh' wichtig, sich in erster Linie an den Westfählischen Frieden zu erinnern und als solchen zu feiern. Dies wurde bei der Jahreshauptversammlung untermauert. Mit der bei den Wallenstein-Festspielen im Jahr 2018 ins Leben gerufenen Friedenstafel soll auch heuer einmal mehr verdeutlicht werden, was für die Landsknechtsgruppe im Vordergrund steht.

Bei Unterstützung durch den Festspielverein und gewandete Mitwirkende der anderen Festspielgruppen, nebst Gastgruppen, wäre es ein Gutes, heuer an die Friedenstafel auch Besucher (m/w/d) mit an den Tisch zu bitten. Nach Meinung der Landsknechtsgruppe verträgt das historische Bild durchaus eine Unterbrechung wenn es guten Willens ist.

Bei dem Tagesordnungspunkt zu den Festpielen wurden als Programmpunkt für die Besucher u.a. wieder der Wachaufzug für die Torwachen und die Quacksalberyen um den gruppeneigenen Medikus festgelegt. Das der Medikus nicht Stroh in Gold verwandeln kann wird als Fakt den Erwachsenen vorausgesetzt. Diese Darbietungen dienen den Jüngsten, für deren Neugier und Staunen.

Im Festspieljahr 2022 wird das Fischerstechen nicht im Rahmenprogramm sein. Aus organisatorischen Gründen muss diese feucht-fröhliche Unterhaltung leider pausieren. Die freiwerdende Zeit soll aber nicht zum Nachteil für die Besucher werden.

So werden die LK-Zeh weiterhin der geschichtlichen Historie gerecht bleiben. Als Büttel der kaiserlichen Ordnung stellen sie Torwachen bei Einlass in die Stadt und bitten um Pflasterzoll. Der Pflasterzoll als Erinnerung an die mittelalterliche Sitte, nebst der Erhebung von Brücken- und Wegezoll. Einst was es keine Selbstverständlichkeit Schutz hinter einer Stadtmauer zu bekommen. Auch bedrohten Raubritter und Wegelagerer oft Leib und Leben, selbst beim einfachen Weg durch's Nürnberger Land.

Der 1.Hauptmann Armin Winkelmann bringt es mit Blick auf das Lagerleben am Marktplatz auf den Punkt: Anno 1600 war nicht "die gute alte Zeit", es war die Zeit lebensfeindlichen Mittelalters. Keine Elektrizität, keine Microwelle, kein fließend Warmwasser aus dem Hahn, keine Motorfahrzeuge, kein Rettungshubschrauber, kein Antibiotika in Tabletten, kein Telefon, kein Supermarkt um die Ecke. Es war eine Zeit von Frohndiensten und Landesherren. Eine entbehrungsreiche Zeit, die oft das tägliche Überleben im Vordergrund hatte.

Mit Kochen am offenen Feuer, einfachsten Werkzeugen und Hilfsmitteln, wollen die LK-Zeh ihren Beitrag dazu leisten, die Zeitgeschichte realistisch wiederzugeben. Dazu gehören auch Halseisen und Pranger, Hellebarde und Trommeln. Weiter führt der Landsknechtshauptmann aus: Für eine Generation die im Computerzeitalter aufwächst, sind vor Augen geführte und greifbare Realitäten wichtiges Lerngut. So dient auch die "Wurfsau" zwar als geschickliches Spiel, mit einem Holzstecken ein Holzmotiv (Wildsau) zu treffen, in der damaligen Epoche war es jedoch wichtiges Handwerk um Nahrung oder Kleidung zu sichern. Spielerisch soll ins Bewußtsein gerufen werden, was vor dem heutigen Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit war.

Das die Theaterinszinierung Wallenstein in Altdorf in schauspielerischer Weise aufzeigt, dass auch ein Feldherr Wallenstein dem Herzen des Junkers folgen kann, sollte dazu ermutigen, dass (jugendliche) Liebe und Menschlichkeit nicht nur das Maß aller Dinge sein können, sondern speziell in diesem Zeitalter sein sollten. Dafür schwenken die LK-Zeh beim Marsch die kaiserliche Fahne des Doppelkopfadlers und schlagen die Trommeln. Vor Beginn steht für die LK-Zeh der Eröffnungsgottesdienst am ersten Festspielsonntag.

Die LK-Gruppe 'Zeh' wollen dem Heimatpreis Mittelfranken weiterhin Bedeutung schenken, entsprechend der Verleihung im Jahr 2016, und verstehen die Festspiele als Brauchtum und Bestandteil eines Lebens- und Heimatgefühls zum Wohle der Lebensart in Mittelfranken. Daher stehen vor den Festspieltagen zwei Termine in Gewandung an: der Zeidlermarkt in Feucht und das Fest der Veste Rothenberg; Wer die vorgenannte Lebensart kennenlernen möchte, der trifft die LK-Zeh in Altdorf im Vereinslokal Gasthof Zur Barthschmiede an. Für Interessierte lässt sich dabei auch ein Mitwirken zu den Wallenstein-Festspielen 2022 ermöglichen.

Mit Freude erwarten die LK-Zeh die angekündigten Festspiele. Das runde Jubiläumsjahr gleichzeitig in einem Festspieljahr zu begehen, dies hat man nicht alle Tage. Daher geht der Blick auf den passenden Rahmen, dann im Monat Juli am Altdorfer Marktplatz entsprechend etwas großzügier und nicht nur im Kreise von befreundeten Gastgruppen zu feiern.

Das Foto zeigt Marianne und Rolf Quitt bei der Gratulation durch den 1.Hauptmann (v.l.n.r.).

Autor:

LK ZEH aus Mittelfranken

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