Lebenshaltungskosten
Wohnen macht den finanziellen Unterschied

Symbolfoto: Peter Kneffel/dpa
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KÖLN (dpa/mue) - Wo es sich in Deutschland günstig oder teuer lebt, kommt vor allem auf einen Faktor an: Wohnen.

Zählt man das mit, ist es in der teuersten Stadt 38 Prozent teurer als im günstigsten Landkreis, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt. Ohne Wohnen sind es dagegen gerade einmal 6 Prozent zwischen den Extremwerten. Ein Überblick über die Ergebnisse und ihre Ursachen:

Wo ist es am teuersten und am billigsten?

Inklusive Wohnkosten liegt München auf dem 1. Platz. Ein Viertel (25,1 Prozent) teurer als im deutschen Durchschnitt ist das Leben in der bayerischen Landeshauptstadt, gefolgt vom Landkreis München (16,7 Prozent), Frankfurt am Main (15,9) und Stuttgart (14,8). Am billigsten lebt es sich dagegen im Vogtlandkreis und Greiz, die 9,5 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Gefolgt von Görlitz (9,4) sowie Pirmasens und dem Salzlandkreis mit 9,3 Prozent.

Und ohne Wohnkosten?

Ohne Wohnen ist Stuttgart am teuersten, allerdings nur mit 4,2 Prozent Aufschlag auf den Bundesdurchschnitt. Dahinter folgen München (2,1), Aschaffenburg (1,8) und Freiburg (1,6). Die niedrigsten Kosten identifizierte die Studie im Landkreis Leer, wo es 1,7 Prozent billiger ist, gefolgt von Ostprignitz-Ruppin und Nordhausen mit je 1,6 Prozent.

Gibt es ein Muster hinter teuer und günstig?

Durch die starke Rolle der Wohnkosten sind es insbesondere die großen Ballungsräume und sie umgebenden Kreise, die teuer sind. Zudem attraktive Wohngegenden, beispielsweise am Alpenrand oder Bodensee. Die östlichen Bundesländer sind dagegen - mit Ausnahme von Berlin und Umgebung - meist deutlich billiger als der Durchschnitt. Ebenso einzelne Gegenden in der Mitte und dem Nordwesten Deutschlands, westlich von Frankfurt und im äußersten Norden und Osten Bayerns.

Dass die bevölkerungsstarken Städte bei den Kosten teils weit über dem Durchschnitt liegen, zieht dabei den gesamten Index nach oben. Das führt zum auf den ersten Blick überraschenden Ergebnis, dass von den 400 Städten, Kreisen und Landkreisen 274 billiger als der Durchschnitt sind. Nur 124 sind teurer, zwei liegen praktisch exakt auf dem Durchschnitt. Doch ein sehr teures München gleicht in der Berechnung dutzende dünn besiedelte billige Landkreise aus.

Warum sind die Unterschiede ohne Wohnen so gering?

In vielen Bereichen der Lebenshaltungskosten gibt es keine oder nur geringe regionale Unterschiede, wie Christoph Schröder vom IW erklärt. Die Bestellung im Internet, Lebensmittel vom Discounter, Kleidung bei Modeketten oder die Eigenmarken der Supermärkte nennt er als Beispiele. Größere regionale Unterschiede fanden die Forscher dagegen bei Gaststätten und Hotels aber auch bei den Kosten für Pflege oder bei Versicherungen, wie Schröders Kollege Jan Wendt sagt. Doch die Menge der relativ stabilen anderen Kosten dämpft deren Auswirkungen. Dementsprechend liegt von den 400 erfassten Kreisen, Landkreisen und Städten der allergrößte Teil ohne Wohnen sehr nahe am Bundesdurchschnitt. Nur 60 weichen mehr als 1 Prozent davon ab.

Warum macht Wohnen den Unterschied so viel größer?

Einerseits haben die Wohnkosten im Warenkorb ein hohes Gewicht. Andererseits sind die Unterschiede auch sehr groß: In München sind die Wohnkosten mit 180,9 Prozent des Bundesschnitts mehr als zweieinhalb mal so hoch wie im Vogtlandkreis mit 68 Prozent. Das schlägt sich in den Zahlen entsprechend nieder.

Wie wurden die Daten erhoben?

Preisdaten für verschiedenste Waren und Dienstleistungen für 400 Kreise, Landkreise und kreisfreie Städte zu erheben ist angesichts der riesigen Fülle an Informationen extrem aufwendig. IW und BBSR haben drei Jahre an der Entwicklung ihres Preisindex gearbeitet und nutzen dabei teilweise automatische Datenabfragen im Internet - sogenanntes Scraping. Damit kamen 24 Millionen Datenpunkte zusammen, wie Wendt erklärt. Datenstand ist das Jahr 2022.

Wie genau ist der Index?

Es gibt gewisse Einschränkungen, da nicht für alle Güter regionale Preise erhoben werden konnten. Dazu zählen persönliche Dienstleistungen, frische Blumen oder einige Haushaltswaren. Ihr Gewicht am Warenkorb für den Index liegt bei 14,7 Prozent, die Autoren gehen aber davon aus, dass ihr Fehlen die Ergebnisse kaum ändert. Dasselbe gilt für einige Landkreise, in denen es keine regionalen Daten aus Supermärkten gab, weswegen hier Durchschnittswerte aus Kreisen mit ähnlicher Struktur verwendet wurden.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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