Die Ausgaben steigen
Bezirke in angespannter Finanz-Lage

Symbolfoto (Archiv): Marijan Murat/dpa
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BAYREUTH / MÜNCHEN (dpa/lby/mue) - Sie betreiben Kliniken, zahlen Sozialleistungen und unterstützen die Kultur: Die Haushaltslage in vielen bayerischen Bezirken ist angespannt.

Es gibt keine Steuern, die direkt an die Bezirke gehen, sie kassieren auch keine Anteile daran. Sie finanzieren sich weitgehend über Umlagezahlungen, die die Landkreise und kreisfreien Städte überweisen. Außerdem bekommen sie Geld von Bund und Land. «Wir sehen deutlich, dass die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben bei allen kommunalen Ebenen immer weiter aufgeht. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung so gebremst weitergeht, wird sich die Lage in den kommenden Jahren angesichts der stetig steigenden Kosten im Sozialbereich noch weiter verschärfen», sagte der Chef des bayerischen Bezirketags, Franz Löffler. «Da über 90 Prozent unserer Ausgaben auf gesetzliche Pflichtaufgaben zurückgehen, gibt es nur wenig Einsparpotenzial. Ohne einen grundlegenden Umschwung werden sich unsere Umlagezahler in den kommenden Jahren auf steigende Umlagesätze einstellen müssen.» Das treffe aber am Ende alle Haushalte der kommunalen Ebenen, da das Geld an anderer Stelle fehle. Der Bezirketag fordere deshalb schon seit Jahren eine stärkere finanzielle Beteiligung des Freistaats und «vor allem des Bundes, der als Gesetzgeber die allermeisten Sozialleistungen verantwortet», so Löffler weiter.

Wie viel Städte und Kreise an den Bezirk zahlen müssen, entspringt einer Berechnung des Landesamtes für Statistik - es errechnet die Umlagekraft anhand der Steuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen für jede Kommune gesondert. Zu Beginn eines Jahres setzen die Bezirke in ihren Haushaltsbeschlüssen den Finanzbedarf fest, der aus der Bezirksumlage gedeckt werden muss. Im vergangenen Jahr waren dies nach Angaben des Bezirketags rund 4,7 Milliarden Euro. Das entsprach einem Dreiviertel der Gesamteinnahmen der Bezirke. Die Stadt München zum Beispiel zahlte 2023 mehr als 829 Millionen Euro Bezirksumlage; 2024 ist im Haushalt laut Stadtkämmerei eine ähnlich hohe Summe eingeplant. Die Stadt Bamberg mit ihren rund 80.000 Einwohnern überwies 2023 mehr als 21,7 Millionen Euro an den Bezirk.

Sozialausgaben steigen

Im Bezirk Oberfranken steht nun eine Anhebung des Hebesatzes für die Bezirksumlage bevor. Der Grund: Die Ausgaben für soziale Leistungen, die der Bezirk in der Eingliederungshilfe und der Hilfe zur Pflege zu erbringen hat, erhöhen sich auch 2024, wie ein Sprecher mitteilte. Die Zahl der Menschen, die aufgrund von Alter, einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung auf die Hilfe der Bezirke angewiesen sind, werde in den kommenden Jahren weiter ansteigen, hatte Bezirkstagspräsident Henry Schramm bereits im Dezember betont. Eine leichte Anhebung für die Umlage beschloss auch der Bezirkstag der Oberpfalz. Zudem ist den Angaben zufolge eine Kreditaufnahme von drei Millionen Euro geplant - zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten. Der Bezirk Oberbayern verabschiedete im Dezember einen Haushalt von 2,63 Milliarden Euro. Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger sagte, nur mit «gewaltigen Kraftanstrengungen» sei es gelungen, die Bezirksumlage trotz deutlich steigender Ausgaben stabil zu halten. Dafür greife der Bezirk seine Rücklagen an. Steigende Tarifabschlüsse, Preissteigerungen, weiterhin hohe Energiekosten, der Fachkräftemangel sowie die zunehmende Zahl von Menschen, die Leistungen der Eingliederungshilfe und der Hilfe zur Pflege erhalten, belasteten den Haushalt spürbar, hieß es außerdem.

Gleich bleibt der Hebesatz für die Umlage auch in Mittelfranken, wo kürzlich ein Haushalt mit einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro verabschiedet wurde. Der größte Anteil der Ausgaben ist für die soziale Sicherung vorgesehen. Keine Veränderungen beim Umlage-Hebesatz gibt es auch im Bezirk Niederbayern.

Bezirke betreiben in Bayern vor allem Kliniken mit psychiatrischen und neurologischen Schwerpunkten, aber auch viele weitere soziale Einrichtungen. Außerdem unterstützen sie pflegebedürftige Menschen, die sich ihre ambulante oder stationäre Pflege nicht selbst finanzieren können, und behinderte Menschen, um ihnen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Bezirke unterstützen oder betreiben aber auch viele kulturelle Einrichtungen und Bildungsstätten.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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