Handwerkskonjunktur in Mittelfranken
Bessere Stimmung im Handwerk: Die Branchen im Überblick

Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

NÜRNBERG (pm/nf) – Ende 2022 besserte sich die Stimmung im Handwerk. Diese – vorsichtig optimistische – Prognose hat sich bewahrheitet. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer bezeichnen 85,5 Prozent der nahezu 23.000 mittelfränkischen Handwerksbetriebe ihre Lage als gut oder befriedigend. 84,5 Prozent erwarten sogar eine verbesserte oder gleiche Geschäftslage.

Zum Vergleich: Anfang des Jahres 2022 sahen die Zahlen noch anders an. Da beurteilten nur 77,3 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut oder befriedigend und nur 80,9 Prozent der Handwerksbetriebe erwarteten eine verbesserte oder gleiche Geschäftslage. „An diesen Zahlen sieht man, wie stabil unser Handwerk ist“, sagt Thomas Pirner, Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, stolz.

Krisen hätte es genug gegeben: Noch in der Erholungsphase nach der Pandemie brach der Ukrainekrieg los. Extreme Preissteigerungen waren die Folge, vor allem bei den Energiekosten. „Trotzdem stellt sich die allgemeine konjunkturelle Ausgangslage in Deutschland besser dar als zum Jahreswechsel angenommen: Der milde Winter und die hohen Gasspeicherstände haben zu einer ausreichenden Gasverfügbarkeit in Deutschland und Europa beigetragen, was sich auch in einem Rückgang der Energiepreise niederschlägt“, sagt Prof. Dr. Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Die Inflationsrate in Deutschland wird im April 2023 voraussichtlich +7,2 Prozent betragen. „Damit ist die Inflationsrate erneut rückläufig, der Höhepunkt des Verbraucherpreisanstiegs dürfte damit überschritten sein. Es verbleibt aber dabei: trotz der deutlichen Lohnsteigerungen in den letzten Monaten verbleibt es bei einem Rückgang der realen Kaufkraft bei den Bürgern, da die Inflationsrate immer noch deutlich höher ist. Dies führt dazu, dass die Anschaffungsneigung des Konsumenten und damit der private Konsum sehr verhalten bleibt. “

Was bedeutet das für Mittelfranken? 

In Mittelfranken geht es konjunkturell und stimmungsmäßig wieder aufwärts. Ein Gewinner ist das Ausbauhandwerk. Vor allem Elektriker, Heizungsbauer und andere Gewerke profitieren vom „grünen“ Boom der erneuerbaren Energien im ersten Quartal. 90 Prozent der befragten Betriebe sind mit der aktuellen Geschäftslage mindestens zufrieden. „Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Unsere Handwerker haben 14,5 Wochen Auftragsbestand“, erklärt Thomas Pirner.

Auch das Lebensmittelhandwerk erholt sich langsam wieder von den Strapazen der vergangenen Jahre: Hier sind 80 Prozent mindestens zufrieden. „Ich bin sehr froh, dass sich unsere regionalen Genusshandwerker wieder aufrappeln. Wer verzichtet schon gerne auf Bratwurst, frische Brötchen, ein Stück Kuchen oder ein süffiges Bier“, freut sich Thomas Pirner. „Winston Churchill hat mal gesagt: Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele auch Lust hat, darin zu wohnen. Da stimme ich ihm hundertprozentig zu“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Und Prof. Dr. Elmar Forster ergänzt: „Da wir jetzt auch wieder mit unseren Spezialitäten punkten dürfen, laden wir alle ein, sich am 18. Juni auf dem Nürnberger Hauptmarkt beim traditionellen Schmankerlmarkt selbst davon zu überzeugen, dass unsere Bäcker, Metzger, Brauer und Konditoren jeden Tag wirklich nur das Beste auf den Tisch bringen – und wer weiß: Vielleicht kurbeln Sie damit sogar die Konjunktur ein wenig mit an. Wir rechnen jedenfalls wieder mit bis zu 30.000 Besucher.“

Freude macht der Kammerspitze auch, dass sich die Lage im Bereich Gesundheit/persönliche Dienstleistung stabilisiert hat. 55,9 Prozent sind mit ihrer Situation zufrieden, 24,4 Prozent bezeichnen sie sogar als gut. „Das bedeutet zwar, dass immer noch 19,7 Prozent ihre Lage kritisch sehen, aber im Vorjahr waren das zu diesem Zeitpunkt noch erschütternde 41 Prozent“, sagt Thomas Pirner, der selbst Friseurmeister ist.

Doch einen Wermutstropfen gibt es bei der Konjunkturumfrage: „Das Bauhandwerk macht uns Sorgen“, sagt Prof. Dr. Elmar Forster. „Im Februar 2023 wurde in Deutschland der Bau von 22.300 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 20,6 Prozent oder 5.800 Baugenehmigungen weniger als im Februar 2022. Die Zahl der Baugenehmigungen ist seit Mai 2022 jeden Monat zurückgegangen.“ Früher oder später wirkt sich das auch auf das Bauhandwerk aus. „Infolge der rasant gestiegenen Baukosten und der höheren Finanzierungszinsen rentieren sich viele Wohnungsbauprojekte nicht mehr, werden verschoben oder ganz gestrichen“, berichtet der Kammer-Hauptgeschäftsführer aus einer Studie des ifo-Instituts und mahnt: „Noch sind die Auftragsbücher aufgrund der Verzögerungen in der Vergangenheit voll, aber nach und nach werden sich Lücken auftun. Das müssen wir im Blick behalten.“Trotzdem: „Wir kommen von einem sehr hohen Niveau. Positiv ist, dass der durchschnittliche Auftragsbestand mit 15,1 Wochen weiterhin über dem branchenübergreifenden Durchschnitt in Höhe von 10,9 Wochen liegt.“

Was bedeutet diese Entwicklung für das Gesamthandwerk? „Es bleibt dabei: Die Wirtschaft wandelt sich und das Handwerk ist ein Teil dieses Wandels. Aber es bleibt stabil und optimistisch. Und das ist die Hauptsache“, ziehen die beiden Kammer-Vertreter ihr Fazit aus der Umfrage.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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