Protestaktion in Altenfurt
"Um Himmels Willen - nicht verkaufen"

Foto: Erich W. Spieß

Am Samstagnachmittag versammelten sich in Altenfurt mehrere hundert Demonstranten: „Renovieren, nicht verkaufen“ – lautete der Tenor der Demonstranten, die sich über alle konfessionellen Grenzen hinaus mit „ihrer“ Rundkapelle identifizierten – selbstverständlich mit Masken und nötigem Abstand.

Der drohende Verkauf der romanischen Rundkapelle aus dem 12. Jahrhundert, eines der ältesten sakralen Baudenkmäler der Region, und des Herrensitzes aus dem 17. Jahrhundert, bringt die Bürgerinnen und Bürger in Rage, wie die Texte auf den Transparenten verkündeten. Vor kurzem war publik geworden, dass der katholische Pfarrer Altenfurts, Burkhard Lenz, nach einem Gottesdienst geäußert hatte, Kapelle und „Schlösschen“ stünden zum Verkauf.
Hauptproblem der katholischen Kirchengemeinde ist das Herrenhaus: Dringend nötige Sanierungsarbeiten sind mit etwa 1,7 Millionen Euro veranschlagt, die die finanziellen Möglichkeiten der Pfarrgemeinde übersteigen.
Inzwischen korrigierte Lenz seine Worte auf der Internetseite der Pfarrgemeinde, die übrigens ein eindrucksvolles Foto mit der Rundkapelle und dem „Schlösschen“ ziert:
„Das Schlösschen und das ganze Areal sind nicht verkauft. Es finden keine Verkaufsverhandlungen statt. Derzeit werden in enger Abstimmung mit dem Sachausschuss unverbindliche Gespräche mit verschiedenen Interessenten geführt.
Die Kirchenverwaltung wird die Nutzung der Rundkapelle und des Areals für die Pfarrgemeinde langfristig sichern. Der langfristige Erhalt und die sinnvolle Nutzung des Schlösschens ist ein großes Anliegen.“

Die Sorge bleibt
Dennoch bleibt die begründete Sorge der Bürgerinnen und Bürger. Denn der Hinweis „Die Kirchenstiftung kann den langfristigen Erhalt des Schlösschens nicht gewährleisten und beabsichtigt daher einen anderen Nutzer/Käufer für das Schlösschen und ggf. weitere Bereiche des Areals zu gewinnen“, steht ebenfalls auf der aktuellen Stellungnahme von Lenz.
Laut Kirchenpfleger Helmut Gierse „ist ein Verkauf so einfach nicht“. Die Kirchenverwaltung, die sich mit finanziellen Angelegenheiten befasst, „habe schon länger über einen Verkauf des Areals nachgedacht, könne das aber nicht allein entscheiden“.
Denn „zunächst müsse der Pfarrgemeinderat gehört werden. Abschließend brauche es die Genehmigung der Diözese Eichstätt, die die Aufsicht hat“.
Interessanterweise waren bei der Mahnwache am Samstagnachmittag weder Pfarrer Lenz noch Verantwortliche von der zuständigen Diözesanleitung anwesend.
Für die Bürgerinitiative „Rettet Eure Rundkapelle“ forderten Claus Schmid und Stephan Balling vehement den Erhalt des Sakralbaus und des gesamten Areals und eine weitere kirchliche und kulturelle Nutzung. Balling wies auf die historische Dimension hin: „Vier deutsche Kaiser und Könige hatten die Kapelle unter ihren persönlichen Schutz gestellt“ und jetzt drohe eine Verkaufsaktion, bei der es ausschließlich um finanzielle Aspekte gehe.
„Mit Investoren werde verhandelt, mit den Menschen in der Gemeinde redet aber keiner“, beklagte Balling.

Mehr Miteinander

Der Vorstand des rührigen Vereins „Freunde der Rundkapelle e.V.“ Hans Grander, Waltraud Anderl, Kirchenortsratsvorsitzende, und Diakon Kurt Reinelt betonten, wie ihre Vorredner, den „unverzichtbaren Wert“ des Areals und seine ökumenische Symbolhaftigkeit.
Einen offenen Brief, der bereits per Mail an Bischof Gregor Maria Hanke nach Eichstätt gesandt wurde, las Bezirksrat Peter Daniel Forster. Darin bringen Forster, MdB Michael Frieser und der Vizepräsident das Bayerischen Landtags, Karl Freller, klar zum Ausdruck, dass das historische Ensemble und seine sakrale, kulturelle und soziale Nutzung erhalten bleiben müssen.
Ein Dringlichkeitsantrag der CSU sorgt inzwischen auch im Nürnberger Stadtrat für Zündstoff. Vielleicht zeigt sich hier eine Chance, nicht nur den außergewöhnlichen Sakralbau in kirchlicher Hand zu belassen, sondern auch das Herrenhaus einer größeren kulturellen Nutzung zuzuführen. Die Stadt Nürnberg könnte dem Stadtteil damit ein Kulturzentrum der ganz besonderen Art ermöglichen.
          Erich W. Spieß

Autor:

Erich W. Spieß aus Nürnberg

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