Die Medizin schmeckt nicht jedem
Söder: ,,Wir verordnen eine Vier-Wochen-Therapie"

Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. | Foto: Peter Kneffel/dpa POOL/dpa/Archivbild
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BERLIN (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat die Bürger zu Solidarität während der Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie aufgerufen. Es gehe nicht nur um die Freiheit, die der Einzelne habe, sondern auch darum, wie viel Schutz die Gemeinschaft den besonders Betroffenen biete, sagte der CSU-Chef am Mittwoch nach Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der Bundesländer. «Wir sind eine Solidaritätsgesellschaft und kein Ego-Land.» Es gehe nicht um Loyalität zum Staat und Obrigkeitshörigkeit, sondern um ein Gemeinschaftsgefühl.

Söder betonte, es sei wichtig, jetzt durchzugreifen und nicht länger abzuwarten. «Je länger wir warten, desto schwieriger wird es», sagte er. «Die Alternative nichts zu tun oder weniger zu tun, bedeutet am Ende vielleicht in die Situation zu kommen, dass wir die Entscheidung in den Krankenhäusern zu treffen haben über Leben und Tod.» Die Einschätzungen der Wissenschaftler hätten sich «mit erschreckender Präzision» bestätigt.

Nun sollten drei Viertel der Kontakte reduziert werden. «Es scheint kurzfristig hart, ist aber langfristig milder, als die Alternativen, nichts zu tun», sagte er, dann lande man in einer «Endlosschleife» und das ganze Land leide. «Wir verordnen eine Vier-Wochen-Therapie, wenn man das sagen kann. Wir hoffen, dass die Dosis richtig ist, dass es erfolgreich ist.» Wie bei jeder Therapie gelte, dass sie wirken müsse und nicht zu früh abgebrochen werden dürfe.

Bund und Länder hatten sich zuvor bei ihrem Corona-Krisengespräch auf befristete, aber massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens verständigt. Söder lobte die Einigkeit der Länderchefs. Es sei ein «ermunterndes Signal» gewesen, die Entschlossenheit bei allen zu spüren.

Wirte sind fassungslos

Die Münchner Innenstadtwirte haben sich «fassungslos und bestürzt» über den Beschluss zu einem einmonatigen begrenzten Lockdown geäußert. «Selbst das Robert Koch-Institut sieht die Infektionsgefahr in der Gastronomie bei lediglich 0,5 Prozent», sagt Gregor Lemke, Chef des Augustiner Klosterwirt und Vorsitzender des Vereins der Münchner Innenstadtwirte, am Donnerstag. «Deutlich hat das RKI erklärt, dass Gaststätten nicht die Treiber der Infektion sind.» Die Gastronomen achteten intensiv und mit großem Aufwand an Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen darauf, das eigene Personal und die Gäste zu schützen. «Dass wir jetzt trotzdem einen neuerlichen Lockdown hinnehmen müssen, ist ein Schock.»

Die vorübergehende Zwangsschließung werde die Situation der ohnehin gebeutelten Branche verschlimmern. «Unsere über Generationen gewachsene Wirtshauskultur ist in Gefahr», sagte Lemke. Viele hätten schon aufgeben müssen. «Wenn es so weitergeht, werden 30 bis 40 Prozent der Unternehmen pleitegehen.» Die Münchner Wirte forderten deshalb rasch Finanzhilfen. «Diese müssen schnell und effektiv erfolgen, sonst gibt es ein großes Wirtshaussterben.»

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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