Bayerns Innenminister Joachim Herrmann: Prognose zur Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2035

Bayerns Bevölkerung wächst bis 2035 um insgesamt 5,4 Prozent. Einen besonderen Einfluss haben nach den Worten Herrmanns die erhöhten Zuwanderungszahlen aus den anderen Bundesländern wie auch aus dem Ausland. | Foto: ©Franz Pfluegl/Fotolia.com
  • Bayerns Bevölkerung wächst bis 2035 um insgesamt 5,4 Prozent. Einen besonderen Einfluss haben nach den Worten Herrmanns die erhöhten Zuwanderungszahlen aus den anderen Bundesländern wie auch aus dem Ausland.
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Bevölkerung wächst um 5,4 Prozent - Auch 2035 sollen die Menschen in allen Landesteilen gleichermaßen gut leben können

REGION (pm/nf) - Bayerns Bevölkerung wächst bis 2035 um insgesamt 5,4 Prozent - von rund 12,8 Millionen Einwohner 2015 auf voraussichtlich über 13,5 Millionen Einwohner. „Bis auf Oberfranken und Unterfranken wachsen alle bayerischen Regierungsbezirke“ sagte Innenminister Joachim Herrmann bei der Vorstellung der auf alle Regionen bezogenen Prognose des Landesamts für Statistik in Fürth.

Das bedeute einerseits enormes Wachstum in den Ballungsräumen. Deshalb seien vor allem eine Verstärkung des Wohnungsbaus und der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs erforderlich. Wesentliche Standortvorteile im ländlichen Raum böten insbesondere gute Verkehrsanbindungen. Sein Fazit: „Die Bayerische Staatsregierung stellt sich schon heute den mit dem Bevölkerungszuwachs verbundenen Herausforderungen und ist auf einem guten Weg. Wir wollen, dass die Menschen auch 2035 in allen Landesteilen Bayerns gleichermaßen gut leben können."

Bayern wächst nach wie vor. Ging man bisher davon aus, dass das Bevölkerungsmaximum um das Jahr 2031 erreicht sein werde, werde nunmehr das Maximum erst im Jahr 2035 erwartet, und zwar mit über 13,5 Millionen Einwohnern. Herrmann: „Der bayernweite Zuwachs von circa 5,4 Prozent bedeutet im Vergleich zum Jahr 2015 knapp 700.000 Personen mehr, also ungefähr so viele wie die Städte Nürnberg, Fürth und Schweinfurt zusammen zählen.“ Einen besonderen Einfluss haben nach den Worten Herrmanns die erhöhten Zuwanderungszahlen aus den anderen Bundesländern wie auch aus dem Ausland. Zwischen 2011 und 2015 betrug der positive Saldo gegenüber den anderen Bundesländern fast 56.000, gegenüber dem Ausland sogar über 466.000 Personen. Das größte Plus mit fast 338.000 Personen summierte sich aus Wanderungen aus den EU-Staaten.

Der weitaus größte Bevölkerungszuwachs wird für Oberbayern erwartet. Verzeichnete Oberbayern zum 31.12.2015 knapp 4,59 Millionen Einwohner, wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2035 voraussichtlich um fast 530.000 Menschen auf dann über 5,1 Millionen Einwohner erhöhen. Das wären fast 38 Prozent der bayerischen Bevölkerung, gegenüber heute 35 Prozent. ,,Eine anhaltende Sogwirkung entfalten die Landeshauptstadt München sowie ihr Umland aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke“, so Herrmann. Der Landkreis München sowie die umgebenden Landkreise werden deutlich überproportional wachsen. Die Landeshauptstadt München wird 2035 fast 1,65 Millionen Einwohner haben. Auch Schwaben, Niederbayern und Mittelfranken können mit Bevölkerungszunahmen zwischen 3,7 und 5,8 Prozent im Vergleich zum Ende 2015 rechnen, ebenso die Oberpfalz in Höhe von 1,6 Prozent.

Für sämtliche 96 Landkreise und kreisfreien Städte erwartet das Statistische Landesamt positive Wanderungssalden, die sich im Durchschnitt bis zum Jahr 2035 auf insgesamt knapp zehn Prozent des aktuellen Bevölkerungsstandes belaufen. Herrmann weiter: ,,Trotz der festgestellten flächendeckenden Wanderungsgewinne wird die Bevölkerung in Unter- und Oberfranken sowie in 29 Landkreisen und kreisfreien Städten bis zum Jahr 2035 schrumpfen.“

Als zentralen Bestandteil künftiger Politik sieht der Bayerische Bauminister vor diesem Hintergrund die Schaffung von mehr Wohnraum in den Ballungsräumen. Hier sieht er den Freistaat auf einem guten Weg. Mit Blick auf die Zuwanderung und den Wohnungsbedarf durch anerkannte Asylbewerber sollen etwa in Bayern bis 2019 rund 28.000 neue staatliche oder staatlich geförderte Mietwohnungen entstehen. „Insgesamt wollen wir dafür rund 2,6 Milliarden Euro bereitstellen. Aber auch die Kommunen im Einzugsbereich der Ballungsräume müssen dringend noch mehr Bauland ausweisen.“

Zu einer gleichmäßigen Entwicklung in Bayern gehöre aber auch die gezielte Förderung der Kommunen in strukturschwachen Gebieten, so Herrmann. Hier setze die Staatsregierung aktuell etwa mit der Nordostbayernoffensive zur Revitalisierung von Stadt- und Ortskernen für die Landkreise Kulmbach, Hof, Kronach, Wunsiedel und Tirschenreuth sowie die Stadt Hof an. Ab 1. Januar 2017 ist es in diesen Regionen für vier Jahre möglich, Maßnahmen zur Beseitigung innerörtlicher Leerstände mit 90 Prozent Fördermitteln zu finanzieren. Herrmann setzt auch weiterhin auf eine gut ausgebaute Infrastruktur: ,,Ganz Bayern muss so gut erschlossen sein, dass die Menschen in unserem Land überall vernünftig arbeiten und leben können.“ Dabei bleibe Verkehrsträger Nummer Eins auch künftig die Straße. Wichtige Fernstraßenprojekte wie etwa den weiteren Bau der A 94 zwischen München und Passau und den sechsstreifigen Ausbau der A 3 zwischen Würzburg und Nürnberg gilt es weiter voranzutreiben.

Vorausschauende Politik bedeute aber auch die Förderung eines leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs, gerade in den Ballungsräumen. Projekte wie die Zweite Stammstrecke in München, die Umsetzung des Bahnknotens in München und der Ausbau der Nürnberger S-Bahn seien absolut wichtig und unabdingbar. In der Fläche seien auch entsprechende Schienengroßprojekte nötig, wie etwa der Schienenausbau von München über Mühldorf nach Freilassing, die Elektrifizierung der Strecke München-Lindau oder die Elektrifizierung der 'Franken-Sachsen-Magistrale'.

Erfreulich sieht Herrmann die Entwicklung bei den Geburtenzahlen. Die Zahl der in Bayern 2015 geborenen Kinder ist auf dem Höchststand seit dem Jahr 2000: 118.228 kamen in Bayern zur Welt, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch im letzten Jahr überstieg jedoch die Zahl der Todesfälle im Freistaat wiederum die der Geburten. 15.308 mehr Menschen starben 2015 als Kinder geboren wurden.

Betrachtet man somit allein die natürliche Bevölkerungsbewegung, würde der Freistaat bis zum Jahr 2035 4,4 Prozent seiner Bevölkerung verlieren. Das wirkt sich auch auf die Alterspyramide aus: Lag das Durchschnittsalter bayernweit 2015 noch bei 43,6 Jahren, wird es im Jahr 2035 schon 46,1 Jahre betragen. „Die Zahl derer, die 65 Jahre oder älter sind, wird sich 2035 voraussichtlich ganz erheblich, nämlich gegenüber heute um fast eine Million auf dann annähernd 2,6 Millionen erhöhen. Das erhöht auch das Durchschnittsalter vor allem in den vom Bevölkerungsverlust betroffenen Regionen“, informierte Herrmann. Die Staatsregierung reagiere auch auf diesen Wandel bereits heute: „So ist etwa der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe ein aktueller politischer Schwerpunkt der Staatsregierung.“

Als Mammutaufgabe bezeichnete der Bayerische Innenminister die Integration der Zuwanderer in unsere Gesellschaft. Zusammen mit den Spitzenorganisationen der bayerischen Wirtschaft und der Bundesagentur für Arbeit habe die Staatsregierung eine Ausbildungsinitiative zur Integration von anerkannten Flüchtlingen und Asylbewerbern mit guter Bleibeperspektive in den Arbeitsmarkt gestartet. Das Ziel, bis Ende 2016 im Freistaat für 20.000 Flüchtlinge Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze anzubieten, wurde schon jetzt übertroffen. Bis Ende 2019 wird das Gesamtziel von 60.000 erfolgreichen Arbeitsmarktintegrationen angestrebt. Herrmann: „Voraussetzung für die erfolgreiche Integration ist jedoch das Erlernen der deutschen Sprache sowie die Anerkennung unserer Grundwerte. Mit unserem Integrationsgesetz haben wir hierfür die richtigen Weichen für das frühzeitige Gelingen von Integration gestellt."

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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