Perspektivenwechsel des Kulturreferats als Buch erschienen
Studie: Was sagen die Besucher zum Reichsparteitagsgelände

Kulturreferentin Prof.  Dr. Julia Lehner (l.) stellt gemeinsam mit Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer Band 4 der Schriftenreihe ,,Perspektivenwechsel" des Kulturreferats vor. | Foto: Nicole Fuchsbauer
  • Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner (l.) stellt gemeinsam mit Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer Band 4 der Schriftenreihe ,,Perspektivenwechsel" des Kulturreferats vor.
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NÜRNBERG (nf) - Das Kulturreferat setzt seine Schriftenreihe mit Band 4 ,,Perspektivenwechsel. Das ehemalige Reichsparteitagsgelände aus der Sicht von Besucher und Besucherinnen" fort. Der Band ist jetzt in einer Auflage von 300 Stück erschienen. Der Fokus liegt auf Aussagen und Verhalten der Individualbesucher, die ohne einen gebuchten Rundgang das Gelände erkunden.

Grundsätzlich geht es Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner um das ,,Erhalten, Öffnen und Informieren". ,,Wir wollen authentisch informieren, jeglicher Mystifizierung (wie beispielsweise beim so genannten Goldenen Saal) entgegenwirken." Die qualitative Studie fand heraus, dass rund 300.000 Menschen aus aller Welt an geführten Reiseangeboten von Bildungsträgern und Touristikunternehmen teilnehmen, um Informationen über die Geschichte des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes und die dortigen baulichen Überreste der NS-Diktatur zu erhalten. Bislang unbekannt war jedoch die Gruppe derjenigen, die sich abseits solcher organisierten Angebote auf dem Areal bewegt. Diesen ,,Perspektivenwechsel" nahm Professorin Dr. Charlotte Bühl-Gramer, Inhaberin des Lehrstuhls für Didaktik der  Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, vor. Insgesamt wurden 1.617 Personen an festgelegten Standorten über ihre Ansichten und Motive befragt. Auffällig war dabei die Internationalität der Befragten, die aus 29 verschiedenen Staaten stammten. Gut die Hälfte gab als Beweggrund für ihr Kommen die  Suche nach historisch-politischen Informationen an. Darüber hinaus wurden die nachträglichen Bewertungen des Aufenthalts am ehemaligen Reichsparteitagsgelände auf einem Online-Portal mit herangezogen. Die darauf erhobenen Zahlen und Angaben wertete Prof. Dr. Bühl-Gramer wissenschaftlich aus: ,,Die Besucherstudie war ein harter Brocken für uns. Wir befragten und beobachteten ja im offenen, freien Gelände. Keine Zäune, kein Eingang, kein Besucherhäuschen. Die Erhebung musste also quasi im freien Feld erfolgen. Wir positionierten uns an vier Standorten, um u.a. festzustellen, wieviele Menschen passieren. An drei Tagen (Samstag und Donnerstag) wurden 16.797 Menschen ,geklickt'. Auf einem Fragebogen wurden 23 Fragen zum Besuch gestellt."

 Wer hält sich dort auf und warum? Was sind die Erwartungen?

• Bei den unter 20-Jährigen meinten mehr als drei Viertel der Befragten, dass die baulichen Überreste tatsächlich größer als gedacht seien. Nicht einmal jeder Zweite dieser Altersgruppe ordnete jedoch die Bauwerke der NS-Zeit zu. 
• Junge Leute haben andere Anforderungen an das Informationssystem. Nur Info-Tafeln reichen nicht. Wunsch: Medial, mit Apps und Audioinformationen.
• Das ehemalige Reichsparteitagsgelände stößt vor allem auf hohes historisch-politisches Interesse. Allerdings: 50 Prozent der ausländischen Gäste gab Neugierde als Grund für den Besuch an. 
• Bei den ersten Stichworten der Befragten zum Gelände stehen NS-Geschichte, Hitler oder die heutige Nutzung an vorderen Stellen. Interessant für die Besucher war auch die Frage, wie in der Nachkriegszeit mit dem Gelände und den Bauwerken umgegangen wurde.
• Weitere Gründe: ,,Ich will ...hier Geschichte erleben, ...sehen, was noch übrig geblieben ist, ...verstehen, warum viele Menschen damals begeistert waren oder ich kann hier wie nirgends sonst Bauwerke der Nazi-Zeit sehen – beziehungsweise: ich will die Ausstrahlung der Bauten spüren." Je höher der Bildungsabschluss, desto stärker nahmen die Besucherinnen und Besucher eine bedrohliche Ausstrahlung der Gebäude wahr. 
• Die über 55-Jährigen lehnten eine assoziative Verknüpfung mit antiken Bauwerken mehrheitlich ab.

Charlotte Bühl-Gramer: Perspektivenwechsel. Das ehemalige Reichsparteitagsgelände aus der Sicht von Besucherinnen und Besuchern (Schriften des Kulturreferates der Stadt Nürnberg 4), 204 Seiten, zahlreiche Abbildungen.

Der Band ist zum Preis von 20 Euro erhältlich im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände (Bayernstraße 110) und über den Online-Museumsladen. Im Stadtmuseum Fembo-Haus (Burgstraße 15) sowie im Kulturreferat der Stadt Nürnberg (Hauptmarkt 18).
Kostenlose Lektüre von Band 2 der Schriften ,,Erhalten! Wozu? Perspektiven für Zeppelintribüne, Zeppelinfeld und ehemaliges Reichsparteitagsgelände" ist online hier zu finden.
Weiterer MarktSpiegel-Artikel zum Thema mit Videobeitrag

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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