Ein Flügel für zwei Pohls - eine wunderbare Erfahrung

Hilde oder Vicky?
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Unter dem Titel "Hildegard und Victoria - ein Flügel für zwei" gaben Mutter und Tochter Pohl ein Klavierkonzert im Hubertussaal und überzeugten mit feinem Anschlag, Brillanz des Vortrags, vor allem aber mit ihrem Temperament, das die Heiterkeit und die emotionalen Tiefen der Musik hervorbringt und das Publikum verzaubert.

Auf die dunkle Bühne kam zu Beginn eine Frau im roten Kleid mit langen blonden Haaren, setzte sich an den Flügel und beugte sich in typischer Pohl-Manier tief über den Flügel, die Haare verdeckten fast das feine Spiel der Finger, die zunächst andächtig anschlugen, sich schließlich zum Furioso steigerten und ganz still endeten - Rachmaninovs Prelude Nr. 1 in Cis moll. Unverkennbar Hilde Pohl? Die Pianistin erhebt sich, streicht die Haare zurück und sagt: "Ich bin Hilde. Ach nein, Victoria Pohl". Dann kommt noch eine Frau mit dem gleichen roten Kleid und den langen blonden Haaren auf die Bühne - die Mutter.

"Toll, dass so ein großes Publikum zu einem Klavierkonzert mit nur einen Flügel kommt!", ruft sie begeistert. "Was kann ich dem Vortrag meiner Tochter entgegensetzen? Frédéric Chopin. Frau Pohl spielt die Polonaise eines Polen." Gemeinsam spielen sie mit zwei unterschiedlich hohen Hockern (darauf legen sie Wert!) ein Stück des 16-jährigen Chopin aus dem Jahre 1824, das erst 1964 wieder entdeckt wurde. Die Melodie hat sich in einem Volkslied erhalten, das vom Publikum erraten werden soll. Wer es erkennt, soll das durch kurzen Applaus anzeigen. Als Hilfestellung setzen die beiden beim Erklingen dreieckige rote Hüte auf. So wird es zur lösbaren Aufgabe.

Mit federnder Leichtigkeit geht es weiter durch den Abend. Vicky spielt eine berühmte Variation von Mozarts A dur-Sonate. Es folgt eine Variation und Interpretation von Alla Turca. Victoria präsentiert Miles Davis' Blue & Green als Jazz Thema und Interpretation von ihrer neuen CD. Dann sammelt sie im roten Hut Publikumswünsche für ein Volkslieder-Potpourri  und mit Tschardas geht es in die Pause.

Den Auftakt nach der Pause macht Vicky mit einem eigenen Arrangement von Autumn Leaves, es folgen der Jazz Standard Spain und "Like someone in love". Dazu fällt Hildegard "The man I love" aus dem neuen Programm "Eine Nacht mit Gershwin", das am 30.3.2019 zur Aufführung kommen wird, ein. Gemeinsam lassen die Pohls dann den Night Train fahren. Grandios spielt Hilde das Volkslieder-Potpourri, oder das, was man inzwischen als Volkslied bezeichnet: Die Gedanken sind frei - Fuchs, du hast die Gans gestohlen - Horch, was kommt von draußen rein - Hänschen klein - Schenkt man sich Rosen in Tirol - Gute Nacht, Freunde. Sie verbindet die unterschiedlichen Melodien zu einem harmonischen Ganzen und endet mit dem wichtigsten Motiv, der Freiheit der Gedanken. Ein kleiner Fan bringt Blumen.

Eine Zugabe ist der Libertango, die andere eine Klavier-Rundlauf mit einem Hocker. Zum Ende bedankt sich Victoria noch bei der Frau, die ihr das Klavierspielen beigebracht hat. "Bei denen zu Hause ist bestimmt immer was los!", murmelt eine Zuhörerin. Da wäre man gerne dabei!

Autor:

Edith Link aus Nürnberg

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