Die gute Frage
Cannabis-Legalisierung: Darf auf dem Oktoberfest gekifft werden?

Künftig erlaubt? Der Joint zum Bier.  | Foto: Matthias Balk/dpa/Archivbild
  • Künftig erlaubt? Der Joint zum Bier.
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MÜNCHEN (dpa/lby) - Wird es dieses Jahr Gras auf der Wiesn geben? Den Joint zum Bier? Kurz vor dem geplanten Start der Teillegalisierung von Cannabis ab 1. April kommen in München Fragen auf, wie der Konsum auf dem Oktoberfest geregelt werden soll - und ob und wo überhaupt auf dem Fest gekifft werden darf.

Das Wirtschaftsreferat als Veranstalter des größten Volks- und wohl auch Bierfestes der Welt enthielt sich zunächst konkreter Aussagen. «Die Auswirkungen des Gesetzes auf Veranstaltungen oder Gastronomie werden erst in einigen Wochen oder Monaten erkennbar sein», teilte ein Sprecher mit.

Sollte eine spezielle Regelung für das Volksfest nötig sein, werde diese in der Oktoberfestverordnung ihren Niederschlag finden. Für entsprechende Beschlüsse sei der Kreisverwaltungsausschuss zuständig. Auch im Kreisverwaltungsreferat hieß es, zum jetzigen Zeitpunkt seien noch keine Einschätzungen möglich.

Der Wirtschaftsreferent und Festleiter Clemens Baumgärtner äußerte sich ebenfalls zurückhaltend. «Wir müssen uns das Gesetz erst genau anschauen», sagte der CSU-Politiker der «Bild»-Zeitung. Er habe jedoch zumindest ein ungutes Gefühl, wenn er sich vorstelle, dass in den Wirtsgärten auf dem Oktoberfest die Joints herumgereicht würden, sagte er der Zeitung.

Die Sprecher der Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel, verwiesen darauf, dass die Entscheidung zur teilweisen Legalisierung von Cannabiskonsum noch sehr frisch sei. «Wir sind im Kollegenkreis gerade dabei, uns eine Meinung zu bilden. Bei unserer nächsten Wirte-Sitzung Mitte April werden wir das Thema diskutieren. Dann liegt sicher auch eine Stellungnahme des Veranstalters, der Stadt München, und der Festleitung vor.»

Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keinen akuten Handlungsbedarf. «Wir werden uns auch erst einmal ansehen, wie das alles bei den nächsten größeren Open-Air-Veranstaltungen wie etwa bei Tollwood vonstattengeht», so Inselkammer und Schottenhamel.

Längst laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für das Volksfest auf Hochtouren. Spätestens Anfang Juli, womöglich aber früher, beginnt der Aufbau der Zelte. Am 21. September heißt es wieder: Ozapft is. Das Fest dauert dann bis zum 6. Oktober.

Einschätzungen, ob die teilweise Legalisierung des Cannabiskonsums sich auf den Bierkonsum auswirken könnte, blieben zurückhaltend. An die sechs Millionen Liter Bier rinnen während des Fests durch durstige Kehlen von etwa ebenso vielen Besuchern.

Stets müssen die Wiesn-Sanitäter auch Sturzverletzungen in Folge von Alkoholisierung verarzten. Die Intoxikationen - also meist Alkohol - machten 2023 mit 36 Prozent den Hauptanteil aller Notfälle auf der Wiesn-Sanitätswache aus, die während der gut zwei Festwochen mehrere Tausende Patientinnen und Patienten behandelte.

Heftige Kritik hatte sich im vergangenen Jahr nach dem Fest Münchens neuer zweiter Bürgermeister Dominik Krause eingehandelt, der das Oktoberfest kurz nach seinem Amtsantritt als «weltweit größte offene Drogenszene» bezeichnet hatte. Der Grünen-Politiker antwortete damit in einem Interview des Instagram-Kanals «Münchner Gesindel» auf die Frage, wie er zur Cannabis-Legalisierung stehe.

Wenn man das Oktoberfest in der Stadt habe, müsse man beim Thema Legalisierung genauso klar sein, sagte er. Beides sei aus seiner Sicht okay, solle aber in einem angemessenen Rahmen passieren.

Gekifft wurde auf dem Volksfest auch früher schon - wenngleich illegal. Im vergangenen Jahr zählte die Polizei im Rahmen des Fests mehr als 350 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Etwa die Hälfte davon habe Cannabis betroffen, teilte eine Sprecherin mit, die andere Hälfte Kokain. Zu einem minimalen Prozentsatz seien andere Betäubungsmittel Auslöser für eine Strafverfolgung gewesen.

Es seien keine Angaben möglich, inwieweit die Cannabis-Legalisierung die Arbeit der Polizei auf der diesjährigen Wiesn beeinflussen werde. Das wären «reine Spekulationen».

Im vergangenen Jahr bei Traumwetter kamen 7,2 Millionen Gäste, sie tranken 6,5 Millionen Maß Bier. Bier gehört auf der Wiesn einfach dazu. Der Maßkrughut, wie ein Plüsch-Zylinder auf dem Kopf getragen, zählt bisher, wenngleich nicht unbedingt kleidsam, zu den unausrottbaren Souvenirs. Einen vergleichbaren Jointhut scheint es bisher nicht zu geben - aber es sind ja noch ein paar Monate hin bis zum Fest.

Von Sabine Dobel, dpa

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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