Keine Angst vor erhöhtem Risiko
Schwanger mit 35 plus

Wie das Statistische Bundesamt Ende Juli mitteilte, waren Mütter im Jahr 2019 bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt 30,1 Jahre alt. | Foto: Christine Blei Photography
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  • Wie das Statistische Bundesamt Ende Juli mitteilte, waren Mütter im Jahr 2019 bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt 30,1 Jahre alt.
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NÜRNBERG (pm) - Frauen bekommen ihr erstes Kind immer später. Wie das Statistische Bundesamt Ende Juli mitteilte, waren Mütter im Jahr 2019 bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt 30,1 Jahre alt. Zehn Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei 28,8 Jahren.
Auch an der Nürnberger Klinik Hallerwiese und dem Diak Klinikum in Schwäbisch Hall ist dieser Trend seit Jahren spürbar. Die Diakoneo Chefärzte Prof. Dr. Franz Kainer, Geburtshilfe, Dr. Zbigniew Owsianowski, Gynäkologie und der Schwäbisch Haller Prof. Dr. Andreas Rempen, Frauenklinik, gehen deshalb im Besonderen auf die persönliche Lebenssituation ihrer Patientinnen ein.

Ausbildung, Studium, Karriere – die Biographie von Frauen hat sich zunehmend nach hinten verschoben. Immer mehr Frauen bekommen ihr erstes Kind mit Mitte 30 oder später. Umso erschreckender ist es für viele Frauen, wenn sie ab ihrem 35. Lebensjahr den Begriff „Risikoschwangerschaft“ in ihrem Mutterpass lesen.
Chefarzt Prof. Dr. Franz Kainer von der Diakoneo Klinik Hallerwiese in Nürnberg, einer der größten Geburtskliniken in Deutschland, kennt die Ängste von älteren Schwangeren. Allein in diesem Jahr haben bis Ende Juli 572 Frauen ein Kind in der Klinik Hallerwiese zur Welt gebracht, die 35 Jahre oder älter waren. 128 davon waren 40 Jahre und älter.
„Frauen ab Mitte 30 bereiten sich meist intensiver auf die Schwangerschaft vor als Jüngere. Sie lesen und recherchieren mehr. Das führt leider auch dazu, dass sich viele von ihnen Sorgen über Fehlbildungen und Komplikationen machen“, weiß Prof. Kainer.
An der Schwäbisch Haller Frauenklinik bestätigt Chefarzt Prof. Dr. Andreas Rempen diese Entwicklung, auch hier haben im ersten Halbjahr 2020 bereits über 171 Frauen ein Kind entbunden, die 35 Jahre oder älter waren.

Den Medizinern ist es wichtig, individuell auf ihre Patientinnen einzugehen: „Es gibt durchaus Risiken in der Schwangerschaft, die ab dem 35. Lebensjahr steigen – zum Beispiel Chromosomenanomalien oder die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt. Doch das Alter der Frau allein ist nicht ausschlaggebend über den Verlauf der Schwangerschaft. Vorhandene Grunderkrankungen und der Lebensstil spielen ebenfalls eine Rolle. Eine 35-Jährige ohne Vorerkrankungen, die gesund lebt und nicht raucht, muss sich nicht von vornherein Sorgen machen“, sagt Prof. Kainer. „Wir können mit unseren diagnostischen Verfahren den Frauen heute unterstützend zur Seite stehen, beispielsweise mit den Möglichkeiten einer speziellen Ultraschalldiagnostik“, ergänzt Prof. Rempen.

Die natürliche Geburt ist in jedem Alter die beste Wahl

Im intensiven Austausch mit den Patientinnen versucht man Vorbehalte bei den Schwangeren abzubauen: „Unsere Vorsorgeuntersuchungen sind heute so umfassend und von hoher Qualität, dass sie die Bedürfnisse einer 38-jährigen Schwangere genauso abdecken wie die einer 17-Jährigen. Erst bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr setzen wir die Termine engmaschiger und bieten zusätzliche Ultraschalluntersuchungen an, wenn sich Patientinnen zum Bespiel Sorgen machen, weil sie ihr Kind nicht mehr spüren.“
Auch beim Thema Kaiserschnitt sind sich die Experten einig: „Die Kaiserschnittrate ist bei Schwangeren ab 40 deutlich höher, obwohl das Alter per se kein Grund für einen Eingriff ist. Wir empfehlen Frauen in jedem Alter, zuerst eine natürliche Geburt zu versuchen, wenn medizinisch nichts dagegen spricht. Die Entscheidung darüber liegt aber immer bei der Frau.“

Schonende minimalinvasive Eingriffe in der Gynäkologie

Dr. Zbigniew Owsianowski ist Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie in der Klinik Hallerwiese. Auch er bedenkt bei der Behandlung seiner älteren Patientinnen, dass sie noch einen Kinderwunsch haben könnten. „Zum einen steigt ab dem 30. Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen, wie zum Beispiel gutartigen Geschwülsten, den sogenannten Myomen. Auf der anderen Seite beginnen Frauen in diesem Alter oft erst die Familienplanung “, erklärt Dr. Owsianowski: „Außerdem sinkt mit zunehmendem Alter die
sogenannte ovarielle Reserve. Das heißt: Frauen werden mit der kompletten Anzahl von Eizellen geboren. Die Anzahl und die Qualität der Eizellen nehmen aber mit der Zeit rapide ab. Erkrankungen und Operationen begünstigen diesen Prozess.“
Die Gynäkologen in den Diakoneo Kliniken Nürnberg und Schwäbisch Hall arbeiten deshalb mit besonders schonenden Operationsmethoden, die so wenig gesundes Gewebe wie möglich schädigen. „Zysten am Eierstock lassen sich beispielsweise sehr präzise mit einem Laser entfernen. Bei minimalinvasiven Eingriffen werden die Schnitte ohnehin immer kleiner und auch die chirurgischen Instrumente sind sehr filigran. So kann eine Frau heute auch nach einer gynäkologischen Operation schwanger werden.“

Autor:

Claudia Pollok aus Bayern

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